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Überschwemmungen im nahegelegenen Faenza Überschwemmungen im nahegelegenen Faenza 

Italien: Kommunen kämpfen nach Regenfällen um Normalität

Eine unterbrochene Trinkwasser- und Stromversorgung, kein Telefonnetz und unbefahrbare Straßen: Mit diesen Herausforderungen sieht sich im Nachgang der schweren Regenfälle in der italienischen Region Emilia-Romagna auch das kleine Städtchen Modigliana konfrontiert. Wir sprachen mit dem Bürgermeister, Giancarlo Jader Dardi.

Christine Seuss - Vatikanstadt

„Wir befinden uns in einem totalen Ausnahmezustand“, sagt er uns am Donnerstag. Wir konnten ihn telefonisch erreichen, weil er auf einen nahegelegenen Berg ausgewichen war, um von dort aus per Telefon die Rettungsarbeiten zu koordinieren. „Die derzeitige Situation ist sehr ernst, und es fehlt an Kommunikationsmöglichkeiten, Logistik und Infrastruktur. Wir versuchen, das Problem mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu lösen, um Hilfe zu leisten und die Bevölkerung richtig zu informieren“, erklärt der Bürgermeister des 4.500-Seelendorfes in der besonders betroffenen Provinz von Forli-Cesena im Gespräch mit Radio Vatikan.

Hier der Beitrag über die Situation in Modigliana zum Nachhören

„Die Kommunikationsmöglichkeiten sind aufgrund des völligen Fehlens von Telefon- und Internetleitungen absolut prekär“

Auch die Trinkwasserversorgung sei am Vortag wegen übergetretenen Flusswassers in den Filtern ausgefallen, derzeit sei ein Team von Technikern an der Arbeit, um sie wieder zum Laufen zu bringen. Viele Menschen auf dem weit verzweigten Gebiet der kleinen Kommune mussten in Sicherheit gebracht werden. „Auch heute noch arbeiten wir daran, die Umsiedlung der Menschen abzuschließen, denn die Kommunikationsmöglichkeiten sind aufgrund des völligen Fehlens von Telefon- und Internetleitungen absolut prekär.“

Aufräumarbeiten in Faenza
Aufräumarbeiten in Faenza

51 Menschen seien im ehemaligen Kloster der Modigliana-Schwestern untergebracht worden, die ihre Räumlichkeiten großzügig zur Verfügung gestellt hätten, weitere rund 200 Menschen seien privat bei Freunden oder Verwandten untergekommen. Er sei zuversichtlich, dass trotz der schwierigen Situation alle Menschen erreicht und nötigenfalls in Sicherheit gebracht worden seien, so der Kommunalpolitiker, der auch Einsatzteams der Feuerwehr und des Zivilschutzes zur Hilfe rufen musste. Ein Hubschrauber habe bei der Verlegung von Menschen geholfen, da viele Straßen nicht befahrbar seien. „Um nach Modigliana zu gelangen, müssen wir durch Faenza, das selbst überflutet ist, also haben wir große logistische Schwierigkeiten, die zu den unterbrochenen telefonischen Kontakten hinzukommen. Die Aufmerksamkeit des Zivilschutzes, der Feuerwehr und der Präfektur ist sicherlich auf höchstem Niveau.“

Langsam zieht sich das Wasser in Faenza zurück
Langsam zieht sich das Wasser in Faenza zurück

Bereits bei der ersten Unwetterwelle Anfang Mai sei sein Dorf schwer getroffen worden, so der Bürgermeister, der die Situation mit der „nach einem Erdbeben“ vergleicht. „Isolierte Häuser, zerstörte Straßen, starke Erdrutsche und Krater, die sich aufgetan haben… Modigliana kann zu diesem Zeitpunkt nur durch die Provinzstraße erreicht werden, die jedoch selbst von Erdrutschen unter der Fahrbahn betroffen ist, so dass derzeit nur Nothilfefahrzeuge durchgelassen werden, um zu verhindern, dass wir vollständig blockiert oder isoliert werden.“

Auf der anderen Seite des Ortes sei eine strategisch wichtige Brücke eingestürzt, so dass dieser Zugangsweg und die Verbindung zu naheliegenden Dörfern abgeschnitten seien, berichtet Jader Dardi. Für den provisorischen Wiederaufbau der Brücke habe er dringende Hilfe bei der Armee angefordert. Mehr als 20 Kräfte der Feuerwehr seien derzeit gemeinsam mit den lokalen Kräften und Zivilschutzkräften im Einsatz, weitere seien angefragt, doch es sei schwierig, überhaupt einen Überblick über die chaotische Lage zu behalten, klagt der Bürgermeister. „Ich vertraue darauf und hoffe wirklich, dass sich im Verlauf des heutigen Tages die Situation verbessert, auch durch die Wiederherstellung der Telekommunikationslinien.“

Mittlerweile haben die starken Regenfälle zwar aufgehört, doch die Wachsamkeit ist nach wie vor hoch, während die Aufräumarbeiten weitergehen. Das Unwetter habe Milliardenschäden angerichtet, so der Präsident der Region Emilia-Romagna, Stefano Bonaccini.

(vatican news - cs)

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18. Mai 2023, 14:32