Kanada: Kardinal Ouellet weist neue Vorwürfe von Fehlverhalten zurück
Kardinal Ouellet hatte seinerseits ein Verfahren wegen Rufschädigung gegen Pamela Groleau angestrengt, die ihm sexuelles Fehlverhalten vorwirft. Es geht um eine Schadensersatzsumme von 100.000 Dollar, die der Kardinal im Fall eines Urteils zu seinen Gunsten für kanadische Ureinwohner spenden wollte, die Opfer von Missbrauch geworden sind. Doch in dem Fall machen nun die Anwälte der Beklagten vor dem Obersten Gerichtshof geltend, dass zwei weitere Frauen Ouellet unsittlichen Verhaltens ihnen gegenüber beschuldigten.
Marc Ouellet wies die Vorwürfe in einer Pressemitteilung entschieden zurück und erklärte, dass ihm „unbegründete“ Absichten unterstellt würden und er dies in der Gerichtsverhandlung beweisen werde.
Vorwürfe in den Gerichtsakten
Die Vorwürfe werden in zwei Briefen beschrieben, die die Verteidigung zu den Gerichtsakten eingereicht hat. Die Information zuerst am Dienstagmorgen von Radio-Canada verbreitet.
Demnach behauptet die erste der beiden Frauen, sie sei an einem Sonntag im Jahr 1992 von dem Geistlichen angegriffen worden, als sie eine Feier in Montreal vorbereitete. „Der Zelebrant, Marc Ouellet [...] stellte sich hinter mich und rieb mit seinen beiden Händen auf dem Tisch auf beiden Seiten von mir, so dass ich mich nicht befreien konnte, sein Becken an mir“, behauptet sie. Sie sei „auf der Stelle erstarrt“, so die Frau.
Geldschein in der Weste
Die zweite Frau berichtete in einem Brief, der direkt an Papst Franziskus gerichtet war, dass sie sich im Sommer 2014 bei einem Vorfall mit Marc Ouellet, mit dem sie seit zehn Jahren befreundet war, „wirklich unwohl“ gefühlt habe.
Bei einer Party mit ihrem Freund auf der Île d'Orléans in der Nähe von Québec City soll sie über finanzielle Probleme gesprochen haben. Bei der Abreise „steckte Bischof [Ouellet] während einer zweiten Umarmung einen 50-Dollar-Schein in meine Weste gegenüber meiner Brust“, so die Frau.
„Diese Sicht der Dinge, die Frau Groleau vorschlägt, passt nicht zu der Person, die ich bin, und stellt neue verleumderische Behauptungen gegen mich dar. Ich bestreite entschieden, irgendeine unangemessene Geste gegenüber diesen Frauen gemacht zu haben“, betonte Ouellet angesichts der neuen Vorwürfe.
Der 79-jährige Kardinal, der bis Januar dem Bischofsdikasterium vorstand, ist selbst nicht strafrechtlich angeklagt. Sein Name war jedoch im Zusammenhang mit einer Sammelklage gegen die Diözese Quebec aufgetaucht, in der 88 beschuldigte Geistliche aufgeführt werden. Es handelt sich um eine Zivilklage von mehr als 100 Personen, die seit 1940 von Priestern und anderen Kirchenmitarbeitern sexuell missbraucht worden sein sollen - die meisten als Minderjährige.
Unsittliche Berührungen
In diesem Zusammenhang wirft Paméla Groleau dem Kardinal vor, sie zwischen 2008 und 2010 bei öffentlichen Veranstaltungen berührt zu haben, als sie Praktikantin war und er Erzbischof von Quebec war. Sie habe deshalb versucht, ihm aus dem Weg zu gehen. Erst seit 2021 wüssten die zuständigen kirchlichen Beschwerdestellen über die Vorwürfe Bescheid. Anfang des Jahres hatte sich Groleau entschieden, aus der Anonymität zu treten.
„Die Verhaltensweisen, die sie mir vorwirft, sind nichts anderes als Gesten der Herzlichkeit im Rahmen öffentlicher Auftritte", unterstrich Ouellet am Dienstag in seiner Erklärung und fügte hinzu, er wolle „die Vision weitertragen, dass es in unserer Gesellschaft noch erlaubt ist, Menschen im Geiste der Geschwisterlichkeit in der Öffentlichkeit zu begrüßen“.
Der Kanadier verwies bereits zu einem früheren Zeitpunkt angesichts der durch die frühere Pastoralreferentin vorgebrachten Vorwürfe darauf, dass Papst Franziskus nach einer Voruntersuchung zu dem Schluss gekommen sei, die vorgebrachten Anhaltspunkte reichten für ein kirchliches Verfahren nicht aus.
(journaldequebec/kap - cs)
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