Italienischer Kinderschutzexperte: Von den Geschichten der Betroffenen ausgehen
Der Geistliche, der auch Direktor der regionalen Kinderschutzstelle der sizilianischen Bischofskonferenz ist, kämpft schon lange gegen Kindesmissbrauch – darunter auch das immer weiter ausufernde Phänomen von Pädopornographie und Annäherungsversuchen im Internet. Seine Organisation Meter hilft nicht nur direkt, sondern erstellt auch regelmäßige Berichte, in denen weltweit konkrete Fallzahlen erfasst werden.
„Nach 32 Jahren Engagement in diesem Bereich bin ich davon überzeugt, dass es sehr wichtig ist, den Opfern zuzuhören und sie zum Reden zu bringen“, so Don Di Noto, wie er in Italien genannt wird. Dabei sei es wichtig, von den Geschichten der Betroffenen auszugehen. „Es sind die Betroffenen selbst, die uns sagen, dass die Zeit gekommen ist, sie zu begleiten. Die Kirche muss sich zum Kind für die Kinder machen, so wie sie sich zum Armen für die Armen macht. Die Realität des Missbrauchs ist ein ständiges und zunehmend dramatisches Wachstum. Vergessen wir nicht, dass Missbrauch Missbrauch ist, egal woher er kommt.“
Der Kinderschutzexperte nannte auch Zahlen, um seine Worte zu untermauern. Denn weltweit seien diese enorm: „Allein in Europa gab es 19 Millionen Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch. In Italien gab es im vergangenen Jahr 19.692 Verbrechen. Als ,Meter‘ haben wir 194 Opfer von Missbrauch im Internet aufgenommen. Im Jahr 2022 gab es laut dem Bericht unserer Organisation 66.000 formelle Beschwerden und 219.000 Links wurden gemeldet. Darüber hinaus gab es 31.000 Hilferufe bei der Hotline.“
Opfer im Mittelpunkt
Der Präsident von Meter berichtete in diesem Zusammenhang von den Geschichten einiger Betroffener, denn man könne nur dann Erfolg haben, „wenn wir den Opfern zuhören“: „Ich erinnere mich an einen 12-jährigen Jungen, der den Papst getroffen hat und nun versucht, wieder den Sinn seiner Existenz zu finden. Es gibt auch die Geschichte von Don Nino, der im Alter von sechs Jahren Opfer eines Pädophilen wurde und sich Meter gegenüber nach 40 Jahren öffnete. Und dann ist da noch die Geschichte von Gloria, die es im Alter von 18 Jahren nach langer Zeit geschafft hat, denjenigen zu vergeben, die sie verletzt haben. Während der Prozess noch läuft, hat sie heute beschlossen, in Schulen zu sprechen. Es erfordert Kühnheit und Mut, etwas anzuprangern. Manchmal haben wir alle eine große Klappe, weil wir immer reden wollen, und kleine Ohren, weil wir nicht zuhören wollen. Wir müssen auch die Gabe des ,dritten Ohrs‘ haben, nämlich das der Empathie. Mein Wunsch ist es, dass wir uns bemühen, gemeinsam zu gehen.“
(sir - cs)
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