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Erzbischof Djitangar bei einem Gedenkmarsch für Opfer der ethnischen Konflikte von Sandana im Februar 2022 (Archivbild) Erzbischof Djitangar bei einem Gedenkmarsch für Opfer der ethnischen Konflikte von Sandana im Februar 2022 (Archivbild) 

Tschad: Bischöfe rufen zu „echtem nationalen Dialog“ auf

Die katholischen Bischöfe im Tschad haben die „endemische Gewalt“ in dem zentralafrikanischen Land beklagt und die Behörden aufgefordert, einen „echten, umfassenden nationalen Dialog“ einzuleiten. Vor einigen Wochen hatten sie sich aus dem Nationalen Dialog zurückgezogen, weil dieser „de facto“ nicht stattgefunden habe.

Es gelte, weiterhin die „Stimme der Stimmlosen im Land“ zu sein, so die Aufforderung des Vorsitzenden der Bischofskonferenz des Tschad (CET) zu Beginn der Herbstvollversammlung des Bischofsgremiums am 26. November. „Diese zweite Sitzung der Vollversammlung unserer Bischofskonferenz im Jahr 2022 findet in einem schwierigen Kontext statt, in dem die Situation in unserem Land besorgniserregend ist“, sagte Erzbischof Goetbé Edmond Djitangar. Er erinnerte daran, dass sich Bischöfe und Gläubige aktiv auf das große Treffen des Nationalen Dialogs vorbereitet hätten, der dann aber „leider seine Versprechen nicht gehalten hat“.

Im September hatten die Bischöfe die Teilnahme am Nationalen Dialog ausgesetzt, der zwischen den Konfliktparteien im Tschad vereinbart worden war. Es habe de facto gar keinen Dialog gegeben, urteilten sie - denn „für uns basiert der Dialog auf gegenseitigem Zuhören“, formulierten sie in einer Erklärung, in der sie ihre Teilnahme aufgekündigt hatten.

Mitgefühl für die Opfer der Gewalt

„Zu Beginn dieser Vollversammlung möchte ich noch einmal im Namen unserer Kirche - der Familie Gottes - unser Mitgefühl für alle Familien zum Ausdruck bringen, die von der jüngsten Gewalt schwer betroffen sind“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz mit Blick auf die blutige Niederschlagung von pro-demokratischen Protesten Ende Oktober: „Wir können nicht umhin, die Gefahr anzuprangern, dass wir uns in einem Zustand endemischer Gewalt wiederfinden, wenn nicht ein echter, umfassender nationaler Dialog in Gang gesetzt wird.“

Pro-demokratische Proteste

Das Land hat derzeit mit einer Welle der Gewalt zu kämpfen. Insbesondere nach der Verlängerung des Mandats des Übergangs-Machthabers Mahamat Idriss Déby sind die Spannungen im Land eskaliert. Im April 2021 war Präsident Idriss Déby, der seit 1990 an der Spitze des Landes stand, gestorben; daraufhin hatte ein Übergangsrat von Militäroffizieren unter der Leitung von Débys Sohn Mahamat als Interimspräsident für die nächsten 18 Monate die Macht übernommen.

Dagegen gab es am 20. Oktober heftige Proteste. Dabei gingen die Sicherheitskräfte gewaltsam vor und eröffneten das Feuer auf Demonstranten, die in mehreren Städten des Tschad, darunter auch in der Hauptstadt N'Djamena, einen „schnelleren Übergang zu einer demokratischen Regierung“ gefordert hatten. Berichten zufolge wurden mindestens 50 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt.

Die Empörung der Bischöfe

In einem Brief an den Übergangsrat hatte Erzbischof Djitangar seine Wut und Empörung über das Vorgehen gegen friedliche Demonstranten geäußert. Das griff er auch bei der Vollversammlung der Bischöfe auf: „Als Seelsorger können wir uns nicht taubstellen für die Schreie derer, die leiden, und darüber hinaus haben wir die Pflicht, ihre Stimmen an diejenigen weiterzugeben, die die Verantwortung für ihre Sicherheit und ihr physisches und soziales Wohlergehen tragen.“ Die katholischen Bischöfe seien „immer bereit“, zur Förderung des Friedens mit „allen Menschen guten Willens zusammenzuarbeiten und konkrete Vorschläge zu machen, weil die Zukunft dieses Volkes unsere geistliche Verantwortung ist.“

(aciafrica - cs)

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29. November 2022, 11:36