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Der künftige Kardinal Pierbattista Pizzaballa bei einer Messe in Jerusalem Der künftige Kardinal Pierbattista Pizzaballa bei einer Messe in Jerusalem  (AFP or licensors)

Drei Kardinäle – eine unerwartete Nachricht

Stell dir vor, du wirst Kardinal – und erfährst es als Letzter: So ist es schon mehr als einem für das Kardinalskollegium Nominierten in der Ära Franziskus gegangen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Auch diesmal wieder hat der Papst aus seiner Liste der Kirchenmänner, die er Ende September in seinen Senat aufnimmt, bis zuletzt ein Geheimnis gemacht. „Ich habe diese Nachricht fast zufällig erfahren“, erzählt uns der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa.

„Ich hatte mit nichts dergleichen gerechnet, darum war es eine große Überraschung.“ Kaum war am Sonntagmittag in Jerusalem bekanntgeworden, dass der Leiter der römisch-katholischen Ortskirche den Kardinalspurpur erhält, stimmten die Franziskaner in der Grabes- und Auferstehungskirche spontan ein Te Deum an.

Radio Vatikan: Interviews mit drei neu ernannten Kardinälen

Spontanes Te Deum in der Grabeskirche

„Ich lese das als ein Zeichen für die Aufmerksamkeit des Heiligen Vaters und der Kirche von Rom für die Mutterkirche, die Kirche von Jerusalem, die eine Berufung zum Universellen hat, eine Berufung zu Dialog und Begegnung. Ihre Sendung besteht vor allem darin, alle Christen und auch Nichtchristen zu Begegnung und Versöhnung zu ermutigen. Ich sehe das also als eine Einladung, auf dieser Straße weiterzugehen.“

Fast 10.000 km von Jerusalem entfernt hat auch Christophe Pierre von seiner bevorstehenden Erhebung zum Kardinal erfahren. Der Franzose Pierre arbeitet als Nuntius in Washington.

Christophe Pierre
Christophe Pierre

Der Nuntius und die Evangelisierung

„Ein amerikanischer Journalist hat mich heute morgen geweckt, und damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet… Natürlich fühle ich jetzt die ganze Last der Verantwortung. Der Papst erweist mir eine große Ehre. Ich sehe das als Ermutigung, weiter den Papst und die Kirche zu unterstützen und da, wo ich bin, auf alle großen Herausforderungen für die Evangelisierung zu antworten, die ein bisschen der Sinn meines ganzen Lebens gewesen ist.“

Diese Worte sind eigentlich erstaunlich für einen Mann, der in der US-Hauptstadt sitzt und Berichte über Joe Biden verfasst. Aber Erzbischof Pierre besteht darauf.

„Wie der Papst stehen wir alle vor der Herausforderung, wie man eine Welt, die sich ändert, evangelisieren kann. Ich weiß noch – als ich 2007 nach Mexiko versetzt wurde, war ich beeindruckt davon, wie die lateinamerikanischen Bischöfe eindringlich sagten, die große Herausforderung aus ihrer Sicht sei die Evangelisierung. Und in allen Ländern, in denen ich bisher gearbeitet habe, bin ich tatsächlich immer wieder auf diese Herausforderung gestoßen. Es geht darum, der Kirche zu helfen, sich immer auf eine Verkündigung des Evangeliums hin auszurichten in einem komplizierten Kontext. Das ist die Herausforderung unserer Zeit, aber auch das Schöne an unserer Sendung.“

Bustillo
Bustillo

Napoleons Kardinal ist ein Franziskaner

7.000 km von Washington entfernt: Ajaccio, die Hauptstadt Korsikas. Zwar kommt von hier Napoleon her, aber einen Kardinal hat es auf der Insel noch nie gegeben. François Bustillo ist der erste. Ein Franziskaner, Franzose mit spanischen Wurzeln, seit zwei Jahren Bischof von Ajaccio. Dass er vom Papst zum Kardinal nominiert ist, hat er per Telefon erfahren: „Ich dachte erst, das wäre ein Witz“, sagt er uns. „Als dann kurz darauf mein Telefon fast explodierte vor Anrufen, dachte ich: Dann wird’s wohl doch stimmen.“

Bustillo spricht wie Pierre von lastender Verantwortung, aber auch von Freude. Er fühle innerliche Verbundenheit mit Franziskus und mit Rom. „Bei Kardinälen geht es um Treue und Nähe zum Papst. Aber als Bischof von Korsika habe ich auch eine Verbindung zu einem ganz konkreten Volk, einem konkreten Bistum. Ich will versuchen, mit Einfachheit und Gleichgewicht einen Ausgleich zu schaffen zwischen Rom und dem, was der Papst von mir erwartet, und meiner Verantwortung hier auf Korsika, im Bistum.“

„Keine Ahnung, was sich jetzt ändern wird. Oder warum der Papst mich ausgewählt hat“

Was wird sich für ihn denn jetzt ändern? Auf diese Frage gibt Bustillo eine entwaffnende Antwort: „Ich weiß es nicht. Das ist noch so neu für mich und so frisch, dass ich noch gar nicht zum Nachdenken gekommen bin. Ich hoffe, dass es mir später klarer werden wird, aber ich kann es Ihnen jetzt ehrlich noch nicht sagen. Ob ich künftig öfter in Rom sein muss – keine Ahnung. Das ist alles noch zu neu für mich.“

Auch warum der Papst gerade auf ihn verfallen ist, weiß der Bischof nicht zu beantworten. „Also, ich habe keinen blassen Schimmer… Das ist eben seine Freiheit. Man bewirbt sich ja nicht darum, Kardinal zu werden. Er ist frei, mich zu ernennen - aber warum, das weiß ich nicht. Ich sehe allerdings, dass er manchmal auch die Bischöfe von kleinen Bistümern zu Kardinälen macht; das ist ja auch bei mir der Fall. Vielleicht will er, dass es eben auch Kardinäle gibt, die nicht an große Städte gebunden sind, sondern an kleine Bistümer…“

(vatican news)
 

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10. Juli 2023, 12:25