Kriege verschärfen Welthunger
UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete den Bericht als „eine vernichtende Anklage gegen das Versagen der Menschheit“. Man habe es versäumt, Fortschritte bei der Verwirklichung des zweiten Ziels für eine nachhaltige Entwicklung zu machen, nämlich den Hunger zu beenden und Ernährungssicherheit für alle zu erreichen: Fast 260 Millionen Menschen auf der Welt leiden an Hunger. Um genau zu sein, 258 Millionen.
Das Dokument, das vom Globalen Netzwerk gegen Ernährungskrisen erstellt wurde, zu dem auch die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), das Welternährungsprogramm (WFP) und die Europäische Union gehören, zieht eine erschreckende Bilanz: die Zahl der Menschen, die von „schwerer Ernährungsunsicherheit“ betroffen sind, ist von 21,3 Prozent im Jahr 2021 auf 22,7 Prozent im Jahr 2022 gestiegen, was einem Anstieg von 1,4 Prozent entspricht.
Diese Auswirkungen sind vor allem auf Konflikte zurückzuführen, die nach Angaben der internationalen Organisationen mit 117 Millionen Menschen nach wie vor die „Hauptursache“ für Ernährungskrisen sind. Neben den Folgen des mehr als einjährigen Krieges in der Ukraine und der globalen Instabilität hatten in den letzten zwölf Monaten auch andere Faktoren ein größeres Gewicht, beispielsweise Wirtschaftsschocks, die auch mit der Covid-19-Pandemie zusammenhängen. Das gilt besonders für Afghanistan, Syrien und den Südsudan. Dazu kommen noch extreme Wetter- und Klimaereignisse, die für fast 57 Millionen Menschen in 12 Ländern katastrophale Folgen hatten.
Akute Ernährungsunsicherheit, so heißt es in der nunmehr siebten Ausgabe des Berichts, bedroht unmittelbar die Lebensgrundlage und das Leben der Menschen. Seit 2016 hat sich die Zahl der Menschen, die unter Ernährungsunsicherheit leiden, von 83,3 Millionen auf 253 Millionen im Jahr 2022 mehr als verdreifacht. Außerdem wird auf die Langwierigkeit vieler Notsituationen hingewiesen. Die zehn größten Ernährungskrisen im Jahr 2022, von denen 163 Millionen Menschen, also 63 % der Weltbevölkerung, betroffen sind, betreffen die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Afghanistan, Nigeria, Jemen, Myanmar, Syrien, den Sudan, die Ukraine und Pakistan.
Die Dramatik des Bildes, das sich aus dem Bericht ergibt, wird noch beunruhigender, wenn man sich vor Augen führt, dass mehr als 35 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Hunger leiden.
Während Guterres im Vorwort des Dokuments von einer „unvorstellbaren“ Situation spricht, bezeichnet der Direktor des FAO-Büros für Notsituationen und Resilienz, Rein Paulsen, das Bild als „sehr besorgniserregend“: „Vier Berichte in vier aufeinanderfolgenden Jahren haben eine ständige Verschlechterung der Situation festgestellt,“ betont er und erinnert daran, dass „die richtigen Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Krise zu bewältigen“. Man dürfe nicht warten, bis es zu spät sei. Bis Ende 2023 wird das Klimaphänomen „El Niño“ erwartet, dessen Folgen noch verheerender sein könnten.
(vaticannews - skr)
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