Orthodoxie: Interesse am Frauendiakonat
Der weibliche Diakonat sei Teil der Geschichte der Orthodoxen Kirche und auch niemals abgeschafft worden, so die US-amerikanische Theologin Teva Regule in der aktuellen Ausgabe des Magazins der Wiener Stiftung „Pro Oriente“. Regule schreibt, dass die Weihe der Diakoninnen in früheren Zeiten im byzantinischen Ritus während der Göttlichen Liturgie stattgefunden habe. Und zwar an der gleichen Stelle des Gottesdienstes, an der auch die männlichen Diakone geweiht wurden.
„In der geschlechtergetrennten Gesellschaft von Byzanz kümmerten sich die Diakoninnen um die Frauen, so wie die männlichen Diakone um die Männer. Sie halfen bei der Taufe, brachten die Eucharistie zu denjenigen, die nicht an der Liturgie teilnehmen konnten, vermittelten zwischen den Gläubigen sowie dem Klerus und lehrten, berieten und begleiteten die Gläubigen auf ihrem christlichen Weg - insbesondere diejenigen, die neu im Glauben waren.“, so die Theologin.
Viele Gläubige für Wiederbelebung des Frauendiakonats
Die Weihe wurde um das 12. Jahrhundert herum „nicht mehr gebraucht“, schreibt Regule, aber: „Es gibt bis heute keinen Kanon oder eine kirchliche Vorschrift, die sich gegen die Weihe richtet. Heute sind viele Gläubige der Meinung, dass dieser Dienst - insbesondere für die Seelsorge an Frauen (aber nicht ausschließlich) - immer noch gebraucht wird, und wünschen sich seine Wiederbelebung.“
Aufrufe zur Wiedereinführung seit 150 Jahren
Seit mehr als 150 Jahren gebe es Aufrufe zur Wiedereinführung des ordinierten Diakonats für Frauen. Regule verweist auf verschiedene Initiativen und auch einige erste Weihe-Versuche in Griechenland (2005) und Afrika (2017). Heute wird laut der Theologin weiter daran gearbeitet, diesen Konsens der Kirche zu erhalten. Eine solche Initiative mit Sitz in den USA ist das St. Phoebe Center for the Deaconess. Regule gehört dem Vorstand des Zentrums an. Seine Aufgabe ist es, „die Wiederbelebung des geweihten weiblichen Diakonats zu fördern und im Gebet dafür einzutreten, dass dieser den Bedürfnissen der Kirche und der Welt von heute gerecht wird“.
„Großer Bedarf“ für Erneuerung der Weihe
Diejenigen, die für eine Erneuerung dieser Weihe eintreten, „sehen einen großen Bedarf für diesen Dienst im Leben der Kirche“, so Regule. „Sie sind in der Lage, zwischen dem diakonischen Dienst und dem des Presbyteriums zu unterscheiden, und sehen darin einen positiven Schritt, um den zahlreichen pastoralen Herausforderungen der Gläubigen und der Welt von heute zu begegnen.“
Frauen in der Maronitischen Kirche
In einem weiteren Beitrag des Magazins berichtet Souraya Bechealany, Professorin für Ekklesiologie und Ökumene an der St. Joseph Universität in Beirut, über aktuelle Entwicklungen in der Maronitischen Kirche. Dort wurde vor Kurzem das Grundlagendokument „Die Berufung und Sendung der Frauen in der Heilsökonomie Gottes sowie im Leben der Kirche und der Gesellschaft“ verabschiedet. Dieses Dokument sei das erste seiner Art, schreibt Bechealany.
Am 5. März 2022 hatte Patriarch Boutros Rai eine Sondersynode über die Präsenz und Mission der Frauen in Kirche und Gesellschaft eröffnet. „Die Sondersynode über Frauen ist eine Einladung, die gegenwärtige Situation der Frauen zu analysieren, über die menschliche und kirchliche Berufung der Frauen, ihren Platz und ihre Rolle nachzudenken und ihr aktives Engagement zu fördern. Sie zielt auch darauf ab, Frauen zu befähigen, ihre Präsenz und ihre Rolle in Verwaltung, Leitung, Bildung, Liturgie und pastoralem Dienst zu stärken, und eine Beteiligung und Komplementarität in Verantwortung und Entscheidungsfindung in Übereinstimmung mit den biblischen und lehramtlichen Ansichten über Frauen zu erreichen“, schreibt Bechealany.
(kap - vn)
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