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Cirill T. Hortobágyi O.S.B, Erzabt von Pannonhalma (Martinsberg) und Abtpräses der Ungarischen Benediktinerkongregation mit Papst Franziskus im Jahr 2018 Cirill T. Hortobágyi O.S.B, Erzabt von Pannonhalma (Martinsberg) und Abtpräses der Ungarischen Benediktinerkongregation mit Papst Franziskus im Jahr 2018 

Benediktiner zu Papstreise nach Ungarn: Hoffnung auf Erneuerung

Als Papst Johannes Paul II. 1996 Ungarn besuchte, war er auch in der Erzabtei Pannonhalma, einem der wichtigsten geistlichen Zentren Ungarns. Dass Franziskus bei seiner Ungarnreise vom 28.-30.4. nicht vorbeikommen kann, ist ein Wermutstropfen für die Benediktiner. Dennoch freuen sie sich natürlich auf den Papst, von dem sie sich wichtige Impulse für die Zukunft der Kirche erhoffen, berichtet Erzabt Cirill Hortobágyi im Gespräch mit Radio Vatikan.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

„Das ist ein Pastoralbesuch und für mich ist er sehr wichtig, denn ich bin sehr persönlich auch betroffen von Papst Franziskus, von seiner Lehre, von seiner Art und Weise, wie er über die Kirche denkt. Ich meine mit der Synodalität der Kirche, was er zuletzt eingeschlagen hat, will er das Zweite Vatikanische Konzil weiterführen und das ist natürlich sehr wichtig für die Zukunft der Kirche. Wir spüren auch hier in Ungarn, dass immer weniger Leute zur Kirche kommen und religiös sind“, erklärt der 64-jährige Benediktiner, der seit 2018 Erzabt von Pannonhalma (deutsch: Martinsberg) ist.

Er erinnert auch daran, dass die katholische Kirche in Ungarn ab 1948 unter dem Kommunismus litt. Bis zur Wende 1989 gab es keine Religionsfreiheit; die Kirche und ihre Mitglieder wurden bis zur Wende teils scharf verfolgt, überwacht und diskriminiert. Auch von den zuvor mehr als 10.000 Ordensleuten in Ungarn konnten nur einige hundert ihre Arbeit weiterführen.

Hier im Audio: Der Benediktiner Cirill T. Hortobágyi, Erzabt von Pannonhalma (Martinsberg) zur Reise von Papst Franziskus nach Ungarn (Beitrag von Radio Vatikan)

Folgen des Kommunismus noch spürbar

„Natürlich, die kommunistischen Jahre haben uns etwas unterdrückt. Wir hatten viele Institute früher, was verstaatlicht wurde, unser Orden, wie Diözesen und auch andere Orden. Und nach der Wende - Wende heißt bei uns 1989 - war die Kirche viel kleiner geworden und schwächer als früher. Wir versuchen jetzt zu sehen, wie man heute hier in Ungarn, in Europa, Kirche macht. Wir suchen Wege der Erneuerung. Und natürlich ist auch sehr wichtig, was der Papst uns sagt.“

Cirill T. Hortobágyi O.S.B, Erzabt von Pannonhalma (Martinsberg) und Abtpräses der Ungarischen Benediktinerkongregation
Cirill T. Hortobágyi O.S.B, Erzabt von Pannonhalma (Martinsberg) und Abtpräses der Ungarischen Benediktinerkongregation

„Wir versuchen jetzt zu sehen, wie man heute hier in Ungarn, in Europa, Kirche macht. Wir suchen Wege der Erneuerung. Und natürlich ist auch sehr wichtig, was der Papst uns sagt“

Der Ordensmann setzt in diesem Zusammenhang auch auf den von Papst Franziskus gestarteten Prozess der Synodalität in der katholischen Kirche, der alle einbeziehen will - auch wenn das für manche vielleicht noch ungewohnt sei:

Synodaler Prozess in Ungarn

„Wir sind noch eher daran gewöhnt, dass die Kirche das Sagen hat und die Kirche fragt eigentlich nicht, oder weniger, weil die Kirche weiß von alten Traditionen her, wie und was gemacht werden soll. Wir brauchen Mut. Offener soll die Kirche sein. Für die ganze Gesellschaft. Für solche Leute, die noch etwas entfernt sind, aber die Suchende sind. Ich denke, der Papst wird uns diesbezüglich auch Mut machen. Wissen Sie, überall spüre ich, dass man sagt: ,Wo man nicht ganz genau weiß, wie es weitergeht, erst mal abwarten. Nur nicht verändern.` Damit kommen wir nicht weiter. Das ist meine Meinung. Das Zweite Vatikanische Konzil wollte auch etwas ganz anderes: Neue Wege einschlagen. Das müssen wir weitermachen.“

„Dass man sagt: ,Wo man nicht ganz genau weiß, wie es weitergeht, erst mal abwarten. Nur nicht verändern.` Damit kommen wir nicht weiter.“

Bekannteste katholische Stätte des ökumenischen Dialogs

Außerdem ist für Pater Cirill die Ökumene ein wichtiges Anliegen:

„Wir sind die bekannteste katholische Stätte des ökumenischen Dialogs in Ungarn. Es ist noch ein langer Weg zu gehen, bis man mehr zusammenarbeitet und sich besser versteht. Ich bin auch in einem Dorf aufgewachsen, in dem Protestanten und Katholiken nebeneinander lebten - und nicht immer in Friede. Es hat geheißen: ,Der andere ist anders. Da muss man vorsichtig sein, die denken anders, die beten anders, die glauben anders.` Und diese Zeiten sind noch nicht ganz vorbei. Nicht nur von unserer Seite, sondern auch von der anderen Seite. Deswegen wäre das eine sehr wichtige Mission.“

Blick auf die Erzabtei, die auch Unesco-Weltkulturerbe ist
Blick auf die Erzabtei, die auch Unesco-Weltkulturerbe ist

Das Benediktinerkloster Martinsberg wurde 966 gegründet und ist heute nicht nur ein wichtiges kulturelles und geistliches Zentrum, sondern auch ein beliebtes Touristenziel. Die malerisch gelegene Erzabtei wurde 1996, als das Kloster sein 1000-jähriges Bestehen feierte, UNESCO-Weltkulturerbe. Zum Jubiläum kam während seines Pastoralbesuchs in Ungarn damals auch Papst Johannes Paul II. persönlich vorbei. Papst Franziskus besucht das Kloster nicht. Als Franziskus 2021 zum Abschluss des 52. Internationalen Eucharistischen Kongresses in Budapest war, begleitete ihn aber auch der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, der Schweizer Kardinal Kurt Koch, der schon in Pannonhalma war:

„Wir haben jährlich eine Ökumenische Konferenz gehalten, wo Kardinal Koch dabei war. Das letzte Mal, als der Papst hier in Ungarn war, beim Eucharistischen Kongress, hat er wörtlich diese Konferenz erwähnt und gesagt, wir sollen das weiterhin machen. Wir waren auch daran interessiert, dass der Papst auch zu uns kommt. Es gibt nicht einmal ein Treffen mit Vertretern der Ökumene, den protestantischen Kirchen. Eine ökumenische Vesper bei uns; für Frieden und Versöhnung ein Gebet, wäre sehr wichtig gewesen. Aber wir müssen natürlich verstehen, dass aus gesundheitlichen Gründen der Heilige Vater keine großen Reisen in Ungarn machen kann“,

„Eine ökumenische Vesper bei uns; für Frieden und Versöhnung ein Gebet, wäre sehr wichtig gewesen. Aber wir müssen natürlich verstehen, dass aus gesundheitlichen Gründen der Heilige Vater keine großen Reisen in Ungarn machen kann“

sagt der Erzabt von Martinsberg. Kardinal Kurt Koch ist dieses Mal übrigens auch nicht als Papst-Begleiter dabei. Vatikansprecher Matteo Bruni würdigte bei seinem Pressebriefing zur Ungarn-Reise die Erzabtei jedoch namentlich als „Referenzpunkt für den Dialog mit Brüdern verschiedener christlicher Konfessionen". Bruni schloss zudem nicht aus, dass es jenseits des offiziellen Programms ökumenische Begegnungen geben könne, oder dass Ökumene-Vertreter bei anderen Papsttreffen anwesend sind.

Papst-Treffen mit Flüchtlingen

Dass ein Besuch seiner Abtei nicht auf dem Programm steht, stimmt Pater Cirill etwas wehmütig. Es gibt aber auch weitere wichtige Themen, etwa die Flüchtlingsfrage. Am Samstag ist ein Treffen des Papstes mit Flüchtlingen geplant, darunter auch einige aus der benachbarten Ukraine.

„Hauptsächlich aus der Ukraine haben wir viele Flüchtlinge, die zu uns nach Ungarn geflüchtet sind. Hier in Pannonhalma, wo ich lebe, haben wir auch acht Familien, und wir kennen die Situation, wie schwierig das ist, dass die Männer im Krieg sind und die Frauen mit Kindern im Exil leben. Also die Friedensbemühungen von Papst Franziskus sind weltweit anerkannt, auch in Ungarn. Diese Begegnung mit den Flüchtlingen wird ganz bestimmt sehr wichtig sein“, meint der Ordensmann.  

„Sein Kommen und seine Rede ist eine Ermutigung für diejenigen, die sich kümmern um die Flüchtlinge. Ein Zeichen, dass das eine Pflicht ist für uns Christen, dass wir sie nicht im Stich lassen dürfen. Das halte ich für wichtig“

„Was für eine Bedeutung das hat, und was das verursacht, das kann ich nicht einschätzen. Aber dass der Papst Mitgefühl hat mit diesen Leuten und dass er einfach anerkennt, dass das eine schreckliche Situation ist und dass er betet für die Flüchtlinge, ist etwas Wichtiges, was man tun kann. Sein Kommen und seine Rede ist eine Ermutigung für diejenigen, die sich kümmern um die Flüchtlinge. Ein Zeichen, dass das eine Pflicht ist für uns Christen, dass wir sie nicht im Stich lassen dürfen. Das halte ich für wichtig.“

(vatican news - sst) 

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23. April 2023, 14:05