Missionar: Wahlen im Kongo von Propaganda bestimmt
„Es herrscht immer noch eine gewisse Verwirrung, aber es scheint, dass sich die Lage beruhigt hat", berichtet der Priester. Die Opposition hatte von einer "Scheinwahl" gesprochen; neun Kandidaten forderten offiziell eine Annullierung der Wahl. Nach Ansicht des Missionars Piumatti stehen hinter der Wiederwahl von Tshisekedi „durchaus europäische politische Realitäten, wie Frankreich oder Belgien." Es sei „klar, dass Europa und die Vereinigten Staaten eine starke Stimme haben". Es sei allerdings auch leicht, die Menschen zu beeinflussen: „Ich glaube nicht, dass es die Stimmen des Volkes sind."
Propaganda bestimmte die Wahl
Die Lage für die Menschen werde sich so wohl nicht bessern: „Es ist leicht abzusehen, dass die Ausbeutung des Landes durch Europa, die USA und China weitergehen wird und dass sich die instabile und konfliktreiche Lage in Nord-Kivu und Ituri nur schwer stabilisieren wird." Wandel im Land hätte es durch eine Änderung an der Spitze geben können, meint der Kirchenmann: Der weltweit bekannteste Kandidat, Denis Mukwege, Nobelpreisträger für Medizin, der übrigens auch schon von Papst Franziskus empfangen wurde, „wäre ein wichtiges Symbol des Wandels gewesen", so der Missionar - „aber es gab Propaganda gegen ihn."
Kongos Kirchen: Demokratie trotz Wahl-Chaos
Die Kirchen der Demokratischen Republik Kongo haben die jüngsten Wahlen als bestandene Reifeprüfung in Sachen Demokratie gelobt. Trotz chaotischer Zustände durch Verzögerungen und defekte Wahlmaschinen seien die Kongolesen ihrer Bürgerpflicht nachgekommen, hieß es am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung der katholischen Bischöfe und der protestantischen Christuskirche im Kongo. Kritik übten die Religionsvertreter an der Organisation des Urnengangs.
Hintergrund
Bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 20. Dezember hatten Wahlbeobachter etliche Unregelmäßigkeiten verzeichnet, darunter die verspätete Öffnung von Wahllokalen und fehlendes Equipment. Der Letztplatzierte Theodore Ngoy rief laut einem Bericht der BBC (Donnerstag) das kongolesische Verfassungsgericht auf, das Ergebnis für ungültig zu erklären. Die Bischöfe und protestantischen Vertreter appellierten an die Wahlbehörde, die Einsprüche der Opposition ernst zu nehmen: „Es braucht eine unabhängige und gemeinschaftliche Untersuchungskommission." Zudem müssten die Justizbehörden etwaigen Vorwürfen von Wahlmanipulation nachgehen und die Verursacher sporadischer Gewaltausbrüche am Wahltag vor Gericht bringen. Jeglicher Streit um die Wahlen müsse friedlich beigelegt werden. Für den seit 2019 amtierenden Tshisekedi (60) ist es die zweite Amtszeit.
(sir/kna - sst)
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