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Youssef Antoine Soueif, maronitischer Erzbischof von Tripoli Youssef Antoine Soueif, maronitischer Erzbischof von Tripoli 

Erzbischof: Libanon darf nicht Konfliktpartei werden

Vor einer Ausdehnung der Kampfhandlungen zwischen Israel und der palästinensischen Hamas auf den Libanon hat der maronitische Erzbischof von Tripoli, Joseph Soueif, gewarnt. „Das würde unser Land bei all seinen anderen Krisen nicht überstehen.“

Das sagte Soueif in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA am Dienstag. Zuletzt hat es Berichte gegeben, wonach es im israelisch-libanesischen Grenzgebiet zu Kampfhandlungen zwischen der israelischen Armee und den libanesischen Hisbollah-Milizen kommt. Die Hoffnung sei nun, dass die Hisbollah nicht weiter tätig werde im Konflikt, so der Erzbischof. „Diese Botschaft senden auch die Kirche und die Zivilgesellschaft nachdrücklich an die Hisbollah.“

Gleichzeitig mahnte Soueif, dass die Konfliktparteien wieder zu Gesprächen zusammengebracht werden müssten. „Zum Beispiel sollte sich die internationale Gemeinschaft für eine Zwei-Staaten-Lösung einsetzen." Auch der christlichen Gemeinschaft in der Region, insbesondere im Libanon, komme dabei eine wichtige Rolle zu. Die Christen seien auch dort, um Werte „wie Vergebung und Akzeptanz über alle Differenzen" zu vertreten, betonte der Erzbischof. „Deshalb ist es wichtig für die ganze Region, dass wir eine starke christliche Gemeinschaft bleiben."

An der israelisch-libanesischen Grenze, am Dienstag
An der israelisch-libanesischen Grenze, am Dienstag

Flüchtlingshilfe für Libanon nicht mehr leistbar

Seinem Heimatland Libanon droht nach Angaben des maronitischen Erzbischofs ein wirtschaftlicher Zusammenbruch bei der Flüchtlingsversorgung. „Wir reden von Millionen von Flüchtlingen, die internationale, aber auch staatliche Unterstützung erhalten. Der Libanon kann sich das aber einfach nicht mehr leisten", sagte Soueif im KNA-Interview. Nach UN-Angaben sind im Libanon derzeit über 817.000 Flüchtlinge registriert, der Großteil davon aus Syrien. Der Libanon ist damit prozentual zur Gesamtbevölkerung (rund 6,8 Millionen) das Land, das weltweit die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat.

Menschen aus Syrien seien „immer mit offenen Armen aufgenommen" worden und hätten sich gut in die Gemeinschaft integriert, betonte Soueif. Dennoch müsse nun „die Zeit kommen, in der die Menschen aus Syrien in ihr Land zurückkehren können". Notfalls müssten dazu Schutzzonen auf syrischem Gebiet geschaffen werden. „Wir bitten die internationale Gemeinschaft, diese sichere Rückkehr zu gewährleisten", sagte der Erzbischof.

Israelischer Soldat am Mittwoch an der Grenze zum Libanon
Israelischer Soldat am Mittwoch an der Grenze zum Libanon

Tiefe Krise im Land

Der Libanon befinde sich derzeit in einer tiefen Krise, politisch wie wirtschaftlich, so Soueif weiter. „Die Menschen leben in Not, die einst starke Mittelschicht gibt es nun nicht mehr." Zudem gebe es seit über einem Jahr keine funktionierende Regierung, dadurch könne das Vertrauen der Weltgemeinschaft nicht zurückerlangt werden, erklärte der Geistliche. „Ohne internationale Hilfe werden wir das Land nicht retten können."

(kna - mg)

 

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18. Oktober 2023, 10:08