Armenien: Kirchenoberhaupt ruft zum Zusammenhalt auf
Nur so sei es möglich, den aserbaidschanischen Expansionsbestrebungen und Übergriffen auf armenischen Staatsgebiet zu widerstehen. Der Katholikos kritisierte gesellschaftliche Spaltungen in Armenien, die es zu überwinden gelte. Den mehr als 100.000 aus Berg-Karabach vertriebenen Armeniern, die in Armenien Zuflucht gefunden haben, sprach er Trost und Zuversicht zu. Die Enklave werde „für uns nie der Vergangenheit angehören“, sagte Karekin II. wörtlich. Sie werde in den Herzen und Seelen aller Armenier weiter bestehen.
Karekin II. rief alle Armenier in Armenien selbst und weltweit zur tatkräftigen Hilfe für die Vertriebenen auf. Letztere würdigte er für ihren Mut und für ihre Würde, die sie angesichts ihres schweren Schicksals bewahren würden.
„In den Tagen der Katastrophe“
Ohne die aktuelle armenische Regierung direkt zu nennen, kritisierte der Katholikos mit scharfen Worten deren Agieren im Konflikt um Berg-Karabach. Berg-Karabach sei während der „Tage der Katastrophe“ allein geblieben. Der Katholikos hatte sich in den vergangenen Monaten immer wieder zutiefst betroffen über die Untätigkeit der internationalen Staatengemeinschaft wie auch der armenischen Regierung gezeigt. Er könne verstehen, dass die Menschen in Armenien aufgebracht gegen die eigene Regierung seien.
In der armenischen Kirche wird das Fest der Geburt Jesu gemeinsam mit dem Epiphanie-Fest am 6. Januar gefeiert. In seiner Neujahrsbotschaft hatte Karekin II. ebenfalls zur tatkräftigen materiellen sowie menschlichen Unterstützung für die Karabach-Flüchtlinge aufgerufen. Die „Vision einer Rückkehr“ in ihre Heimat dürfe „niemals verblassen“, sagte der Katholikos.
Belastetes Verhältnis
Wie sehr das Verhältnis zwischen der armenischen Kirchenleitung und der aktuellen Regierung unter Regierungschef Nikol Paschinjan belastet ist, zeigte ein Vorfall am Silvestertag. Laut dem Katholikosat in Etschmiadzin sei es bisher bewährte Praxis gewesen, dass das armenische Staatsfernsehen zu Silvester die Rede des Katholikos zum Jahreswechsel unmittelbar vor der Rede des Präsidenten ausstrahlte. Dieses Mal habe der Sender der Kirchenleitung aber „in letzter Minute“ mitgeteilt, dass es nicht so sein werde. Stattdessen habe man vorgeschlagen, die Ansprache im Rahmen der Abendnachrichten zu senden, was vonseiten des Katholikosats abgelehnt wurde.
(kap – sk)
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