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Die Begegnung von Tawadros II. und Papst Franziskus auf dessen Ägyptenreise am 28.4.2016 Die Begegnung von Tawadros II. und Papst Franziskus auf dessen Ägyptenreise am 28.4.2016  (Ossevatore Romano)

Tawadros: „Vier Schritte“ auf dem Weg zur Einheit der Christen

Noch vor seinem Besuch im Vatikan, der an diesem Mittwoch startete, hat der koptisch-orthodoxe Papst-Patriarch Tawadros II. vier Schritte genannt, die seiner Auffassung nach wesentlich auf dem Weg zur christlichen Einheit und für die Heilung der Spaltungen zwischen Getauften seien.

„Der Dialog zwischen den Kirchen und ihr Weg zur vollen Gemeinschaft kann sich nur auf das Kreuz Christi gründen und von ihm geprägt sein“: Davon zeigt sich Patriarch Tawadros II. in einem kurzen Video, das in der vergangenen Woche über die offiziellen Kanäle des koptisch-orthodoxen Patriarchats veröffentlicht wurde, überzeugt. Zuerst berichtete der vatikanische Fides-Dienst.

Einheit der Liebe

Der „erste Schritt“, den Tawadros II. ausmacht, bestehe in der Erkenntnis, dass die Einheit zwischen Christen verschiedener Konfessionen „nur in der gemeinsamen Liebe in Christus“ gedeihen könne. Der Patriarch definiert die Einheit der Christen deshalb auch als „Einheit in Liebe“, die nur erfahren werden könne, wenn man den Lehren und Schritten Jesu folge. Dabei erkennt Tawadros II. auch an, dass es nach Jahrhunderten der Spaltung Zeit brauche, um den Weg zur vollen Einheit zu finden; außerdem brauche es gegenseitiges Vertrauen und den aufrichtigen Wunsch zur Einheit.

Interesse und Verständnis für die Tradition des anderen 

Der „zweite Schritt“, auf den der Patriarch hinweist, ist das gegenseitige Studium der jeweiligen Lehre und Geschichten, beziehungsweise Traditionen der verschiedenen Kirchen, aber auch deren Geografie.

Der „dritte Schritt“ wiederum sei der Dialog, in dem die zuvor deutlich gewordenen Gemeinsamkeiten und Unterschiede erörtert werden müssten. Wie Tawadros in dem Video erörtert, könne man im Dialog den anderen fragen: „Erklär mir mal, was willst du genau mit diesen Formeln und Worten?“ So könne man erkennen, dass die Kirchen zwar den gleichen Glauben teilten, diesen aber sprachlich teils unterschiedlich ausdrückten, wobei Verständigungsprobleme aufkämen.

„Erklär mir mal, was willst du genau mit diesen Formeln und Worten?“

 

Dieses Problem bestehe seit dem „unglückseligen Konzil von Chalcedon“ im Jahr 451. (Anm.: In Folge des Konzils von Chalcedon war es im Streit um das Verhältnis zwischen wahrem Gott-Sein und wahrem Mensch-Sein Jesu Christi im Laufe der Kirchengeschichte zu mehreren Kirchenspaltungen gekommen). „Nach diesem Konzil“, so erinnert sich der Patriarch, „begannen Spaltungen die Christen zu zerreißen, auch aufgrund von Missverständnissen über die theologische Terminologie. Wir wurden des Monophysitismus beschuldigt (eine christologische Lehre, die die menschliche Natur Christi infrage stellt, Anm.), ein Begriff, der uns absolut nicht repräsentiert!“

Vierter Schritt: Gebet

Der vierte wesentliche ökumenische Schritt besteht für den koptischen Papst schließlich im Gebet: „Wenn wir diese vier Schritte tun“, so Patriarch Tawadros, „gelangen wir zum Herzen Christi und gehen Hand in Hand. Dies sind die Kriterien, die uns in unseren Beziehungen zu allen Kirchen der Welt leiten.“

Am 10. Mai feiern die beiden Kirchen auch den „Tag der geschwisterlichen Liebe zwischen der koptisch-orthodoxen Kirche und der Kirche von Rom“, der aus Anlass der ersten Begegnung zwischen den beiden Päpsten (Tawadros wird auch als „Papst von Alexandrien bezeichnet“) im Jahr 2013 in Rom eingeführt wurde. Diese Begegnung kam in Erinnerung an die Unterzeichnung der historischen gemeinsamen christologischen Erklärung zustande, die Papst Paul VI. und Patriarch Shenuda III., die Vorgänger der beiden amtierenden Kirchenoberhäupter, am 10. Mai 1973 unterzeichnet hatten.

(vatican news/poi - cs)

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10. Mai 2023, 13:17