Nahost-Experte: „Lage für Christen in Syrien bleibt dramatisch!“

Vogt ist Generalsekretär des „Deutschen Vereins vom Heiligen Lande“ und hat die Länder des Nahen Ostens vielfach bereist. Mit Sorge beobachtet er die fortschreitende Auswanderung von Angehörigen der christlichen Minderheit aus Syrien und anderen Ländern des Nahen Ostens.

Für Syrien stellt er fest: „Der Regimewechsel, auf den viele, auch westliche Länder, gesetzt haben, wird nicht kommen.“ Das schwere Erdbeben Anfang des Jahres sei ein willkommener Anlass gewesen, die diplomatischen Beziehungen zur Regierung Assad zu normalisieren. „An den Fronten ist der Konflikt eingefroren. Es ist kein Krieg und es ist kein Frieden. Das alles bereitet große Sorgen.“

Die Menschenrechtslage bleibe weiterhin sehr schlecht, die Verfolgung oppositioneller Gruppen habe sich noch verfestigt. „Die wirtschaftliche Not ist in aller Munde“, erläutert Vogt. „Die Bischöfe sprechen von einer „Bombe der Armut“, die über die Menschen gekommen ist.“ Viele Menschen wüssten nicht mehr, wie sie ihr tägliches Brot verdienen sollten. Daran tragen nach Analyse von Matthias Vogt auch die weiter bestehenden Wirtschaftssanktionen eine Mitschuld: „Die Sanktionen der internationalen Gemeinschaft betreffen zwar die Regierung sowie Profiteure des Regimes – aber es ist offensichtlich, dass sie den allgemeinen wirtschaftlichen Stillstand mitverantworten.“

Den christlichen Gemeinden in Syrien werde oft eine zu große Nähe zum Regime von Baschar al-Assad vorgeworfen. Matthias Vogt sieht zu dieser Haltung jedoch wenig Alternativen: „Natürlich sind Minderheiten immer besonders auf Stabilität angewiesen. Gerade, wenn sie sich durch Islamisten bedroht fühlen. Da müssen die Kirchen vor Ort oft Kompromisse eingehen oder sogar bis zu einem gewissen Punkt mit diesen Regimen zusammenarbeiten, um humanitäre Hilfe leisten zu können, um zu überleben.“

Der Monat der Weltmission

Syrien ist eines von drei Beispielländern bei den Aktionen im „Monat der Weltmission“ im Oktober, zu denen missio München in diesem Jahr den Blick auf die Lage der Christen im Nahen Osten richtet. Es werden Gäste aus Ägypten, Syrien und Libanon erwartet. Die Kampagne steht unter dem biblischen Leitwort „Ihr seid das Salz der Erde“. Partnerbistum ist die Diözese Speyer, dort wird am 22. Oktober 2023 mit dem „Sonntag der Weltmission“ der bundesweite Abschluss der Aktionen gefeiert. Termine und Informationen unter www.weltmissionsmonat.de.

(pr-skr)