Argentinien: Slumpriester feiern Messe zur Unterstützung des Papstes
Der Outsider Javier Milei, der jüngst die Umfragen anführte und sich damit Chancen auf ein exzellentes Abschneiden bei den Wahlen am kommenden 22. Oktober ausrechnen kann, ist Verfechter einer radikal freien Marktwirtschaft ohne Regulierung durch den Staat.
Derzeit erlebt Argentinien eine galoppierende Inflation von 100 Prozent jährlich, die Armutsrate ist auf 40 Prozent geklettert, viele enttäuschte Wahler haben sich von den traditionellen politischen Lagern abgewendet. Für Milei sind das Privateigentum als Motor zur Schaffung von Wohlstand und die freie Marktwirtschaft unerlässlich für einen Weg aus der Krise. In Papst Franziskus, den er persönlich beleidigt und ihm vorgeworfen hatte, sein Modell sei die „Armut“, sieht er einen Gegner dieses Weltbildes.
Heilung durch eine Messe
Angesichts der aufgeheizten Atmosphäre hatten sich die Slum-Priester, unter ihnen der landesweit unter dem Namen „Padre Pepe“ bekannte Priester Jose di Paola, dazu entschlossen, am 5. September gemeinsam eine Messe vor der Pfarrei Unsere Liebe Frau von den Wundern von Caacupé im Stadtteil Barracas von Buenos Aires zu feiern. Gustavo Carrara, der Generalvikar der Erzdiözese Buenos Aires, leitete die Messe. Zahlreiche Menschen erschienen, viele von ihnen hielten Bilder des Papstes in den Händen.
Es sei „eines Kandidaten unwürdig“, solche Dinge zu sagen, einschließlich der Kritik an sozialer Gerechtigkeit, „während soziale Gerechtigkeit Teil des Evangeliums ist, Teil der kirchlichen Soziallehre“, sagte Padre Pepe während der Messfeier: „Jene von uns, die Papst Franziskus kennen, sagen Nein zu Milei. Jene von uns, die Franziskus kennen, sagen dem Papst, dass er unsere volle Unterstützung hat und dass wir die falschen Anschuldigungen gegen ihn zurückweisen", so Padre Pepe weiter.
Die Priester erklärten, dass man immer öfters Beleidigungen höre, was letztlich sogar die Popularität Mileis steigere, so dass sie sich zur Feier dieser Messe entschieden hätten. In dem dabei verabschiedeten Text zur Unterstützung des Papstes erkennen sie die dringende Notwendigkeit an, die sozio-urbane Integration der Slums voranzutreiben, wobei soziale Gerechtigkeit in Gesundheit, Bildung, Nahrung und Zugang zu anderen Rechten umgesetzt wird. „Indem wir von Papst Franziskus lernen, wollen wir barmherzige Samariter in der argentinischen Gemeinschaft sein“, heißt es unter anderem in der Erklärung.
Anwesenheit des Staates nötig
Die Geistlichen, die in besonders gefährdeten Kontexten arbeiten, prangern die Abwesenheit des Staates an, da sie „dessen schlimmste Folgen“ erlebt und erlitten haben. Sie erinnern insbesondere an Zeiten, in denen jede Woche ein Jugendlicher aufgrund von Ausgrenzung, mangelnden Möglichkeiten und der überwältigenden Präsenz von Schusswaffen beerdigt wurde.
Gleichzeitig fragen sie: „Wie kann man diese Anwesenheit des Staates in Gesundheitszentren und Schulen nicht schätzen? Wie hoffnungsvoll war es, als man begann, den Wert von Sozialprogrammen und Genossenschaften und die Möglichkeit von Gemeinschaftsarbeit zu verstehen. All diese Geschichten in diesen 20 Jahren waren erfolgreich, als es dem Staat gelang zu verstehen, dass er die Agenda der Stadtviertel begleiten und seine Ressourcen mit Überzeugung in die Hände der großen Mehrheit der Unterprivilegierten legen muss.“
Mit Schmerz stellen sie jedoch fest, dass „die herrschende Klasse sich vom täglichen Leben der Armen entfernt hat“. Vielmehr müsste sie „sich unbedingt annähern, ihre Fehler erkennen und sie korrigieren“.
Laut Papst Franziskus sei die „beste Politik diejenige, die im Dienst der Geschwisterlichkeit und der sozialen Freundschaft steht“, erinnern die Priester, die in ihrem Text einen Appell für den Aufbau von „Frieden, Dialog und Integration“ lancieren. „Wir entscheiden uns für eine Politik, die das Gemeinwohl anstrebt und in deren Mittelpunkt der Mensch steht“, schreiben sie.
„Wir glauben, dass die Vergötterung des Marktes zu einer Entmenschlichung führt, indem die Schwächsten vernachlässigt werden. Wenn man nur Löwen weckt, ist es logisch, dass die wehrlosesten Lämmer gefressen werden. Nach dem Gesetz des Dschungels gewinnt nur der Stärkste. Es ist der Schlüssel der organisierten Gemeinschaft, dass sich unsere Viertel selbst organisieren und der Staat ihr Wachstum und ihre Entwicklung auf intelligente Weise begleitet.“
(vatican news/kna/ucanews - cs)
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