Indien: Gefängnisseelsorge fordert Reformen des Strafvollzugs
Das indische Ministerium für den Strafvollzug möchte, dass die Behörden unter anderem Probleme wie überfüllte Gefängnisse, Verzögerungen bei Gerichtsverfahren und unzureichende Gesundheits- und Hygieneeinrichtungen angehen. Die Verwaltung der indischen Gefängnisse liegt in der Verantwortung der Provinz- oder Landesregierungen. „Um die Situation der Gefangenen zu verbessern, haben die Regierungen Richtlinien und Programme formuliert, aber oft kommen die Vorteile nicht denen zugute, die hinter Gittern ihr Dasein fristen müssen“, sagte Pater Francis Kodiyan MCBS (Missionskongregation des Allerheiligsten Sakraments) gegenüber der Nachrichtenagentur UCA News.
Wie Pater Kodiyan, der die Gefängnisseelsorge 1981 zusammen mit Pater Varghese Karippery gründete, betonte, nahmen etwa 450 Delegierte an der 13. Tagung der Organisation vom 15. bis 19. November in Goa teil. Laut einer offiziellen Erklärung forderte die Konvention die Regierungen auf, „konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um die Not der Häftlinge und ihrer Familien zu lindern und die Rehabilitation der Freigelassenen zu fördern“.
„Die Haftzeit muss den Gefangenen die Gelegenheit geben, ihre Schuld zu akzeptieren und die Notwendigkeit der Buße und der Umkehr anzuerkennen. Es ist die Pflicht der Regierungen sicherzustellen, dass Gefangene in den Genuss grundlegender Menschenrechte kommen“, heißt es in der Erklärung.
Mit Blick auf die beklagenswerten Haftbedingungen sagte Pater Kodiyan an diesem Mittwoch gegenüber UCA News, dass „mehr als 70 Prozent der Gefangenen noch auf ihren Prozess warten und im Falle von Verzögerungen bei Gerichtsverfahren riskieren, Opfer von Missbrauch und Verletzungen ihrer Menschenrechte zu werden“. Der Großteil der Gefangenen stamme aus armen Verhältnissen und könne sich daher keine kompetenten Anwälte leisten. „Es ist höchste Zeit, dass die Regierungen Initiativen ergreifen, um Rechtsbeistand und schnelle Gerichtsverfahren zu garantieren“, so der Priester. Pater Kodiyan schlug auch die Einstufung und Trennung von Gefangenen nach Schwere ihres Verbrechens vor.
„Ein Ersttäter oder ein Kleinstraftäter wird in dieselbe Gefängniszelle wie ein Schwerkrimineller gesteckt, was sich nachteilig auf ihre Rehabilitation auswirkt“, erläuterte er.
Der Priester appellierte an die Regierungen, auch mehr auf offenen Vollzug zu setzen. „Es wird nicht nur dazu beitragen, die Überfüllung von Gefängnissen zu verringern, sondern auch Ersttätern oder solchen, die "kleine" Straftaten begangen haben helfen, ihr Leben zu verändern“, fügte er hinzu. Das Ministerium für den Strafvollzug betonte in einer Stellungnahme Schritte wie die Erleichterung von „Besuchen von Ehepartnern und Familienmitgliedern, Berücksichtigung weiblicher Gefangener, insbesondere Schwangerer und Mütter von Kleinkindern“. Es forderte auch die katholische Kirche auf, zusätzlich zu den 1.200 Freiwilligen, die derzeit im Einsatz sind, noch mehr Freiwillige auszubilden und einzustellen. Dies könne dazu beitragen, Programme zur Bereitstellung von Beschäftigung, Wohnraum, Gesundheitsversorgung und Bildung für aus Gefängnissen Entlassene und ihre Familien zu beschleunigen.
„Gefangenen zu dienen bedeutet, dem leidenden Christus zu dienen“, betonte Kardinal Filipe Neri Ferrao von Goa und Daman in seiner Ansprache vor dem Kongress am 16. November. Der Kardinal forderte mehr Mitgefühl für die Wiedereingliederung entlassener Gefangener in die Gesellschaft.
Bischof Alwyn D'Silva, Vorsitzender der Gefängnisseelsorge-Büros der Katholischen Bischofskonferenz von Indien (CBCI), sagte: „Vergessen wir nicht, dass Buße und Versöhnung Akte der Gnade sind, die uns helfen, uns unseren weltlichen Herausforderungen und Kämpfen zu stellen.“
Die Konvention beschloss, 10 neue Heime für entlassene Gefangene und 10 spezielle Heime für Mädchen zu eröffnen, die Opfer von Menschenhandel wurden. Daneben wurden auch 5.000 Bildungsstipendien für Kinder von Gefangenen zur Verfügung gestellt.
(ucan – mg)
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