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In der Altstadt von Jerusalem In der Altstadt von Jerusalem  (AFP or licensors)

Israel: Abt ortet bewusste Akte von Solidarität mit Christen

Spuckattacken, Rempeleien, böse Worte und Blicke: Christenhass in Israel hat sich seit dem Amtsantritt der rechtsextremen Regierung im Dezember 2022 verschärft. Doch gerade deshalb kommt auch das Gegenteil vor. Der deutsche Benediktiner-Abt Nikodemus Schnabel aus Jerusalem fühlt sich ermutigt von bewussten Akten der Solidarität, die er und andere Christen von der jüdischen Zivilgesellschaft und einzelnen, auch orthodoxen Rabbinern erfährt.

„Immer mehr Menschen, die sich bisher überhaupt nicht für uns interessiert haben, interessieren sich auf einmal. Menschen, die eher teilnahmslos waren und sagten, na gut, da gibt es halt diese Christen, da gibt es da die Kirchtürme, da gibt es ja die Glocken, die man hört, aber auf einmal interessieren sich dafür. Ich war noch nie in so vielen israelischen Fernsehsendungen, beim wichtigsten Podcast in Tel Aviv gibt es eine Folge mit mir. Das hätte es früher nicht gegeben. Die israelische Öffentlichkeit hat sich nicht für einen deutschen Mönch in Jerusalem interessiert. Und da merke ich schon: Es gibt ein neues Hinschauen. Auf der einen Seite gibt es diese Enthemmung des Hasses. Aber es gibt auf der anderen Seite - zahlenmäßig für mich viel bedeutender und tröstlicher und daran halte ich mich auch fest - in der israelischen Zivilgesellschaft ein großes Interesse, eine große Solidarität.“

Hier zum Hören:

Abt Nikodemus Schnabel von der Jerusalemer Dormitio-Abtei ist derzeit in Rom als Teil der Delegation, die zur Kardinalserhebung des lateinischen Patriarchen Pierbattista Pizzaballa aus dem Heiligen Land angereist ist. Der Italiener Pizzaballa wird von jüdischen Gesprächspartnern sehr geschätzt, sagte uns Schnabel.

„Hier meine ich Theologen, Rabbiner, Menschen, die etwas zu sagen haben im religiösen und theologischen Sinn: Die schätzen ihn sehr. Er hat selbst an der Hebräischen Universität studiert, spricht fließend Hebräisch, Ivrit, also modernes Hebräisch, und er war sehr lange in seiner frühen Phase Patriarchalvikar für die hebräisch sprachigen Katholiken. Er ist sehr trittsicher im jüdisch-christlichen Dialog, und da gibt es eine sehr große Sympathie ihm gegenüber. Das andere ist Israel, der Staat, die Regierung. Und ich glaube, deswegen ist es auch so wichtig und wertvoll, dass Pizzaballa jetzt Kardinal ist. Die Regierung nimmt ihn, das ist mein Eindruck, eben nicht so wirklich ernst und ich finde, er wird auch nicht adäquat behandelt als prominente Persönlichkeit. Es gibt also da diese zwei verschiedenen Zugänge zu seiner Person. Wenn wir auf Menschen schauen, die sich mit dem Judentum, dem jüdischen Glauben beschäftigen, ist er wirklich als Dialogpartner hochgeschätzt. Schauen wir aber auf die derzeitige israelische Regierung, die Politiker, dann wird Kardinal Pizzaballa de facto ignoriert.“

(vatican news – gs)

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02. Oktober 2023, 15:06