Caritas Ukraine: Im Krieg schon Samen des Friedens säen
Svitlana Dukhovych und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt
Das Friedens-Programm hat die Caritas im Land bereits 2016 begonnen - nach dem ersten Angriff der Russen von 2014, berichtet Hanna Homeniuk, die Leiterin des Caritas Peacebuilding-Projekts, im Gespräch mit Radio Vatikan. Bis 2021 gab es dann bereits vier Projekte für mehr als 30.000 Menschen - das Ziel: Integration, Widerstandsfähigkeit und Selbsthile stärken. Nach dem groß angelegten Einmarsch der Russen im Februar 2022 sei es dann erst einmal um Nothilfe gegangen: Leben retten, wo möglich.
Aktuell gibt es zwei Projekte zur Friedensförderung. Zunächst geht es dabei darum, Wunden zu heilen und Traumata zu überwinden, erklärt Hanna Homeniuk:
„In der ukrainischen Gesellschaft wird das Heilen von Wunden, die Überwindung von Traumata, Linderung von Schmerzen noch jahrzehntelang aktuell bleiben. Deshalb versucht die Caritas Ukraine, in die Ausbildung von Psychologen und anderen Spezialisten zu investieren, die in diesem Bereich arbeiten können."
Der Vorteil der Caritas, sagt Homeniuk, ist, „dass die Caritas eine religiöse Komponente hat. Die Anwesenheit der Priester, ihr Dienst und die Aufmerksamkeit für die Art und Weise, wie Trauer und Beerdigungen erlebt werden, sind sehr wichtige Aspekte und ermöglichen es, den menschlichen Verlust angemessen zu erleben und zu verarbeiten. Wir haben kürzlich mit der Gesundheitskommission der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche darüber gesprochen, wie wichtig es ist, Priestern und Ordensleuten Traumasensibilität beizubringen, damit sie verstehen, wann eine Person an einen Psychologen oder Psychotherapeuten überwiesen werden muss und wann sie mit der seelsorgerischen Begleitung fortfahren können".
Die Projekte zur Friedenskonsolidierung werden derzeit in zehn Regionalbüros der Caritas Ukraine durchgeführt, und zwar in den sichersten Gemeinden, also weit weg von der Front. Angeboten werden Gespräche, psychologische Unterstützung, Konfliktlösung und verschiedene öffentliche Veranstaltungen, etwa kleine Feste, oder Workshops, um den Zusammenhalt zwischen den Menschen zu stärken. Hauptziel sei die Interaktion und Integration von Binnenvertriebenen in kleineren Gemeinden, wo die Integration schwieriger sei, als in Großstädten. Die Caritas ist aber auch in kürzlich befreiten Gebieten aktiv, wo es oft Spannungen zwischen denen, die geblieben sind und die Besatzung überlebt haben, und denen, die geflohen sind und jetzt zurückkehren, gibt. Um Menschen bei der Überwindung von Traumata zu helfen, ist auch eine sichere Umgebung wichtig:
„Wir müssen selbst eine vertrauensvolle Beziehung zu den Menschen aufbauen, damit sie sich uns gegenüber öffnen und wir müssen einen sicheren Raum schaffen, damit man sich auch dann öffnen kann, wenn man Menschen mit anderen Erfahrungen um sich herum hat. Wir müssen den Menschen beibringen, einander zuzuhören. Das macht einen großen Unterschied und gibt den Leuten enorme Unterstützung. Das ist die Grundlage unseres Ansatzes", erklärt die Caritas-Mitarbeiterin.
„Мир” – „Friede"
Hanna Homeniuk weiß, dass die Friedenskonsolidierung und alle Friedensprozesse harte und lange Arbeit erfordern, die darauf abzielen, den anderen zu verstehen. Das bedeute nicht unbedingt, die Meinung anderer zu akzeptieren oder die eigene Meinung weniger wichtig zu nehmen. Wichtig sei, dass „jeder die Gewissheit haben muss, im Dialog gehört zu werden". Das gelte es auch im Kleinen schon zu erlernen und auch während des Kriegs Samen des Friedens zu säen. Die ukrainischen Landwirte übrigens hätten trotz der Bomben und Raketen weiter ihre Weizen-Felder bestellt, berichtet die Caritas-Mitarbeiterin. Alle in der Ukraine wünschten sich Frieden, der aber mehr als „ein Waffenstillstand, bei dem sich die Situation nicht ändert" sein müsse. Dauerhafter und wahrer Friede bedeute, Sicherheit und die Möglichkeit, das Land und Wohlstand wiederaufzubauen.
(vatican news)
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