„Netzwerken“ in Assisi: „Sich so zu treffen ist ein Segen"

Anne Preckel und Sr. Grazielle Rigotti - Vatikanstadt / Assisi

„Sich alle vier Jahre so zu treffen ist wirklich ein Segen und eine Chance“, sagt uns Ana Martiarena am Rande der Konferenz in Assisi. Die Argentinierin ist in Kenia für ein Hilfsprojekt für Frauen in Afrika verantwortlich, die Diskriminierung und Gewalt erfahren haben. „Die Generalversammlung in Assisi läuft wirklich wunderbar“, berichtet sie über das laufende Treffen in Italien, „wir begegnen hier Teilnehmerinnen aus aller Welt und hören Zeugnisse in verschiedenen Sprachen, das ist wirklich eine Bereicherung. Sich hier physisch treffen und sehen zu können ist wesentlich für unser Netzwerk und unsere Arbeit.“

Handwerkerinnen der Geschwisterlichkeit

Die Teilnehmerinnen der Generalversammlung repräsentieren 67 katholische Frauenorganisationen, die auf allen Kontinenten wirken. Zum Auftakt der Konferenz holten sich die Katholikinnen am vergangenen Wochenende eine Ermutigung von Papst Franziskus ab, der sie im Vatikan in Audienz empfing und ihnen für ihre weltweite kapillare Arbeit dankte.

„Handwerkerinnen der menschlichen Geschwisterlichkeit für den Weltfrieden“ ist das Motto der in Assisi stattfindenden Generalversammlung, auf der auch formale Programmpunkte wie Satzungsfragen und Wahlen abzuarbeiten sind. Daneben gibt es aber auch viel Raum für inhaltlichen Austausch, Erfahrungsberichte und Diskussion. Die Zeugnisse junger Stipendiatinnen aus verschiedenen Ländern am Dienstagabend waren eine Art „frische Brise“ und haben der Versammlung viel Energie gegeben, so Ana Martiarena:

„Diese jungen Leute kamen aus sieben Ländern, darunter Kanada, Mexiko und Argentinien, Spanien, Tansania und Senegal. Sie haben so viel Lust mitzuarbeiten und ihre Erfahrungen zu teilen, zu helfen und zu lernen. Das ist so schön und das hat man an ihren Zeugnissen auch gesehen. Sie wurden aus vielen Kandidaten für ein Stipendium ausgewählt, um hier teilzunehmen und haben das wirklich verdient.“

Beobachtungsstelle eingerichtet

Ein Anliegen der Weltunion katholischer Frauenorganisationen (WUCWO) ist, besonders Frauen eine Stimme zu geben, die in ihren Ländern und weltweit sonst wenig gesehen und gehört werden. Instrument dafür ist eine vor zwei Jahren eingerichtete Globale Beobachtungsstelle für Frauen (OMM), die Situationen der Verwundbarkeit und des Leids sichtbar machen und damit zur Bewusstseinsbildung beitragen soll. Die von der Päpstlichen Lateinamerika-Kommission geförderte Stelle wurde am 14. Juni 2022 offiziell in Rom vorgestellt.

„Es geht bei diesem Observatorium in erster Linie um die Sichtbarkeit der schutzlosesten Frauen weltweit“, erläutert Martiarena. „Darüber hinaus soll auch Einfluss auf die staatliche Politik und die sozialen Praktiken der Kirche genommen und ein Netzwerk geschaffen werden. Frauen wie Männer sind willkommen, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Wir haben derzeit vier Projekte, die mit der Beobachtungsstelle zusammenhängen. Zwei in Lateinamerika - zu Corona-Folgen und zur Diskriminierung von Frauen -, ein weiteres in Afrika, bei dem es um Gewalt gegen Frauen geht, und viertens ein etwas globaler ausgerichtetes Projekt, bei der es um die Weltsynode und die Teilhabe von Frauen in kirchlichen Prozessen geht.“

Mit der Arbeit der Beobachtungsstelle sollen nicht allein Missstände abgebildet werden. Auch der Umgang der Frauen mit Krisen und Strategien der Bewältigung sollen sichtbar gemacht werden. So wurden in Zusammenhang mit der Corona-Krise etwa auch Beispiele dafür angeführt, wie Frauen in Lateinamerika und der Karibik proaktiv mit der Krise umgegangen sind. Gefördert wurde die Erhebung vom Lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM.

Hintergrund

Die Weltunion der katholischen Frauenorganisationen (WUCWO) wurde 1910 gegründet und vertritt heute weltweit fast 100 katholische Frauenorganisationen, die in etwa 50 Ländern auf allen Kontinenten und in einigen Inselstaaten tätig sind. Sie umfasst etwa 8 Millionen katholische Frauen aus allen Lebensbereichen. Ziel der WUCWO ist es, die Präsenz, Beteiligung und Mitverantwortung katholischer Frauen in der Gesellschaft und in der Kirche zu fördern. Dabei geht es etwa um die Verbesserung von Bildungschancen, die Verringerung von Armut und den Schutz der Menschenrechte. Im Jahr 2006 wurde die WUCWO vom Heiligen Stuhl als internationale öffentliche Vereinigung der Gläubigen anerkannt.

Interview: Sr. Rigotti

(vatican news – pr)