Missbrauch in der katholischen Kirche: Internationale Lösungsansätze nötig
Jonas Over - Vatikanstadt
So unterschiedlich die einzelnen katholischen Kirchen vor Ort sein können, so ähnlich sind auch manchmal die Probleme und Herausforderungen. In Bangladesch dachte man lange Zeit, dass Missbrauchsskandale in der Kirche lediglich ein westliches Problem seien, wie Erzbischof D'Cruze erzählte: „Wir waren uns dieses Problems nicht sehr bewusst, weil es sich um ein muslimisches Land handelt, das sehr konservativ ist. Die Menschen sprechen in der Öffentlichkeit nicht über Missbrauchsfälle. Sie wollen es verbergen. Deshalb ist es schwierig, weil sie sich auch nicht bei den kirchlichen Autoritäten beschweren, weil das Schande über die Familie bringen würde.“.
Bejoy Nicephorus D'Cruze ist Erzbischof von Dhaka, sowie Vorsitzender der Bischofskonferenz von Balgladesch. Die Überhöhung vermeintlicher Autoritäten, oder auch Klerikalismus, wurde auch in Deutschland während des Synodalen Weges besprochen. Doch die Synode zeigt, dass dies weltweit ein Thema ist, wie Bingener berichtete: „Hier (in Deutschland, Anm. d. Red.) war ja das Thema Klerikalismus ein wichtiges Thema und deswegen glaube ich sehr wohl, dass das auch Themenstellungen sind, die die Weltkirche insgesamt betreffen. Das haben wir überhaupt gemerkt, dass die Themen, die in Deutschland angesprochen worden sind, auch die die Weltkirche bewegen. Ob die Antworten auf diese Fragestellung die gleichen sind, weiß ich nicht.“
Internationale Zusammenarbeit
Ebenso, wie die Probleme, Themen und Fragen innerhalb der Weltkirche die Gleichen sind, müssten es also auch die Lösungsansätze sein, fasste es der Präsident von Missio Aachen zusammen. „Dann ist da aber die Frage, wie man manche Diözesen in der Weltkirche befähigen kann, auch Fachkräfte auszubilden. Wer kann das tun? Wer bringt auch die finanziellen Mittel auf? Dann geht es also darum, nicht nur Papiere zu verlangen, sondern auch in echt sozusagen Prävention zu ermöglichen.“
Nachdem in Bangladesch Missbrauchsfälle konsequent totgeschwiegen wurden, kam schließlich Hilfe von außen, wie uns der bengalische Erzbischof erklärte: „Und dann bekamen wir auch Hilfe von Missio von einer Expertin namens Carolyn Hunt. Sie besuchte uns, um sich ein Bild von der Situation in Bangladesch zu machen. Dabei stellte sie fest, dass die Situation sehr intransparent war und sie spürte, dass es einige Probleme sowohl intern als auch extern gab. Dann reiste ein Team von Missio nach Bangladesch und sprach mit uns und hielt zwei Vorträge für die Ordenspriester. Das hat uns geholfen, die Situation besser zu verstehen.“ Wenig später wurden zwei Vertreter der katholischen Kirche aus Bangladesch zur päpstlichen Universität Gregoriana geschickt, um dort Fortbildungen zum Thema Missbrauchsprävention zu besuchen. Mit diesen neuen landeseigenen Fachkräften, konnte eine Taskforce eingerichtet werden, um, gegen Täter vorzugehen zu können: „Wenn also eine Beschwerde eingeht, wird das Team hingehen und den Fall untersuchen, damit wir ihn verstehen können. Dann können wir dementsprechend handeln, damit die Person, die diese Tat begangen hat, vorsprechen muss und dem Opfer Gerechtigkeit widerfährt.“
Die katholische Kirche hat sicher noch einen langen Weg vor sich. Sowohl Erzbischof D'Cruze als auch Dirk Bingener waren sich einig, dass es wichtig ist, im weltweiten Maßstab über dieses Thema zu sprechen. „Das Thema Synodalität hat ja viel mit Zuhören zu tun und auch im Hinblick auf Fragestellungen, über die sonst nicht gesprochen wird, die tabuisiert werden. Deswegen ist es auch wichtig, dass wir gemeinsam zuhören und auch auf die Punkte miteinander schauen, über die nicht gesprochen wird“, blickte Bingener hoffnungsvoll auf die Gespräche der Weltsynode.
(vatican news)
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