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Junge Menschen in Vietnam Junge Menschen in Vietnam  (AFP or licensors)

Vietnam: Zunehmende Zahl von Scheidungen in der Gesellschaft

Immer mehr junge Paare in Vietnam entscheiden sich für die Scheidung und gegen Kinder, wie jüngste Statistiken und soziologische Studien belegen. Die Scheidungsrate in dem Land habe sich demnach von einem Prozent im Jahr 2009 auf 1,8 Prozent im Jahr 2019 fast verdoppelt. In einem Interview mit der vietnamesischen Staatszeitung „Bao Dai Dona Ket“ sagte der Soziologe Nguyen Anh Hong kürzlich: „Die Zunahme der Scheidungsfälle in unserer heutigen Gesellschaft ist wirklich ein ernstes Problem.“

Das Familienleben sei instabil, die sozialen Beziehungen würden kompliziert und die Familienwerte ändern sich, so Hong und fügte hinzu: „Das Phänomen, dass junge Menschen heiraten und sich bald wieder scheiden lassen, gibt Anlass zu ernster Besorgnis in unserer Kultur und Gesellschaft.“

Nach Angaben des Instituts für Familien- und Geschlechterforschung gebe es in Vietnam im Jahr 2018 durchschnittlich mehr als 60.000 Scheidungsfälle pro Jahr, was 30 Prozent der Gesamtzahl der Paare entspricht, die heiraten. Unter den geschiedenen Paaren machen junge Familien im Alter zwischen 18 und 30 Jahren 70 Prozent der Fälle aus; 60 Prozent der Fälle sind verheiratete Paare, die zwischen einem und fünf Jahren in ihrer Ehe zusammengelebt haben. Den Statistiken zufolge gebe es verschiedene Ursachen für das Scheitern von Ehen: In 27,7 Prozent der Fälle sei die Scheidung auf Konflikte in der Lebensführung zurückzuführen, in 25,9 Prozent auf Ehebruch, 13 Prozent auf wirtschaftliche Faktoren, 6,7 Prozent auf häusliche Gewalt und 2,2 Prozent auf gesundheitliche Gründe.

Katholiken widersetzen sich dem Trend

Die vietnamesische katholische Gemeinschaft (etwa neun Millionen Gläubige bei einer Bevölkerung von 97 Millionen) widersetzt sich derzeit diesem Trend. Nach den Daten einer Umfrage, die 2021 von der Erzdiözese Hanoi unter den Getauften in 69 Pfarreien mit 5 610 Gemeindemitgliedern durchgeführt wurde, gaben nur ein Prozent der Befragten an, dass sie getrennt oder geschieden seien. 89 Prozent der 3.721 Gemeindemitglieder gaben an, dass sie ihren Ehepartner nie betrogen hätten und in der Ehe treu seien. 92,7 Prozent gaben an, in einer harmonischen und liebevollen Familie zu leben, trotz aller Schwierigkeiten und Nöte.

Wenn das Eheleben in eine Krise gerate, beten 79,6 Prozent der Gemeindemitglieder zu Gott um Hilfe, und 40,1 Prozent suchten auch Rat bei Priestern und Ordensleuten. In Konfliktsituationen entscheiden sich die katholischen Gläubigen in 82,3 Prozent der Fälle für eine friedliche Lösung, die den Forderungen des Ehepartners oder der Kinder entspreche.

Gottes Hilfe

„Die Katholiken suchen Gottes Hilfe bei der Lösung von Ehekonflikten in der Überzeugung, dass der Herr durch die Gnade des Sakraments eingreifen, die Herzen verändern und Frieden bringen kann. Ethische Werte und der Glaube tragen zum Prozess der Versöhnung und Konfliktlösung bei. Die ehelichen Verpflichtungen sind ein wichtiger Faktor, der die Eheleute motiviert, sich für Altruismus zu entscheiden, Konflikte harmonisch zu lösen und nicht zuzulassen, dass eine Krise das Eheleben zerstört“, heißt es in der Studie.

Die von der Kirche eingerichteten Kanäle zur Unterstützung der Familien, so die Studie weiter, seien sehr wirksam, um die negativen Folgen von Konflikten zu verringern, den Eheleuten zu helfen, negative psychologische Zustände zu überwinden und die Risse in der Beziehung zwischen Mann und Frau zu heilen. Junge Ehegatten werden durch die Teilnahme an Ehevorbereitungskursen sensibilisiert. Laut der Umfrage dienten die Kurse dazu, die lehrmäßigen Grundlagen vor der Eheschließung zu stärken (62 Prozent), das kirchliche Eherecht zu verstehen (57,6 Prozent) und nützliche Kenntnisse und Grundlagen für die Ehe zu vermitteln (49,4 Prozent).

Konflikte lösen, statt sich scheiden lassen

Cu Thi Thanh Thuy, eine vietnamesische Wissenschaftlerin und Autorin von „Spousal Conflict in the Catholic Family, A Sociological Approach“ (veröffentlicht 2020), sagt: „Die Tendenz der katholischen Ehepartner in Vietnam ist es, Konflikte zu lösen, indem sie unterschiedliche Positionen versöhnen und die Harmonie wiederherstellen. Im Prozess der Konfliktlösung spielt der christliche Glaube eine wichtige Rolle: Das Teilen moralischer und religiöser Werte leitet die Eheleute zu positiven Maßnahmen, um die Beziehungen zu verbessern und von extremen Lösungen Abstand zu nehmen. Der Katholizismus motiviert die Eheleute, nach Lösungen zu suchen, die das Glück in der Ehe erhalten und nicht zerstören.“

Den verschiedenen Umfragen zufolge sei die Grundlage für ein stabiles Eheleben ein stabiles Glaubensleben und eine stabile Glaubenspraxis, und vor allem eine Zahl ist aufschlussreich: 96 Prozent der getauften Vietnamesen besuchten regelmäßig die Sonntagsmesse und gingen regelmäßig zu den Sakramenten.

(fides – mg)

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13. Juni 2023, 12:54