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Gebäude der Schwestern von St. Anna, Port-au-Prince, Haiti Gebäude der Schwestern von St. Anna, Port-au-Prince, Haiti 

Haiti: Gebetstag für entführte Schwestern ausgerufen

Mit einem scharfen Appell an die Entführer haben sich das Erzbistum Port-au-Prince und die haitianische Bischofskonferenz zur Entführung von sechs Ordensfrauen, ihrem Chauffeur und einer weiteren Person am vergangenen Freitag geäußert. Sie riefen für den 24. Januar einen landesweiten Gebetstag aus. Zuvor hatte sich der Bischof der Diözese Anse-à-veau-Miragoâne, Pierre-André Dumas, als Austauschgeisel angeboten.

Federico Piana und Wenzel Widenka - Vatikanstadt

Im Interview mit Radio Vatikan, das vor Ausrufung des Gebetstages geführt wurde, wiederholt der Bischof sein Angebot und dankt Papst Franziskus für sein Gebet.

„Ich bin bereit, an ihrer Stelle zu gehen!“ Als er diesen Aufruf an die Entführer richtete, hatte Bischof Pierre-André Dumas noch die stets fröhlichen Schwestern vor Auge, die am Freitag entführt wurden, als sie mit einem Bus über die staubigen Straßen der Diözese Anse-à-veau-Miragoâne fuhren. Sechs Schwestern der Kongregation St. Anne, die für ihre Selbstlosigkeit und Aufopferung in Haiti wohlbekannt sind, sowie der Fahrer des Fahrzeugs und die junge Nichte einer der Schwestern, die sich auf die Universität vorbereitete. Sie alle wurden entführt.

Der Bischof wäre bereit, für sie sein Leben zu geben. „Bisher haben wir von den Entführern kein Lebenszeichen bekommen. Aber ich stehe bereit. Auch zwei weitere Personen haben sich bereiterklärt, mich zu begleiten: Ein Priester meiner Diözese, der in einem Slum arbeitet, und eine Schwester Mutter Teresas von Kalkutta,“ so Dumas, dem nur eines am Herzen liegt: ein Verbrechen zu beenden, das die gesamte Ortskirche erschüttert.

Schmerz und Empörung

Zum Schmerz kommt noch die Empörung hinzu. Die entführten Ordensfrauen werden vielleicht im Süden der Hauptstadt Porte-au-Prince von einer der bewaffneten Banden gefangen gehalten, die das Karibikland terrorisieren und drei Millionen Euro Lösegeld verlangen. Diese entführten Frauen haben es sich seit langem zum Anliegen gemacht, die Verletzungen eines der ärmsten Völker der Welt zu heilen. Ohne etwas dafür zu verlangen. „Sie bilden Jugendliche aus, kümmern sich um die Evangelisation; sie sind denen nahe, die nichts haben. Sie opfern unserem Volk ihr ganzes Leben.“ Deshalb ist Bischof Dumas auch so entsetzt darüber, dass die Kinder eben jenes Volkes zu einer so unmenschlichen Tat fähig sind, „für die sie sich eines Tages vor Gott verantworten müssen“. 

Dank an den Papst

Dumas fühlt sich durch den Aufruf zur Befreiung der Geiseln ermutigt, den der Papst beim Angelusgebet am vergangenen Sonntag verkündet hat. „Franziskus wollte für den sozialen Zusammenhalt in Haiti beten, und nur Gott weiß, wie sehr wir diesen brauchen,“ erklärt der Bischof. Dumas erläutert, wie sich dieser Entführungsfall in eine allgemeine Situation der Gewalt einfügt, deren Ursprung nicht nur in der extremen Armut liegt, sondern auch in der vollständigen Abwesenheit der Polizei sowie staatlicher Institutionen.

„Das Land wird nicht regiert! Die Wahlen wurden verschoben, es gibt keine demokratischen Institutionen, nur bewaffnete Clans, die fast 80% von Port-au-Prince kontrollieren. Der Papst hat wirklich recht:  Uns fehlt der soziale Zusammenhalt!“

In diesem aufgeheizten Klima unterstützt die Kirche vor Ort den Dialog zwischen staatlichen und politischen Akteuren. Das sei notwendig, erläutert der Bischof, weil das Volk müde ist. „Seit mehr als drei Monaten versuche ich - mit Zustimmung unserer Bischofskonferenz -, allen relevanten Parteien zuzuhören. Wir versuchen, einen breiten Konsens zu erreichen, um diese Krise so gut wie möglich zu beenden.“

(vatican news)

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24. Januar 2024, 10:46