Pakistan: Pfarrer hilft Arbeitern raus aus moderner Sklaverei
Weitere fünf christliche Familien mit den dazu gehörigen alten Menschen und Kindern will der Kirchenmann laut dem vatikanischen Fidesdienst aktuell aus dem Netz der „Sklavenarbeit" in den Tonfabriken befreien, von denen es in der pakistanischen Provinz Punjab viele gibt. Das Phänomen der Abhängigkeit durch Lohnvorschuss und Zinsen ist in Pakistan weit verbreitet - einem Land, das auf dem von „Global Slavery" erstellten Index an sechster Stelle steht. Insgesamt 2,3 Millionen Sklaven wurden im Land gezählt, das sind 1,13 Prozent der gesamten pakistanischen Bevölkerung.
Spenden ermöglichen den „Freikauf"
Pfarrer Emmanuel Parvez berichtet dem vatikanischen Fidesdienst, dass es auf dem riesigen Gebiet seiner Gemeinde mehr als achtzig Brennöfen gibt, in denen Ton gewonnen und Ziegel hergestellt werden. Nachdem er von den Geschichten der „versklavten“ Familien erfahren hatte, setzte er eine Aktion in Gang, „um die Ketten der Sklaverei zu zerschlagen, die nicht länger geduldet werden kann, und um diesen Familien, die von einem Joch unterdrückt werden, das ihr Leben für immer bestimmt, Würde und Freiheit zurückzugeben".
Pfarrer Parvez geht zu den Besitzern der Brennöfen und erkundigt sich nach der Höhe der Schulden; dann klopft er an die Türen von Spendern, vor allem in Europa und den USA, und versucht, die Summe zusammenzubekommen, die für das Lösegeld der Sklaven benötigt wird (im Durchschnitt zwischen 500 und 1.000 Euro pro Familie). Nachdem der Arbeitgeber das Geld erhalten hat, unterzeichnet er die Urkunde über die Befreiung und das Erlöschen der Schuld.
Bereits 40 christliche Familien erlöst
Auf diese Weise hat Pfarrer Parvez laut Fides bereits 40 christliche Familien befreit. Er stellt ihnen zudem auch eine bescheidene Unterkunft zur Verfügung und so ist ein kleines Dorf mit dem Namen „Christ the King Colony" in der katholischen Diözese von Faisalabad entstanden. Das Dorf bietet dreihundert christlichen Familien Unterkunft, darunter auch solche, die „zu neuem Leben erweckt" wurden, indem sie von der „Sklavenarbeit" befreit wurden. Den „befreiten“ Familien gelingt es, ihre Kinder in die Schule zu schicken und sie gewinnen ihre eigene Freiheit und Würde zurück, denn sie werden begleitet, um andere Arbeiten zu suchen, im Handwerk oder in der Landwirtschaft.
Sklavenähnliche Bedingungen in Tonfabriken
Auf seinen Reisen durch die ländliche Umgebung seiner Pfarrei, zu der rund 40 Dörfer gehören, stößt Pfarrer Emmanuel immer wieder auf Leidensgeschichten wie die der fünf christlichen Familien, die niemanden haben, an den sie sich wenden können, und zu lebenslanger Abhängigkeit verdammt sind. Vor allem in der Region Punjab ist das Phänomen bekannt, dass massenhaft mittellose Menschen unter sklavenähnlichen Bedingungen in Fabriken arbeiten müssen, in denen Ton aus dem Untergrund gewonnen, Ziegel geformt und in Öfen gebrannt werden, die an die Bauindustrie geliefert werden. Ganze Familien sind aufgrund der Notwendigkeit, ihre Schulden zu begleichen, an Grundbesitzer gebunden, „Herren", die die Arbeitskräfte nach Kriterien der maximalen Ausbeutung behandeln und die Arbeiter - einschließlich Kinder, Frauen und ältere Menschen - unter unmenschlichen Bedingungen halten.
Christen besonders arm und gefährdet
Die Christen des Punjab, die oft zu den ärmsten Bevölkerungsschichten gehören und auf die letzten Ränge des alten Kastensystems verwiesen werden – was leider immer noch typisch für die soziale Schichtung des Subkontinents ist -, gehören zu den privilegierten Opfern eines Mechanismus, der sie oft auch ausgrenzt. Die hohen Schulden, die zu erlassen sind, zwingen nämlich alle Familienmitglieder, ohne Unterschied des Alters, des Geschlechts oder des Gesundheitszustands, zu anstrengenden Arbeitsschichten für einen Hungerlohn. Es ist ein Zustand, der gegen grundlegende Rechte verstößt, während die Menschen als „Ware" betrachtet werden und jeder Würde beraubt sind.
Schulden gehen auf Nachfahren über
Pfarrer Emmanuel erklärt gegenüber Fides: „Christen und Hindus, die zu den ärmsten Teilen der pakistanischen Bevölkerung gehören, sind oft Opfer des Systems: Sie sind die 'Schuldsklaven', ein Mechanismus, der sie zu Missbrauch, Schikanen, Misshandlungen, zu einer Existenz auf Gedeih und Verderb von skrupellosen Herren verdammt. Es beginnt mit einem Darlehen oder Vorschuss von Arbeitgebern. Sie bitten darum, weil sie eine medizinische Versorgung benötigen, denn die Gesundheitsversorgung wird in Pakistan ausschließlich privat bezahlt. Oder vielleicht, um die Hochzeitsfeier der Tochter zu finanzieren", so der Pfarrer. „Um den geschuldeten Betrag zurückzuzahlen, muss man jahrelang arbeiten, ohne Rechte, ohne Sicherheit, ohne Lohn, gezwungenermaßen in baufälligen Wohnungen. In vielen Fällen ist der Arbeiter nicht in der Lage, die Schulden zurückzuzahlen, die mit seinem Tod nicht erlöschen, sondern auf die nächste Generation übergehen und Generationen von Sklaven schaffen“.
Tonindustrie floriert - Dank Ausbeutung
(fides - sst)
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