Israel: Erneuter Angriff auf christliche Einrichtung
In einer Kirche in Nazareth tauchten am Sonntag während der Messe maskierte Männer auf und forderten den Priester auf, den Koran zu rezitieren. Als er sich weigerte, begann der junge Mann zu beten, bis ihn eine Gruppe von Menschen überzeugte, aufzuhören und zu gehen. Bischof Giacinto-Boulos Marcuzzo spricht von einem angespannten Klima, „das alle überrascht hat, sogar die Muslime selbst“, und ein „Novum“ darstelle.
In den vergangenen zwei Wochen hatten Männer auf eine Schule der Franziskanerinnen geschossen und ein Haus der Salesianerinnen überfallen. Dabei forderten sie die Schwestern auf, Musliminnen zu werden. Der Angriff auf die Franziskanerinnen gilt als „gefährlicher Präzedenzfall“: Es war das erste Mal, dass eine christliche Bildungseinrichtung in Israel angegriffen wurde. Die beiden Imame von Nazareth, die die Moscheen leiten, verurteilten die Angriffe scharf. Bischof Marcuzzo sieht in den Angreifern „junge Leute, die vielleicht von zu viel Enthusiasmus getrieben sind und anlässlich des Ramadan Gesten des apostolischen Eifers zeigen wollen.“
Streik und „besondere pädagogische Aktivitäten“
Als Reaktion auf die Angriffe, deren Ziel zweimal Bildungseinrichtungen waren, streikten am Montag die Schulen; am Dienstag sollen „besondere pädagogische Aktivitäten“ stattfinden, in denen konfessionelle Gewalt und Möglichkeiten, den Fundamentalismus in der Gesellschaft zu bekämpfen, diskutiert werden sollen. Am Mittwoch wird die Schule der Salzschwestern eine Pressekonferenz mit dem Titel „Nein zur Gewalt“ abhalten. Am selben Tag planen die Bischöfe „eine offizielle Mitteilung zu den jüngsten Gewalttaten“. Ziel dahinter sei es, „die Situation zu beruhigen, ohne zu polemisieren“, erklärt Marcuzzo. Die Angriffe sieht er als „Teil eines umfassenderen und besorgniserregenderen Bildes, das wir in Israel erleben.“ Es sei eine Eskalation der Spannungen, die durch ihre Schnelligkeit überrasche.
Nazareth sei das wichtigste Zentrum „der muslimischen und arabischen Welt in Israel“, so Marcuzzo. Für das Christentum hat die Stadt als „Stadt Jesu“ auch eine hohe Bedeutung. Die Lage in Israel ist derzeit grundsätzlich angespannt. Aufgrund einer umstrittenen Justizreform gibt es zahlreiche Proteste im ganzen Land; im Westjordanland und im Gazastreifen kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern. Außerdem greifen jüdische Extremisten Gotteshäuser und christliche Zentren an.
(asia news – fg)
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