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Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses, auf einem Archivbild Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses, auf einem Archivbild  (Kolja Warnecke )

Weltkirchenrat pocht auf Dialog mit russisch-orthodoxer Kirche

Der Weltkirchenrat (ÖRK) setzt weiter auf einen Dialog mit der russisch-orthodoxen Kirche, um eine friedliche Lösung für die Ukraine vorzubereiten. Das bekräftigte der Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses Heinrich Bedford-Strohm am Mittwoch in einem Interview mit „domradio.de“ aus Anlass des 75. Jahrestags der Gründung des weltweiten Ökumenischen Rates der Kirchen, der vom 22. August bis zum 4. September 1948 erstmals zusammentrat.

„Ich glaube, es wäre genau falsch, jetzt die russisch-orthodoxe Kirche auszuschließen“, so der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er setze darauf, dass die christlichen Kirchen eine besondere Möglichkeit hätten, die verfestigten ideologischen und oft auch theologisch begründeten Gegensätze zu überwinden. Alle gesellschaftlichen Gruppen, die Verbindungen nach Russland hätten, sollten dort das Gespräch suchen, so Bedford-Strohm. Es komme darauf an, „dass wir der Putin-Propaganda auch was entgegensetzen können, dass andere Informationen auch nach Russland reinkommen, dass wir die zivilgesellschaftlichen Möglichkeiten zu nutzen versuchen, um endlich aus dieser schrecklichen Gewalt herauszukommen.“

Der ÖRK-Vorsitzende erläuterte, dass ein Runder Tisch von Kirchenvertretern aus Russland und der Ukraine Ende Oktober in Genf zusammenkommen solle. „Wir wissen noch nicht, ob es gelingen wird, aber es ist grundsätzlich von den Kirchen eine Offenheit erklärt worden.“

Militärlogik überwinden

Bedford-Strohm betonte zugleich, dass viele Mitgliedskirchen des ÖRK sehr deutlich machten, dass die Frage von Krieg und Frieden gerade nicht nur in Europa, sondern in vielen Teilen der Welt virulent sei. Der Blick dürfe nicht nur auf die Ukraine verengt werden. „Und wenn wir über die Militärkosten des Krieges in der Ukraine sprechen, dann schwingt hier immer mit, was das für die Menschen in anderen Teilen der Welt bedeutet. Der Getreidepreis steigt durch die Auseinandersetzung und natürlich werden auch Unsummen für Militär verwendet, die dringend für Entwicklung gebraucht werden.“

Heinrich Bedford-Strohm im Interview mit dem Kölner Domradio zu 75 Jahre Weltkirchenrat

Trotzdem habe der Weltkirchenrat in aller Klarheit gesagt, dass die russische Invasion ein illegaler und ein unmoralischer Krieg sei - ohne dass die russisch-orthodoxen Delegierten das blockiert hätten. „Das war ein gewichtiges Zeichen. Und von dieser Basis her versuchen wir auch wegen der weltweiten Verantwortung Friedensinitiativen zu starten, die vielleicht wenigstens die Tür ein Stück weit öffnen können, damit endlich die Militärlogik überwunden wird und wir nachdenken können über Wege raus aus der Gewalt.“

Mehr Einsatz für Klimaschutz

In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk am Mittwoch forderte der evangelische bayerische Landesbischof außerdem mehr Einsatz für Klimaschutz: „Auf jeden Fall müssen wir da nachlegen. Das neuste Klimagutachten hat bestätigt, dass die Maßnahmen nicht ausreichen“, so Bedford-Strohm. Es gehe um das Leben aller Menschen. Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland ergänzte: „Wir dürfen nicht die Frage stellen: Wie können wir unseren Wohlstand in der bisherigen Form sichern und was können wir uns da an Klimamaßnahmen vielleicht leisten? Sondern die Frage muss doch genau umgekehrt lauten: Wenn wir einen fairen Anteil aller Menschen an den natürlichen Gütern zugrunde legen, welches Budget haben wir und wie müssen wir unser Leben verändern, dass alle Menschen in Würde leben können? Das ist jedenfalls die Perspektive, die der Weltkirchenrat einnimmt.“

352 Kirchen in rund 120 Ländern

Bedford-Strohm äußerte sich anlässlich des 75. Gründungstags des Ökumenischen Rates der Kirchen, der kurz Weltkirchenrat genannt wird. Der Zusammenschluss ist nach eigenen Angaben eine Gemeinschaft von 352 Kirchen aus rund 120 Ländern, die weltweit über 580 Millionen Christinnen und Christen vertreten. Der Weltkirchenrat trat erstmals vom 22. August bis 4. September 1948 in Amsterdam zusammen.

(kap/kna - cs)

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23. August 2023, 11:08