Indien: Gewalt an Christen und anderen Minderheiten nimmt zu
Ein hochrangiger US-Beamter sagte nach der Veröffentlichung des Berichts er sei „betrübt" über die „anhaltenden gezielten Angriffe" auf religiöse Minderheiten des Landes, insbesondere auf Christen, Muslime und die Angehörigen der Dalits, die in der indischen Gesellschaft als „Unberührbare“ gelten. Er kündigte an: „Wir werden die indische Regierung weiterhin dazu ermutigen, die Gewalt zu verurteilen und diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die eine menschenverachtende Rhetorik gegenüber religiösen Minderheiten an den Tag legen.“
Auf Spekulationen, dass vom Ausland aus Anschläge geplant würden, reagierte A.C. Michael, Präsident der Föderation der katholischen Verbände der Erzdiözese Delhi, verhalten: „Ich persönlich glaube nicht an die Einmischung eines anderen Landes in unsere inneren Angelegenheiten, aber man kann nicht leugnen, dass gut organisierte und im Voraus geplante Vorfälle von Gewalt gegen Christen drastisch zugenommen haben, von 147 Vorfällen im Jahr 2014 auf 599 im Jahr 2022."
Eskalierende Gewalt
Allein in diesem Jahr seien in 21 indischen Bundesstaaten innerhalb von 120 Tagen insgesamt 233 gewaltsame Übergriffe gegen die christliche Gemeinschaft verübt worden, erklärte Michael, der früher Mitglied der Minderheitenkommission in Delhi war. Er forderte, auch „diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die sich in einer entmenschlichenden Rhetorik gegenüber religiösen Minderheiten äußern."
Der Bericht des US-Außenministeriums ist nicht der erste, der ein klares Urteil über Verfolgungen und Repressalien gegenüber Minderheiten in Indien fällt. Das indische Außenministerium dementierte die im Bericht des US-Außenministeriums gemachten Angaben und bezeichnete ihn als „motiviert und voreingenommen". Der Sprecher des Außenministeriums, Arindam Bagchi, sagte in Delhi: „Bedauerlicherweise beruhen solche Berichte weiterhin auf Fehlinformationen und fehlerhaften Erkenntnissen."
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts hat politische Brisanz, denn in einem Monat wird der indische Premierminister Narendra Modi in den USA erwartet. Anfang Mai hatte es im Bundesstaat Manipur bereits gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Gruppen gegeben, die bislang 71 Todesopfer gefordert haben. Mehrere Tausend Menschen, vor allem Christen, wurden vertrieben.
Erzbischof ruft zu Solidarität auf
„Es herrschen Angst, Unsicherheit und ein allgemeines Gefühl der Verzweiflung". So beschreibt der Erzbischof von Imphal, Dominic Lumon, die Situation dort zwei Wochen nach Beginn der Gewalt. Er forderte erneut Solidarität und Unterstützung für die Tausenden von Vertriebenen. „Viele Menschen haben ihr Leben verloren“, sagte Erzbischof Lumon, „Dörfer in den Hügeln wurden verwüstet, geplündert und niedergebrannt. Tausende von Menschen sind aus ihren Häusern geflohen und haben einige der Flüchtlingslager erreicht. Etwa 45.000 Menschen befinden sich in Notlagern im Tal und in den Bergen.“
(ucanews – mm)
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