Weihnachten in Syrien: Krieg, Leid und Hoffnung
Paolo Ondarza und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Das Gouvernement Idlib ist in den Händen der Dschihadisten. Pater Hanna Jallouf und sein Mitbruder sind die einzigen verbliebenen Ordensleute. Kurz vor Weihnachten ist er von Papst Franziskus für sein Engagement mit dem Mutter-Teresa-Preis geehrt worden. Für Pater Jallouf war die Begegnung mit dem Papst ein ganz besonderer Moment:
„Diese Anerkennung ist wirklich eine Ehre für das ganze syrische Volk, nach all dem Leid. Wir sind seit 12 Jahren im Krieg, stehen unter den Dschihadisten und sind weit weg von der Regierung. Wir haben kein Geld und keine Mittel, um uns zu schützen. Es sind sehr düstere Aussichten. Der Mutter-Teresa-Preis hat mir Freude und Hoffnung gemacht, ich hatte damit nicht gerechnet", berichtet der Franziskaner im Interview mit Radio Vatikan. Es ist eine wichtige Ermutigung für den Ordensmann im Gouvernement Idlib, 43 Kilometer von Antiochien, weiter durchzuhalten:
„Wir sind in einer sehr schmerzhaften Lage. Wir waren hier mal 10.000 Christen. Jetzt sind noch etwa 600 Leute, 200 Familien hier. Alle anderen sind geflohen. Wir sind noch zwei Franziskaner hier und versuchen den Leuten beizustehen und zu helfen: geistlich, materiell, gesundheitlich. Der Herr verlässt uns nicht. Er ist immer bei uns und gibt uns die Kraft, weiter zu machen. Wir wurden entführt, man wollte mich zwingen, zum muslimischen Glauben überzutreten. Aber der Herr hat mir Kraft und Mut gegeben, unseren christlichen Glauben zu bezeugen."
Ohne finanzielle Mittel und ohne Schutz bezeugen die in Syrien verbliebenen Christen ihren Glauben mit ihrem Leben - mehr als mit Worten:
„Unser Zeugnis ist unser Leben. Die Menschen hier merken, dass wir leal und aufrichtig sind und Zuversicht in unserem Glauben finden. So machen wir langsam weiter, trotz aller Schwierigkeiten gehen wir voran. Wir können keine Glocken mehr läuten, die Frauen müssen verschleiert sein, christliche Symbole sind in der Öffentlichkeit nicht erlaubt. Aber wir kommen durch. Und je mehr man uns einschränken will, desto mehr wächst unser Glaube."
Weihnachten unter besonderen Bedingungen
Weihnachten wird in Syrien also auch anders gefeiert als in Ländern, in denen Christen ihren Glauben frei leben können.
„Innerhalb der Kirche können wir auch feiern, wie wir wollen. Aber außerhalb geht das nicht. In der Kirche gibt es also eine Krippe, Novene zu Weihnachten. Aber ein Christbaum draußen, oder in unseren Häusern: Das geht nicht, das ist verboten. Weihnachten heißt für uns: Neugeburt, wir hoffen auf Frieden und auf Freundschaft in ganz Syrien und auf der ganzen Welt."
Die guten Wünsche des Papstes
Dass er Papst Franziskus getroffen hat, hat Pater Hanna Jallouf bestärkt, weiter zu machen. Er bringt seinen Leuten nun zu Weihnachten in gewisser Weise ein "Geschenk" des Papstes mit:
„Als ich mit dem Heiligen Vater gesprochen habe, hat er mir gesagt, ich soll allen ganz liebe Grüße von ihm ausrichten. Er betet dafür, dass es Sicherheit und gerechten Frieden geben wird und dieser unendliche Krieg ein Ende haben und unser Volk davon befreit wird."
(Vatican news - sst)
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