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Die Würdigungen für den verstorbenen Emeritus reißen nicht ab Die Würdigungen für den verstorbenen Emeritus reißen nicht ab 

Kirchen und Religionen würdigen den Verstorbenen

Nach dem Tod von Benedikt XVI. erreichen den Vatikan zahlreiche Trauerbotschaften und Würdigungen von Kirchen- und Religionsvertretern aus der ganzen Welt.

Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) hebt vor allem das „europäische Lehramt“ hervor, das Benedikt XVI. während seines Pontifikates entwickelt habe.

Benedikt XVI. habe die Bedeutung der christlichen Wurzeln Europas hervorgehoben und eine notwendige Rückkehr zu Christus und zur Evangelisierung für den Aufbau einer Zivilisation der Liebe betont, schrieb CCEE-Präsident Erzbischof Gintara Grušas in einer Beileidsbotschaft. Benedikt XVI. habe zudem an die „immerwährende Aufgabe der Evangelisierung“ erinnert, hob Grušas weiter hervor. Die Bischöfe Europas würden dieses „europäische Lehramt Benedikts XVI. weiterentwickeln“, versichert der CCEE-Präsident – „in der Gewissheit, dass nur Christus die Hoffnung für ein Europa im Konflikt ist“.

„Europäisches Lehramt“

Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen bat „alle kirchlichen Gemeinschaften in Europa, Benedikt XVI. auf seiner letzten Pilgerreise im Gebet zu begleiten und den Himmel für seinen guten und treuen Diener anzurufen“.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, fand ebenfalls respektvolle Worte: Benedikt XVI./Josef Ratzinger habe „mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben", so Kurschus in einer am Samstag in Hannover veröffentlichten Erklärung. „Sie haben zugleich vielen Menschen Orientierung gegeben."

„Beiträge weit über die katholische Kirche hinaus“

Als Kardinal und später als Papst Benedikt XVI. habe er in Fragen der Ökumene das Gemeinsame unterstrichen. Als Beispiel nennt Kurschus, die auch Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen ist, seinen Besuch in Deutschland 2011. Im Augustinerkloster in Erfurt habe Papst Benedikt betont, dass es für die Ökumene das Notwendigste sei, nicht die großen Gemeinsamkeiten aus dem Blick zu verlieren, „die uns überhaupt zu Christen machen". Dieses Anliegen teile die EKD und sei bis heute für diesen Akzent dankbar.

Papst Benedikt XVI. hat sein Amt laut Kurschus stets „theologisch und geistlich akzentuiert" geführt. „Das verbindet uns trotz aller Unterschiede miteinander", so die Ratsvorsitzende. „Dass er 2013 aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten ist, macht ihn zutiefst menschlich."

„Uns Juden mit seinem klaren Wahrheitsanspruch nicht leicht gemacht“

Der deutsche Rabbiner Walter Homolka erinnerte an streitbare Seiten des emeritierten Papstes. „Er hat es uns Juden mit seinem klaren Wahrheitsanspruch nicht leicht gemacht“, sagte er gegenüber der KNA. „Aus einem gemeinsamen geistlichen Erbe ergab sich für Benedikt XVI. noch keine substanzielle Nähe. Für ihn haben wir Juden die entscheidende Wendemarke im Bund mit Gott nicht mitvollzogen.“

Benedikt XVI. habe „nicht daran geglaubt, dass Juden und Christen das Trennende selbst überwinden könnten. Aus dem Gegensatz der Überzeugungen dürfe aber keine Feindschaft entstehen. Er sah darin vielmehr eine Kraft des Friedens“. Für ein respektvolles Miteinander habe dies immerhin gereicht, so Homolka, nicht aber für einen glaubwürdigen Dialog, findet er.

„Einzigartiger Hirtenbrief an Irlands Kirche“

Der Primas der katholischen Kirche in Irland, Eamon Martin, lobte in seiner Beileidsbotschaft, wie der ehemalige Pontifex auf den Skandal von Missbrauch in der Kirche reagiert habe. Er erinnerte an den „einzigartigen Hirtenbrief“, den Benedikt nach einem Treffen mit den irischen Bischöfen in Rom im Februar 2010 an Irlands Katholiken gesandt hatte. Darin habe er sein „tiefes Bedauern“ über den Missbrauch zum Ausdruck gebracht und zu „dringenden Maßnahmen“ aufgerufen, um das Problem anzugehen, dass das „Licht des Evangeliums“ unsäglich verdunkelt habe. Besonders beeindruckt bei seiner ersten Begegnung 2009 mit Benedikt XVI. hätten ihn dessen „Bescheidenheit und Freundlichkeit“, so Martin.

„Gewinn für den Himmel“

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, rief alle Priester seines Bistums auf, für die Seele des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. eine Messe zu feiern. Ferner bat der ranghöchste Vertreter der Katholiken im Heiligen Land in einem Schreiben von Samstag „alle Kirchen und Klöster, die Glocken zu läuten, wie es unsere Tradition ist".

In Italien hat der Vorsitzende der Bischofkonferenz, Matteo Zuppi, am Samstagnachmittag dazu aufgerufen, im ganzen Land Messen für den Verstorbenen zu feiern und dabei den Text zu verwenden, der für einen verstorbenen Papst vorgesehen ist. An der Stelle der Erwähnung des verstorbenen Papstes sollten die Priester das Wort „emerito" (emeritiert) einfügen.

Auch aus Westafrika kamen mehrere Würdigungen. Kardinal John Onaiyekan, emeritierter Erzbischof von Abuja in Nigeria, sagte vor Journalisten, der Verstorbene habe sein Leben dem Dienst an Gott und der Kirche gewidmet, wie die Zeitung „Vanguard" berichtete. Benedikts Tod sei „ein Gewinn für den Himmel". Bischof Emmanuel Badejo von Oyo wertete den Amtsverzicht Benedikts im Jahr 2013 als mutig; er habe damals „die Realität respektiert". In Enugu im Osten Nigerias läutete die Glocke der Kirche zum heiligen Franziskus und zur heiligen Klara 95 mal - für jedes Lebensjahr Joseph Ratzingers.

„Einer der größten Theologen seiner Zeit“

Als einen der „größten Theologen seiner Zeit – dem Glauben der Kirche verpflichtet und unerschütterlich in dessen Verteidigung“ – würdigte der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, den verstorbenen emeritierten Papst. „In allen Dingen, nicht zuletzt in seinen Schriften und seiner Predigt, blickte er auf Jesus Christus, das Bild des unsichtbaren Gottes. Es war überdeutlich, dass Christus die Wurzel seines Denkens und die Grundlage seines Gebets war“, so der Primas von ganz England.

Während seines langen Lebens und Dienstes habe Papst Benedikt „viele tiefgreifende Veränderungen in der Kirche und in der Welt“ erlebt, lässt der Erzbischof Stationen von Benedikt XVI. Leben Revue passieren. So sei er Zeuge des Nazi-Regimes in Deutschland gewesen, habe „kurz“ im Zweiten Weltkrieg gedient und als junger Theologe und Priester das Zweite Vatikanische Konzil „aus erster Hand“ erlebt. Als Professor und später Erzbischof habe er in einem geteilten Deutschland gelebt, dann aber auch den Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung gesehen, erinnerte Welby weiter.

Benedikts Rücktrittsentscheidung von 2013 sei „mutig und bescheiden“ gewesen, so der Anglikaner anerkennend: „Indem er diese Entscheidung aus freien Stücken traf, erkannte er die menschliche Schwäche an, die uns alle betrifft.“ In seinem Leben und Wirken habe Papst Benedikt „sich bemüht, die Menschen zu Christus zu führen“, so Welby weiter: „Möge er nun in Christi Frieden ruhen und mit allen Heiligen in Herrlichkeit auferstehen.“

„Verfechter traditioneller Werte“

Auch das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt Patriarch Kyrill I. würdigte Benedikt XVI. als „herausragenden Theologen" und Verfechter „traditioneller Werte". In einem vom Moskauer Patriarchat veröffentlichten Beileidsschreiben an Papst Franziskus strich der Moskauer Patriarch zudem die „tiefe Liebe zum östlichen Christentum" heraus, die Benedikt XVI. ausgezeichnet habe. „Die unbestreitbare Autorität von Benedikt XVI. als herausragender Theologe ermöglichte es ihm, einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der konfessionsübergreifenden Zusammenarbeit, zum Zeugnis für Christus in einer säkularisierten Welt und zur Verteidigung traditioneller moralischer Werte zu leisten", so Kyrill in seinem Schreiben.

-aktualisiert 31.12.2022. 16.00-

(vatican news/pm - pr)
 

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31. Dezember 2022, 14:00