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Verschmutzung durch Plastik, hier in Indonesien Verschmutzung durch Plastik, hier in Indonesien  (AFP or licensors)

Plastik reduzieren: weltweites Abkommen auf dem Weg

Weiterer Schritt auf dem Weg zu einer Welt mit weniger Plastik: 175 Ländervertreter haben Ende vergangener Woche bei einer UNO-Konferenz in Paris einstimmig einen ersten Entwurf für ein zukünftiges Plastik-Abkommen verabschiedet. Der französische Umweltexperte Henri Bourgeois Costa erläutert Details.

Nach fünf schwierigen Verhandlungstagen einigten sich die Konferenzteilnehmer am Freitag auf einen Entwurf, der bis zum nächsten Verhandlungstermin im November in Kenia ausgearbeitet werden soll. Ziel ist ein internationaler Vertrag zur Reduktion der weltweiten Plastikverschmutzung; der finale Text wird bis Ende 2024 erwartet.

Plastik überall

Henri Bourgeois Costa ist bei der „Fondation Tara Océan“ Direktor für öffentliche Angelegenheiten und zuständig für die Themen Kreislaufwirtschaft und Plastikverschmutzung. Im Interview mit Radio Vatikan geht er auf das titanische Ausmaß der Plastikverschmutzung ein:

„35 Millionen Tonnen Plastik im Meer, in den Ozeanen“

„Man spricht von 35 Millionen Tonnen Plastik im Meer, in den Ozeanen. 80 Prozent des Volumens besteht aus Mikroplastik. Die Verschmutzung mit Plastik betrifft aber nicht nur die Meere, sondern auch die Erde und die Atmosphäre, sie ist allgegenwärtig. Bei der Plastikherstellung entstehen Treibhausgase, diese Verschmutzung betrifft also auch die Atmosphäre, und damit auch unsere Gesundheit.“

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Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gehe davon aus, dass 15 Prozent der Kohlenstoffemissionen bis 2060 mit der Plastikindustrie verbunden sein werden, referiert der Experte. Die einzige Lösung liege langfristig darin, die Plastikproduktion einzudämmen, pflichtet Henri Bourgeois Costa dem Ziel der UNO-Konferenz bei. Paralleles Recycling sei wichtig, aber „kein Allheilmittel“ – es könne wegen des Zerfalls in Mikroplastik längst nicht alle Plastikpartikel in Wasser, Böden und Atmosphäre erfassen.   

Hoffnung auf ein Abkommen zur Reduktion von Plastik

Selten werde auch über die gesundheitlichen Probleme im Zusammenhang mit Plastik gesprochen, ergänzt er. So berge synthetische Kleidung etwa ein Gesundheitsrisiko und Plastikpartikel gelangten auch über Nahrung und Wasser in den Körper.

Der Experte hofft, dass sich die Staatenvertreter bis Ende 2024 letztlich auf ein gemeinsames Abkommen zur Reduktion von Plastik einigen können.

„Mehr als mehrere tausend Giftstoffe, die mit der Herstellung von Kunststoffen in Verbindung gebracht werden“

„Wir haben keine andere Wahl, als optimistisch zu sein und an den Erfolg dieses internationalen Textes zu glauben, denn es steht heute viel auf dem Spiel für die Menschheit, es geht um die menschliche Gesundheit. Wir erinnern daran, dass es mehr als mehrere tausend Giftstoffe gibt, die mit der Herstellung von Kunststoffen in Verbindung gebracht werden, und dass es sich daher um eine sehr wichtige Frage der menschlichen Gesundheit handelt.“

Plastikproduktion steigt

Die Welt produziert heute doppelt so viel Plastikmüll wie noch vor 20 Jahren. Die globale Plastikproduktion ist seit den 1950er Jahren exponentiell angestiegen. Zwischen 2000 und 2019 hat sie sich von 234 Millionen Tonnen auf 460 Millionen Tonnen im Jahr 2019 verdoppelt. Sie dürfte sich bis 2060 noch mindestens verdreifachen, wenn keine Änderungen vorgenommen werden, erinnert die „Fondation Tara Océan“.

Laut der Stiftung, die Sonderbeobachter bei den Vereinten Nationen ist, werden 46 Prozent des Plastikmülls auf Deponien vergraben, 17 Prozent verbrannt und 22 Prozent in der Natur zurückgelassen. 15 Prozent werden gesammelt, um recycelt zu werden, aber nur 9 Prozent tatsächlich recycelt. 

Kritik von Umweltschützern

Die Ergebnisse der Pariser Konferenz gingen Umweltschützern teils nicht weit genug. Die Expertin für Ressourcenschutz bei Greenpeace, Viola Wohlgemuth, kritisierte den Beschluss als „Minimalkompromiss“. Besonders Saudi-Arabien, China und die USA hätten zusammen mit der petrochemischen Industrie versucht, ein wirksames globales Abkommen zu untergraben.

Das Interview mit Henri Bourgeois Costa führte Marine Henriot von Vatican News.

(afp/vatican news – pr/skr)
 

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06. Juni 2023, 13:45