Senegal: Laien und Intellektuelle im interreligiösen Dialog
Von Jacques Ngol SJ und Moritz Dapper - Vatikanstadt
Die afrikanische Akademie für Religions-, Sozial- und Politikwissenschaften entstand 2016 bei einer Veranstaltung im Zug des 50-Jahre-Jubiläums des zweiten Vatikanischen Konzils. Laut Ndiaye soll die Akademie in ganz Afrika die größtmögliche Zahl gläubiger Intellektueller vereinen, „um die Probleme Afrikas auf sozialer und politischer Ebene zu diskutieren, und zwar immer in Verbindung mit der Religion". Denn: „Wir haben festgestellt, dass die aktuellen Konflikte auf die eine oder andere Weise, direkt oder indirekt, mit Religion zu tun haben", sagte der Vizepräsident der Akademie. Er meint das allerdings anders als einige westliche Intellektuelle. Ndiaye ist überzeugt, dass „die Religion ihren Anteil am Aufbau einer friedlichen Gesellschaft" hat.
Ohne die Einbindung von Intellektuellen gebe es keinen Dialog; Kirchenleuten in Afrika sei das aber ohnehin klar. Ndiaye ist von Haus aus Philosoph und hat in Aufsätzen die Bedeutung eines dreifachen Dialogs zwischen Islam, Christentum und traditionellen afrikanischen Religionen herausgearbeitet. Auch in unserem Interview erklärt er, es wäre doch hochinteressant und effektiv, wenn Intellektuelle „katholische Laien oder Christen anderer Konfessionen, muslimische Intellektuelle, Anhänger oder Angehörige traditioneller Religionen zusammenkommen würden, damit sie als solche ihre Stimme in diesen interreligiösen Dialog einbringen können".
Vor diesem Hintergrund räumt der Philosoph den Papstreisen nach Afrika einen hohen Stellenwert ein. Franziskus hatte kürzlich Südsudan und den Kongo besucht, vor einigen Jahren auch die Zentralafrikanische Republik. Im Senegal war mit Johannes Paul II. im Jahr 1992 zum ersten und bisher letzten Mal ein Papst.
Beispiel Senegal
„Senegal wird im Kontext des interreligiösen Dialogs oft als Modell dargestellt, da die Mehrheit der Bevölkerung muslimisch ist und die Katholiken zusammen mit den traditionellen Religionen in der Minderheit sind", erklärte der Mitbegründer der Afrikanischen Akademie für Religions-, Sozial- und Politikwissenschaften. Vor diesem Hintergrund konnte Präsident Léopold Sédar Senghor „20 Jahre lang als Katholik ein Land mit einer muslimischen Mehrheit regieren".
Selbst heute sei „der Senegal bei all dem, was in unserem politischen Umfeld geschieht, nicht erschüttert, das Land ist keinen Unruhen ausgesetzt, die mit der religiösen Frage zusammenhängen". Ndiaye spricht von „einem gewissen Zusammenleben, einer friedlichen Koexistenz". Das beste Beispiel seien zunächst „die politischen, weltlichen, zivilen und religiösen Autoritäten, die sich verstehen. Senghor war der erste, der sehr starke, brüderliche Beziehungen zu muslimischen Religionsführern aufbaute, und die Bischöfe tun das Gleiche". Dies zeige sich heute in „katholischen Einrichtungen, die gut gepflegt werden und in denen Katholiken und Muslime zusammenkommen".
(rv – md)
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