Peru: Zahl der Opfer bei Zusammenstößen steigt weiter
Die Hauptstadt Lima ist aufgrund der massiven Demonstrationen seit vier Tagen nahezu lahmgelegt. Zweihundert junge Leute wurden vorläufig festgenommen, nachdem sie die Universität von San Marcos besetzt hatten. Teils sollen sich den Studenten auch Menschen aus anderen Landesteilen angeschlossen haben. Mittlerweile sind die meisten von ihnen wieder auf freiem Fuß. Das Vorgehen der Sicherheitskräfte löste landesweit eine große Kontroverse aus. Im Rest des Landes, insbesondere im Süden der Anden, gehen die Proteste, Straßenblockaden, Brände und Verwüstungen weiter. Aus dem Touristenmagneten Machu Pichu wurden zahlreiche Touristen evakuiert, nachdem der Zugang zur antiken Inka-Stätte geschlossen worden war.
„Friedliche soziale Proteste, die die Rechtsstaatlichkeit respektieren, sind in einer demokratischen Gesellschaft legitim. Die EU verurteilt erneut die zahlreichen Gewalttaten und die unverhältnismäßige Anwendung von Gewalt durch die Sicherheitsorgane“, erklärte der Sprecher des Hohen EU-Vertreters für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell. Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (IACHR) hat dem in Washington tagenden Ständigen Rat der Union Amerikanischer Staaten (OAS) einen Bericht vorgelegt. Der Gerichtshof fordert, dass polizeiliche Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung „in Übereinstimmung mit den interamerikanischen Standards der Rechtmäßigkeit, Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit“ durchgeführt werden müssten.
Bischöfe schließen sich Papst-Appell an
Auf kirchlicher Ebene haben sich die Bischöfe der Diözesen und Jurisdiktionen des südlichen Andenraums (Puno, Sicuani, Juli, Ayaviri und Huancané) in einer Mitteilung dem Aufruf von Papst Franziskus angeschlossen, der Gewalt ein Ende zu setzen, „wo immer sie herkommt“. Beim Mittagsgebet am Sonntag hatte sich Franziskus erneut besorgt über die eskalierende Gewalt in Peru gezeigt. Weiter appellierten die Bischöfe an den Kongress der Republik, „eine sofortige Lösung für das Anliegen unserer Brüder und Schwestern zu finden und weitere Ausschreitungen zu verhindern, die zum Verlust von Menschenleben führen könnten“. Gleichzeitig rufen sie dazu auf, „Verletzungen und Angriffe auf öffentliche und private Gebäude zu vermeiden“.
Man sei sich bewusst, dass „die Lebenshaltungskosten steigen, viele Menschen keinen Zugang zu lebensnotwendigen Gütern haben und auf Nahrungsmittel angewiesen sind“. In diesem Sinne wird versichert, dass die Diözesen über die Caritas alles in ihrer Macht Stehende tun werden, um der Bevölkerung mit wirtschaftlicher, medizinischer, psychologischer und rechtlicher Hilfe zur Seite zu stehen.
Ähnlich äußerte sich auch der Bischof von Juli, Ciro Chispe, in einem Brief an Präsidentin Dina Boluarte und den Kongress, in dem er ein „sichtbares und konkretes Zeichen zur Beendigung dieser schrecklichen Welle von Toten und Verletzten“ einfordert. In seiner Sonntagspredigt zitierte auch der Erzbischof von Lima, Carlos Castillo, die Worte des Papstes. Die Menschen seien gerufen, die „historischen kulturellen Probleme zu überwinden, um die Wunden der Leidenden zu verstehen und zu spüren“, so der Erzbischof. Dieser gute Wille müsse in allen Lebensbereichen vorherrschen. Ebenso sei Dialogbereitschaft nötig, um die Dinge „in einem anderen Geist“ zu lösen und so „als Brüder und Schwestern leben zu können“.
(sir - cs)
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