Patriarch Pizzaballa warnt zu Weihnachten vor Gewaltzunahme
Die Gewalt nehme zu, insbesondere in der politischen Sprache, aber auch in Medien, sozialen Beziehungen, Schulen und Familien. Pizzaballa wiederholte seine Sorge über die gegenwärtige Politik in Israel, die die Gefahr berge, „das bereits fragile Gleichgewicht zwischen den verschiedenen religiösen und ethnischen Gemeinschaften zu brechen, die unsere Gesellschaft ausmachen“.
Zudem habe 2022 einen „fürchterlichen Anstieg der Gewalt in palästinensischen Straßen mit einer Todesrate, die uns Jahrzehnte zurückwirft“, gesehen, so der Patriarch. Dies sei ein Zeichen wachsender politischer Spannungen und Unruhe insbesondere unter jungen Menschen über eine immer weiter in die Ferne rückende Lösung des anhaltenden israelisch-palästinensischen Konflikts. Gleichzeitig scheine die palästinensische Frage nicht länger im Fokus der Welt zu stehen. „Dies ist ebenfalls eine Form von Gewalt, die das Gewissen von Millionen von Palästinensern verletzt“, die zunehmen alleingelassen würden, so Pizzaballa.
Das Oberhaupt der lateinischen Katholiken im Heiligen Land beklagte einen Vertrauensverlust, der Gewalt zur einzigen Sprache mache. Als gläubige Christen Weihnachten zu feiern, bedeute auch, eine Gelegenheit für Gnade, Mitgefühl und Vergebung zu schaffen, zu fördern und selbst zu sein. „Frieden, den wir alle begehren, kommt nicht von selbst. Er wartet auf Männer und Frauen, die Gottes Wort in konkrete Handlungen zu übersetzen wissen“, so Pizzaballa weiter. Der Glaube an Gott müsse das Vertrauen in die Menschheit erhalten und zu Gesten freier und echter Liebe führen.
Während der Christmette legte Pizzaballa in einem traditionellen Ritus eine Figur des Jesuskindes auf jene Stelle, an der die Geburt Christi verehrt wird.
Die Weihnachtsfeiern in Bethlehem hatten Samstagmittag mit dem feierlichen Einzug des Patriarchen von Jerusalem begonnen. 28 Pfadfindergruppen begleiteten Pizzaballa bei regnerisch-kaltem Wetter mit Dudelsack, Trommeln und Blasinstrumenten durch die Bethlehemer Altstadt.
Im Autokonvoi wurde der oberste katholische Repräsentant im Heiligen Land von der Jerusalemer Altstadt aus über den israelischen Checkpoint in die knapp zehn Kilometer entfernte Geburtsstadt Jesu gefahren.
Zu Fuß zog der italienische Franziskaner wie bereits in den Vorjahren durch die „Starstreet“. Zahlreiche Gläubige begrüßten den Patriarchen, der mit mehr als einer Stunde Verspätung auf dem Krippenplatz eintraf. Dort wurde er von Bethlehems Bürgermeister sowie weiteren Politik- und Kirchenvertretern empfangen. Gemeinsam zogen sie zur Feier der Vesper in die katholische Katharinenkirche neben der Geburtsbasilika, die unter Kaiser Konstantin über der traditionell als Geburtsort Christi angesehenen Grotte errichtet wurde.
Abbas: Siedlungspolitik gefährdet Christen
Neben Christen aus allen Teilen Palästinas und Israels nahm auch der palästinensische Präsident Mahmud Abbas an der Christmette teil. In seiner zuvor veröffentlichten diesjährigen Weihnachtsbotschaft warnte Abbas am Samstag vor einem Schaden für die christliche Präsenz in der Region durch die israelische Besatzungspolitik. Palästina stelle sich zu Weihnachten mit „dem Bekenntnis zu unseren nationalen Werten, der Standhaftigkeit in unserem Land und mit der Welt auf unserer Seite der Wahrheit und Gerechtigkeit“, so der 87-Jährige.
Christen seien integraler Bestandteil der Region und des palästinensischen Volkes, deshalb werde man mit friedlichem Widerstand der israelischen Siedlungspolitik entgegentreten, die auf die christliche Präsenz abziele, so Abbas. Es gelte, das „Mosaik des religiösen Erbes“ zu bewahren.
Er werde sich allen Maßnahmen entgegenstellen, „die darauf abzielen, unsere nationale Identität, einschließlich unseres christlichen und muslimischen Erbes, auszulöschen“, sagte Abbas wörtlich. Als Beispiele nannte er Angriffe auf die Al-Aksa-Moschee, die Grabeskirche sowie weitere christliche Einrichtungen.
Lapid dankt Christen für Unterstützung
Der israelische Übergangsministerpräsident Jair Lapid dankte unterdessen Christen weltweit für ihre Unterstützung für Israel. „Im Namen des israelischen Volkes, im Namen des jüdischen Volkes möchte ich den Millionen von Christen auf der ganzen Welt danken, die Israel lieben, für Israel beten und immer zu Israel stehen“, sagte er in seinem am Samstag veröffentlichten Weihnachtsgruß.
Die Freundschaft zwischen Christen und Israel habe „nicht nur mit unserer Geschichte hier in Israel“ zu tun, sondern es gehe auch um die Zukunft. Israel sei „die Heimat einer christlichen Gemeinschaft ist, die weiterwächst und gedeiht - anders als irgendwo sonst in unserer Region“, so Lapid.
(kap – mg)
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