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Muslime demonstrieren gegen die Entscheidung des obersten Gerichts, die Vorfwürfe gegen eine der Blasphemie beschuldigte Christin fallenzulassen Muslime demonstrieren gegen die Entscheidung des obersten Gerichts, die Vorfwürfe gegen eine der Blasphemie beschuldigte Christin fallenzulassen  (ANSA)

Pakistan: Christen fürchten Vergeltung nach Blasphemievorwurf

Die Bewohner eines christlichen Viertels im Osten Pakistans leben in Angst, seit muslimische Mobs gedroht haben, sie wegen Blasphemie gegen den Islam anzugreifen.

Die Sonntagsgottesdienste des 16. Juli wurden unterbrochen und Polizei zur Bewachung des Districts Maryam Town in Sargodha in der Provinz Punjab eingesetzt, nachdem ein örtlicher Muslim angeblich ein Stück Papier mit Karikaturen und Kommentaren gefunden hatte, die den Propheten Muhammad und seine Frau Aisha beleidigten.

Nach Angaben der örtlichen Polizei wurde das Stück Papier in der Nähe des Hauses des Mannes gefunden und beinhaltete eine Notiz von einem „unbekannten Soldaten aus der Stadt Maryam“.

Angeblich lobte die Notiz auch die Verunglimpfung des Koran, die letzten Monat in Schweden stattgefunden hatte.

Die Lage wird sehr schnell unruhig

Die Polizei hat Anzeige gegen unbekannt erstattet und ein Komitee von fünf örtlichen Geistlichen ernannt, die die Ermittlung mit der Verwaltung koordinieren sollen.

Hunderte verärgerte Muslime blockierten den Verkehr und verbrannten Reifen auf der Staßenkreuzung von Faisalabad in der Nähe von Maryam. In der Stadt leben über 4.000 Christen.

Die Demonstranten stellten der Polizei ein Ultimatum, den Schuldigen innerhalb von 48 Stunden zu verhaften.

In örtlichen Moscheen wurden am Sonntagmorgen Ankündigungen gemacht, die einem Christen Blasphemie vorwarfen und einen Angriff auf dessen Wohnviertel androhten, sagte Sanwar Balm, ein katholischer Anwalt.

„Die Polizei sperrte das Viertel sofort ab und richtete Wachposten ein, aber fast die Hälfte der christlichen Bevölkerung floh aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen aus ihren Häusern", sagte er gegenüber UCA News. Zudem wurden ein Dutzend christliche Männer als Verdächtige verhaftet, weil ihre Ausweise Maryam als Adresse angaben.

„Wir hoffen, dass die Verhaftungen die Demonstranten beruhigen werden und die Unschuldigen schließlich freigelassen werden", so der katholische Anwalt. Es sei der dritte Fall von angeblicher Blasphemie, der in den vergangenen zwei Monaten in Sargodha registriert wurde. „Es handelt sich um eine Verschwörung, um Unruhen zu schüren", behauptete er.

Zwei weitere Blasphemiefälle in den letzten Monaten

Am 8. Juli verhaftete die Polizei Zaki Masih, nachdem ein ortsansässiger Muslim ihn beschuldigt hatte, den Islam in einem Facebook-Post beleidigt zu haben.

Am 30. Juni kam es in dem Dorf Chak 49 Shumaali in Sargodha zu Spannungen, nachdem ein von Haroon Shahzad auf Facebook geposteter Bibelvers Muslime mit Heiden verglichen und Tieropfer nicht respektiert hatte. Katholische Priester in Sargodha verweigerten angesichts der angespannten Lage jeden Kommentar.

„Lokale Politiker und die Polizei haben unsere Sicherheit garantiert", sagte Asif Shehzad, ein katholischer Einwohner von Maryam. Er wolle trotz der angespannten Lage bleiben.

Blasphemie ist in Pakistan sehr präsent

Das Thema Blasphemie ist in Pakistan hochgradig sensibel. Vorwürfe haben insbesondere in der Provinz Punjab schon zu Mob-Angriffen auf christliche Wohngebiete geführt.

Laut einer Erhebung des Zentrums für soziale Gerechtigkeit wurden allein im letzten Jahr 171 Fälle von Blasphemie gemeldet. 2020 waren es sogar 208. Zwischen 1987 und 2022 wurden mindestens 2.120 Menschen der Blasphemie beschuldigt. 75 Prozent der Fälle kamen aus der Provinz Punjab. Die christliche Bevölkerung in Pakistan macht laut der Zählung von 2017 nur 1,27 Prozent der Gesamtbevölkerung Pakistans aus.

(ucanews – md)

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19. Juli 2023, 11:55