Naher Osten: Heimlich am Frieden arbeiten
Pierbattista Pizzaballa war vor kurzem auch in Jordanien, das zum Gebiet seines Patriarchats gehört. In Rom wies der Kardinal und Franziskaner an diesem Montag darauf hin, dass Jordaniens innenpolitische Lage zwar komplex aussehe, das Land aber in politischer Hinsicht das einzige stabile im Nahen Osten sei. Das gelte in humanitärer Hinsicht auch für die palästinensischen Flüchtlinge dort, vor allem für die aus dem Gazastreifen.
„Wir haben mit König Abdallah, mit der Regierung, mit den verschiedenen Institutionen gesprochen, um zu sehen, wie wir unsere minimalen Kommunikationskanäle mit Gaza und auch mit den wenigen dort verbliebenen Autoritäten aufrechterhalten können.“ Wenn die Katholiken des Heiligen Landes humanitäre Hilfen nach Gaza schicken wollen, so erklärt der Patriarch, dann laufe das alles über die jordanische Führung.
Ein „Minimum an Zusammenarbeit“ gebe es für das Lateinische Patriarchat von Jerusalem auch mit Ägypten, sagt Pizzaballa. Es sei ausgesprochen wichtig, jetzt „auf der Diplomatie zu insistieren“: Das sei „die einzige Möglichkeit, die wir haben, damit nicht nur die Waffen sprechen“. Eine sofortige Lösung des Gaza-Konflikts werde es nicht geben; stattdessen solle man eher „in Phasen denken“. Entscheidend sei, jetzt „Kommunikationskanäle zwischen Israel und der Hamas zu finden“ – nicht für direkte Gespräche, natürlich. Da solle es dann einerseits um die Freilassung der Geiseln und andererseits um eine Feuerpause gehen, um „ein Minimum an Normalität“ in den Gazastreifen zurückzubringen. Vielleicht könne die katholische Kirche im Heiligen Land dabei mithelfen, solche Kontakte in Gang zu bringen? Darüber habe er in diesen Tagen auch mit dem Papst gesprochen.
„Keine Häuser, kein Wasser, keinen Strom, nichts“
Zur Lage in Gaza erläuterte der Kardinal, dass die römisch-katholische Gemeinde dort im Nordteil liege; darum sei sie derzeit nicht mehr von den schweren Militäroperationen betroffen, die sich weiter nach Süden verlagert haben. „Aber sie ist nach wie vor ein Gebiet mit extremer Armut und ohne institutionelle Bezugspunkte.“ Es gebe dort „nichts mehr: keine Häuser, kein Wasser, keinen Strom, nichts“.
Die Christen nicht nur in Gaza, sondern generell in Israel und Palästina „leben in der gleichen Situation wie alle anderen“, sagt der Lateinische Patriarch. Sie seien „kein Volk für sich“. Vielmehr sei das, was ihnen widerfahre, „eine Art Lackmustest für die Schwierigkeiten, die die gesamte Bevölkerung erlebt“. Das gelte auch „für die Risse innerhalb der Bevölkerung selbst“.
Er erlebt, dass viele im Nahen Osten jetzt insgeheim auf ein Ende der Spannungen hofften. Und er wisse, dass es da „Dialoge“ gebe, „um herauszufinden, wie man diese Situation beenden kann“. Das alles müsse allerdings „ohne große Öffentlichkeit“ stattfinden, „weil die Dinge sonst nicht funktionieren“.
(vatican news – sk)
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