Ukraine: Wenn die Granaten übers Kirchendach fliegen
Das sagt Pfarrer Maxim Padlewski im Interview mit Radio Vatikan. Der Geistliche stammt aus Cherson, er leitet dort eine römisch-katholische Pfarrei. „Nach vielen Monaten russischer Besatzung dachten wir, das Schlimmste sei überstanden“, so der Geistliche weiter. „Aber dann kam das Hochwasser und nahm mit, was die Eindringlinge nicht geplündert hatten.“
Umso wichtiger war es für Padlewski und die Menschen in seiner Pfarrei, dass Kardinal Konrad Krajewski vor kurzem in Cherson war. Der Barmherzigkeits-Verantwortliche des Vatikan überbrachte die Grüße des Papstes und Hilfspakete für die Opfer von Krieg und Überschwemmungen.
„Für die Menschen war es ein großes Ereignis, dass der Kardinal persönlich nach Cherson gefahren ist. Und dass er ein so einfacher, normaler Mann ist, der mit anpackt, um das Auto auszuladen oder Essen auszugeben. Wir haben durch seine Anwesenheit hier gespürt, dass sich der Papst an uns erinnert. Dass wir nicht vergessen sind. Unser Stadtviertel wird täglich bombardiert – das hat auch Krajewski zu spüren bekommen.“
Etwa 130 Personen gehörten vor dem Krieg zu Padlewskis Pfarrei; von ihnen sind heute nur noch zwanzig übrig. Die Kirche liegt direkt oberhalb des Dnjepr, während die Russen gleich auf der anderen Seite des Flusses stationiert sind. „Wir sind uns bewusst, dass jeder Moment unser letzter sein kann“, berichtet der Pfarrer. Das sei „schwierig – aber Gott ist mit uns“.
Wohin sollen sie denn gehen?
„Die Menschen gehen jetzt zurück in ihre Wohnungen, in die Häuser, die überflutet waren. Wenn das Gebäude die Überschwemmung überstanden hat und nicht völlig zerstört wurde, wird alles weggeräumt: die zerstörten Möbel und andere Dinge. Es gibt aber auch Menschen, die ihre Wohnung oder ihr Haus verloren haben; die haben nichts mehr, wohin sie zurückkehren können. Die brauchen auf jeden Fall noch konkrete Hilfe. Nahrungsmittelhilfe wird sowieso weiter gebraucht.“
Die meisten Menschen sind trotz der Fährnisse in Cherson geblieben. Dafür hat der Pfarrer eine ganz einfache Erklärung. „Wohin sollen sie denn gehen? Die meisten können nirgends hin, die haben niemanden, zu dem sie gehen könnten. Und außerdem wollen sie bei ihrem Haus bleiben, weil es in der Regel ihr ganzes Lebenswerk ist… Wir versuchen zu helfen, so gut wir können. Wenn wir Lebensmittel haben, teilen wir sie. Wenn wir Reinigungsmittel oder Chemikalien haben, teilen wir auch. So versuchen wir, neben der spirituellen Hilfe auch ganz normale menschliche Hilfe anzubieten.“
(vatican news – sk mit material von Beata Zajączkowska)
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