„Die Hamas sind keine Muslime“
In seinem Kibbuz Nir Oz, den er mitbegründet hatte, und in der Umgebung wurde seiner 80-jährigen Schwägerin Carmela die Kehle durchgeschnitten, ebenso wie seiner 12-jährigen Enkelin Noïa. Sein Neffe, der 53-jährige Ofer Kalderon, wurde mit seinen beiden Kindern, der 16-jährigen Sahar und dem 12-jährigen Eretz, entführt und in den Gazastreifen verschleppt. Wie alle Geiselfamilien weiß auch Ishaïe Dan nicht, ob seine Verwandten noch am Leben sind, aber er klammert sich an die Hoffnung.
Noch vor der Begegnung mit Franziskus sagte uns Ishaïe Dan: „Was ich hören möchte, ist, dass der Papst sagt, dass er mit uns ist. Dass er das Leiden der Geiseln versteht. Ich weiß, dass er sie versteht, aber ich möchte es selbst hören! Ich möchte auch, dass die Welt versteht, dass ein Mann, der für Christen und Gläubige so wichtig ist, mit uns ist. Dass man versteht, dass wir angesichts dieses Terrorismus, der grauenhaft ist, zusammenstehen.“
Dan kommt aus einer Familie eher linker Friedensaktivisten, hat sich immer für den Dialog mit Palästinensern in Gaza engagiert. Auf die Frage, ob er damit weitermachen will, reagiert er etwas ungehalten. „Wenn das eine Frage ist, ist es eine schlechte Frage, denn ich möchte den Dialog fortsetzen. Es geht jetzt nicht um Rache, ich mag dieses Gefühl überhaupt nicht.“ Er hoffe auf ein Ende der Bombardements, vor allem aber auf die Freilassung aller Geiseln.
„Wenn ich sehe, wie die Kinder in Gaza leiden, wie die Menschen in Gaza leiden, dann ist das schrecklich, das ist nichts, worüber ich mich freue. Ich kann nicht tanzen, während sie leiden. In den letzten 20 Jahren hat mein Bruder Kranke aus Gaza in israelische Krankenhäuser in Jerusalem und Tel Aviv gebracht und sie wieder nach Gaza zurückgebracht, weil sie nicht alleine dorthin gelangen konnten. Da es für sie zu teuer war, zahlte der Kibbuz alles. Und mein Bruder war übrigens nicht der einzige, der das tat.“
Ishaïe Dan ist ein Gegner der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen – und er traut Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nicht über den Weg. „Wir sind sehr wütend. Wir sind daran gewöhnt, dass er lügt. Ich habe kein Problem damit zu sagen, dass wir leider daran gewöhnt sind, dass, wenn unser Ministerpräsident etwas sagt, womöglich das Gegenteil davon wahr ist – aber dieses Mal geht es um Leben und Tod von Kindern…“ Zugleich sagt er: „Die Hamas sind keine Muslime, die Hamas sind keine Menschen... Ich habe Angst um meine Sahar, die 16 Jahre alt ist und dort ist.“
„Was die Hamas getan hat, ist schrecklich für die Menschheit“
Was die Hamas getan habe, sei „schrecklich für die Menschheit“, und zwar aus Sicht aller Glaubensrichtungen. „Ich habe viele arabische Freunde, christliche Araber, muslimische Araber: Sie sind gegen das, was die Hamas tut! Es ist nicht möglich zu glauben, dass so etwas mit dem Koran zu vereinbaren ist.“
(vatican news – sk)
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