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Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios hat im März Litauen besucht Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios hat im März Litauen besucht  (LRVK)

Ukraine und Patriarchat von Konstantinopel vertiefen Beziehungen

Metropolit Emmanuel (Adamakis), die inoffizielle „Nummer Zwei“ im orthodoxen Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel, hält sich derzeit im Auftrag von Patriarch Bartholomaios I. in der Ukraine auf.

Am Donnerstag traf er in Kyiv u.a. mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammen. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen laut einer Mitteilung des Präsidialamtes humanitäre Fragen, oder auch Fragen der „geistigen Unabhängigkeit“ der Ukraine.

Selenskyj hatte erst Anfang Juli Patriarch Bartholomaios im Phanar in Istanbul zu vertraulichen Gesprächen aufgesucht. Dem Vernehmen nach verständigten sich Selenskyj und Bartholomaios dabei u.a. über eine wieder stärkere Allianz des ukrainischen Staates mit dem Ökumenischen Patriarchat. Eine solche hatte schon einmal unter dem früheren ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko zwischen 2005 und 2010 bestanden. Bartholomaios I. wollte damals aber noch nicht dem Drängen des ukrainischen Staatsoberhaupts nach der Autokephalie (Eigenständigkeit) der ukrainischen Orthodoxie nachgeben.

Ursprünglich war Selenskyj im ukrainischen Kirchenkonflikt neutral

Er hoffte damals noch, die Russisch-orthodoxe Kirche für eine einvernehmliche Ukraine-Lösung und zur Teilnahme an dem geplanten Panorthodoxen Konzil gewinnen zu können. Nach dem Scheitern einer einvernehmlichen Lösung stimmte Bartholomaios 2018 in engem Einvernehmen mit dem damaligen Präsidenten Petro Poroschenko dem Bruch mit Moskau zu. Um den Jahreswechsel 2018/2019 schlossen sich das 1992 nach der staatlichen Unabhängigkeit der Ukraine entstandene Kiewer Patriarchat und eine kleinere Kirche zur Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) zusammen. Im Land konkurrierten seither die OKU und die bis zum Kriegsbeginn 2022 mit Moskau verbundene Ukrainisch Orthodoxe Kirche (UOK) um Gläubige.

Der päpstliche Friedens-Sondergesandte, Kardinal Zuppi, im Juni bei Selenskyj in Kyiv
Der päpstliche Friedens-Sondergesandte, Kardinal Zuppi, im Juni bei Selenskyj in Kyiv

Die anfängliche kirchenpolitische Neutralität des 2019 zum Präsidenten gewählten Selenskyj änderte sich nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022: Die UOK wird seitens der Regierung als fünfte Kolonne Moskaus wahrgenommen, woran auch ihre selbst bekundete Loslösung vom russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. wenig zu ändern vermochte. Aktuell hat der Konflikt des ukrainischen Staates mit der UOK mit dem Streit um das Kyiver Höhlenkloster einen neuen Höhepunkt erreicht.

Streit um das Höhlenkloster in Kyiv

Der Staat hatte das Höhlenkloster der Kirche 1988 überlassen. Die ukrainischen Behörden hatten aber vor einigen Wochen der UOK die Erlaubnis der Nutzung des Höhlenklosters entzogen. Zahlreiche Mönche weigerten sich, den weitläufigen Komplex zu verlassen. Die UOK bekämpfte die Entscheidung der Behörden vor Gericht. Am Donnerstag gab ein Gericht in Kyiv aber den Behörden recht.

Im Anschluss an die Begegnung mit Metropolit Emmanuel sagte Präsident Selenskyj am Donnerstag in seiner täglichen Videoansprache, dass er religiöse Toleranz als wichtigen Teil des Selbstverständnisses der Ukraine ansehe. Alle Religionsgemeinschaften sollten sich frei äußern und „an der Lösung gesellschaftlich wichtiger Fragen mitwirken können“. Eine Einschränkung machte Selenskyj aber mit Blick auf die UOK: Der Staat werde es niemals zulassen, „dass eine der ukrainischen Religionsgemeinschaften von einem Aggressorstaat benutzt wird“.

Metropolit Emanuel traf am Donnerstag in Kyiv u.a. auch mit Metropolit Epiphanij zusammen, dem Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), die 2018/19 von Patriarch Bartholomaios die Unabhängigkeit verliehen bekam. Gemeinsam mit Epiphanij stand Emmanuel einem Gedenkgottesdienst für die im Krieg gefallenen ukrainischen Soldaten vor. Er besuchte zudem auch das Höhlenkloster.

(kap – sk)
 

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11. August 2023, 14:50