Südsudans Regierung will wieder mit Rebellen verhandeln
Der Dialog solle unmittelbar nach dem dieswöchigen Besuch von Papst Franziskus in dem ostafrikanischen Land wiederaufgenommen werden, sagte Sant'Egidio-Generalsekretär Paolo Impagliazzo am Montag dem Radiosender „Tamazuj“.
2018 endete im Südsudan ein fünfjähriger Bürgerkrieg, der etwa eine halbe Million Menschenleben forderte. Das Friedensabkommen war der Grundstein für eine gemeinsame Übergangsregierung von Präsident Salva Kiir und Ex-Rebellenführer Riek Machar. Etliche andere Rebellengruppen aber boykottierten das Abkommen. Sie unterzeichneten 2020 unter Vermittlung von Sant'Egidio die „Rom-Erklärung“. Darin einigten sie sich auf eine Waffenruhe und weitere Friedensgespräche mit der Regierung in Juba. Ende November erlebte der „Rom-Prozess“ jedoch einen Dämpfer, als die Regierung den Dialog überraschend abbrach.
„Wir sind glücklich, dass sich die Regierung entschieden hat, wieder mit den Nicht-Unterzeichnern zu reden; und wir werden versuchen, so bald wie möglich nach dem Papstbesuch eine Verhandlungsrunde zu organisieren“, sagte Impagliazzo. Er selbst werde diese Woche mit einer Delegation von Sant'Egidio nach Juba fliegen.
Eine ökumenische Friedensreise
Gemeinsam mit dem Oberhaupt der Anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, und dem Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, wird Papst Franziskus dort ab Freitag für einen dreitägigen Besuch erwartet.
Gewalt „tägliche Realität"
Vertreter von Hilfsorganisationen berichteten in den vergangenen Wochen von der schwierigen Lage im Südsudan. Gewalt und Vertreibung seien „tägliche Realität“, schilderte etwa die als Projektkoordinatorin von „Ärzte ohne Grenzen“ im Land tätige Österreicherin Sigrid Lamberg jüngst in einem Online-Pressegespräch.
Lamberg schilderte dabei eine „multidimensionale Konfliktlage“: „Die Jahre des Bürgerkriegs haben Spuren hinterlassen, sehr viele Menschen haben Waffen zu Hause, Konflikte werden oft mit Waffengewalt ausgetragen“, so die „Ärzte ohne Grenzen“-Mitarbeiterin. Nach wie vor seien viele militärische Gruppierungen damit beschäftigt, ihren Einfluss zu verteidigen oder auszuweiten. So stünden Viehdiebstähle an der Tagesordnung; ein Phänomen, das zwar nicht neu sei, „aber früher waren die jungen Männer nicht mit Kalaschnikows bewaffnet“, schilderte Lamberg.
Helfer: Korruption im Land „tötet“
Neben Gewalt seien insbesondere auch der Hunger im Alltag der Menschen „sehr präsent“, sagte der Präsident des deutschen kirchlichen Hilfswerks „missio Aachen“, Dirk Bingener, dem Portal „domradio.de“ (Dienstag). Die Korruption sei sehr hoch, infolge des Klimawandels gebe es zahlreiche Überschwemmungen.
In der Hauptstadt Juba und der zweitgrößten Stadt des Landes, Wau, gebe es Krankenhäuser, „ansonsten gibt es keine wirksame Gesundheitsversorgung. Wir haben Geburtenstationen angetroffen, etwas weiter im Landesinneren, wo es kein fließend Wasser gibt. Es fehlen Medikamente, um Malaria zu behandeln.“ All dies habe er noch nie zuvor gesehen, betonte der Experte. Er habe in dem Land verstanden, was Korruption bedeute: „Korruption tötet.“
Der anstehende Besuch von Papst Franziskus sei „sehr wichtig für die Menschen“, so Bingener. Viele empfänden den Besuch als Ehre. „Und es lenkt natürlich die Weltöffentlichkeit noch mal auf diesen vergessenen Konflikt.“ Zudem könne der Papst mit den verantwortlichen Politikern sprechen: „Das ist, glaube ich, das Allerwichtigste, was der Papst tun kann: an die Menschlichkeit dieser Menschen zu appellieren.“
(kap - cs)
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