Saudi-Arabien: Horror-Szenen an der Grenze
Stéphane Dujarric, Sprecher von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, nannte den Bericht „sehr beunruhigend“. Er erhebe „sehr ernste Anschuldigungen“, und es sei „nicht hinnehmbar, die Migration mit dem Lauf einer Waffe zu stoppen“. Das UNO-Menschenrechtbüro habe Kenntnis von den Vorwürfen gehabt, allerdings sei es schwierig gewesen, diese zu überprüfen.
Die Welt habe schon viele Fälle gesehen, bei denen sich Gewalt gegen Migranten und Schutzsuchende richtete, so Dujarric. Sie alle müssten mit Würde behandelt werden, und ihre Rechte gemäß internationalen Bestimmungen seien zu achten.
Unvorstellbare Brutalität gegen Migranten
Laut dem Bericht von Human Rights Watch vom Montag hat saudisches Sicherheitspersonal in jüngster Zeit an der Grenze zwischen Saudi-Arabien und Jemen hunderte von äthiopischen Migranten, die die Grenze überqueren wollten, getötet.
Auf 73 Seiten schildert der Report mit dem Titel „Sie schossen auf uns wie Regen“ Einzelheiten, die auf den Berichten von Migranten fußen. Einige seien aus kürzerer Distanz erschossen worden, darunter auch viele Frauen und Kinder. Das Ganze geschah laut dem Bericht in einem großangelegten und systematischen Angriffsmuster.
Als Quelle hat Human Rights Watch 38 äthiopische Migranten interviewt, die versucht hatten, die Grenze im Zeitraum von März 2022 bis Juni 2023 zu überqueren. Dazu vier Freunde und Verwandte von Menschen, die die Grenze überqueren wollten. Die Befragten beschrieben schreckliche Szenen: Verletzte oder Tote, die in Massen über die bergige Landschaft verteilt liegen. „Manche Menschen konnte man nicht mal mehr erkennen, weil ihre Körper überall verteilt waren. Manche wurden entzweigerissen“, so eine der Aussagen.
Überlebende berichteten außerdem von Internierungslagern, in denen ebenfalls Gewalt herrsche.
Zusätzlich zu den Interviews wurden über 350 Videos und Social Media Posts sowie Bilder aus anderen Quellen und Satellitenbilder analysiert. Nach Angaben von Human Rights Watch entdeckte man so neben den Grenzsoldaten auch ein gepanzertes Fahrzeug mit schwerem Geschütz an der Grenze.
Viele der Flüchtlinge sind aus wirtschaftlichen Gründen auf der Flucht, einige aber auch aufgrund von Menschenrechtsverletzungen in Äthiopien, etwa dem bewaffneten Konflikt im Norden des Landes. Normalerweise seien es Gruppen von rund 200 Personen, die die Grenzüberquerung versuchten, oft mehrmals.
Eindeutige Forderungen
Human Rights Watch fordert nun ein sofortiges Handeln der saudischen Regierung. Die Anweisungen, auf die die Gräueltaten zurückgingen, sollten geändert und die Grenzposten zur Rechenschaft gezogen werden. Der Verband fordert auch eine UNO-Untersuchung.
(human rights watch/pm – md)
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