Arborelius: Demokratie gut für die Welt, nicht für die Kirche
In der Kirche gelte „Wahrheit, Liebe, Barmherzigkeit und Heiligkeit“. Dass Mehrheitsbeschlüsse mit der Stimme des Heiligen Geistes identisch sein sollten, sei „eine nichtbiblische Auffassung“.
In der Bibel habe „eine kleine Gruppe der Heiligen“ den Glauben bewahrt, fügte der Kardinal hinzu. „Und auch heutzutage ist nur die kleine Minorität in unseren Ländern christlich geblieben. Wenn unsere Bindung mit der Welt und den gesellschaftlichen Strukturen zu eng wird, besteht die Gefahr, dass wir auch die Auffassungen der Welt übernehmen.“ Dies zu begreifen, sei etwa für die Katholiken in Deutschland schwieriger als in Schweden, wo sie nur eine winzige Minderheit der Bevölkerung darstellten.
Christentum hat etwas anderes zu bieten
„Das Problem in Deutschland ist, dass die Kirche dort ein Teil der Gesellschaft ist“, sagte Arborelius. „Man hat irgendwie nicht verstanden, dass sich die Welt so radikal geändert hat, dass Christen sich etwas abseits stellen und bedenken müssen, dass wir etwas anderes zu bieten haben.“ Dies sei für die Welt nicht unmittelbar zu verstehen, sondern müsse erklärt werden.
Arborelius drückte sein Bedauern darüber aus, dass sich die katholische Kirche in Deutschland mit dem Synodalen Weg zu einem Sonderweg entschieden habe, auch wenn das vielleicht „typisch deutsch" sei. „Aber das geht nicht. Und der Weg zurück wird immer schwieriger.“ Die deutschen Katholiken sollten versuchen, „zusammen mit der Weltkirche weiterzugehen und einen gemeinsamen Weg zu finden“. Dabei müssten sie damit rechnen, dass die deutsche Sicht nicht so wichtig sei, wie man in Deutschland vielleicht denke.
Zusammen mit der Weltkirche weitergehen
Schweden gilt als das am stärksten säkularisierte Land der Welt. Bis 2000 war die evangelisch-lutherische Kirche Staatskirche. Die katholische Kirche ist in Schweden eine kleine Minderheit. Die von Kardinal Arborelius als Bischof geleitete Diözese Stockholm umfasst das gesamte Staatsgebiet. Im aktuellen vatikanischen Jahrbuch wird die Zahl der Katholiken mit rund 126.000 angegeben. Das sind rund 1,2 Prozent der Bevölkerung. In jüngster Zeit wuchs die Katholikenzahl vor dem Hintergrund der Zuwanderung nach Schweden stetig an. In der Diözese Stockholm gibt es 171 Priester und 44 Pfarren.
Anders Arborelius ist der historisch erste Schwede im Kardinalskollegium. In der Schweiz geboren und im südschwedischen Lund aufgewachsen, konvertierte er als 20-Jähriger zur katholischen Kirche und trat in den Karmeliterorden ein. Seit 1998 ist Bischof von Stockholm. 2017 ernannte ihn Papst Franziskus zum Kardinal.
(kap - cs)
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