Erzbischof von Homs: Die Welt lässt das syrische Volk sterben
Jean-Charles Putzolu und Mario Galgano - Vatikanstadt
Vor sechs Monaten wurde er halbiert, seit dem 1. Januar ist er ganz abgeschafft: Der Hilfsplan des Welternährungsprogramms - der UN-Agentur, die für die Nahrungsmittelhilfe in der Welt zuständig ist - für Syrien wurde gestrichen. Mehr als fünf Millionen Menschen waren auf die Lieferung von Nahrungsmitteln und lebensnotwendigen Gütern angewiesen, und das in einem Land, das sich im kommenden März dem 13. Jahr des Krieges nähert und im Februar 2023 durch ein dramatisches Erdbeben in den an die Türkei angrenzenden Gebieten weiter geschwächt wurde. Der Grund für diese Entscheidung, so die UN-Einrichtung, seien die fehlenden Mittel, die durch die Covid-Epidemie, den Krieg in der Ukraine und nun auch den Krieg im Gazastreifen gefährdet seien und das verfügbare Budget aufzehren würden. Die Zahl der Menschen, die in ernster Ernährungsunsicherheit leben würden, werde auf über 12 Millionen geschätzt.
Schreckliche und ungerechte Entscheidung
„Das syrische Volk ist zum Sterben verurteilt, ohne etwas sagen zu können“, so die dramatische Feststellung von Jacques Mourad, seit einem Jahr Erzbischof von Homs, der drittgrößten Stadt Syriens. „Es ist eine schreckliche und ungerechte Entscheidung“, fährt der Erzbischof fort, der sich fragt, warum es so weit gekommen ist. „Für uns ist es so, als ob die Welt dem syrischen Volk sagt: 'Ihr seid zum Sterben verurteilt, ohne eure Stimme erheben zu können'. Und weshalb? Was ist die Schuld des syrischen Volkes?“
Die Kirche kann nicht alle Bedürfnisse abdecken
Seine Worte gehen zu Herzen, wenn man an das Leid denkt, das das Volk in all den Jahren erlitten hat und noch erleiden wird, hervorgerufen durch einen Krieg, der kein Ende zu haben scheint und der weiterhin jede Hoffnung zunichte macht. Diese Entscheidung, so der Oberhirte weiter, „wurde getroffen, um das syrische Volk in völlige Verzweiflung zu stürzen, um jedes Licht auszulöschen, das dank unseres Glaubens und unserer Hoffnung noch brennen könnte. Aber in dieser Situation sind wir wirklich am Ende.“ Nichtregierungsorganisationen und die katholische Kirche haben in den letzten Jahren in Syrien tatsächlich Wunder vollbracht und die Bevölkerung in jeder Hinsicht unterstützt. Heute, angesichts der Unterbrechung der humanitären Hilfe, mit der inzwischen fast Zweidrittel der Bevölkerung versorgt wurden, fragt man sich, ob es noch Hoffnung gebe, die die Menschen vor dem Verhungern bewahren könne. Und dazu sagt der Erzbischof:
„Die Kirche und die Nichtregierungsorganisationen können nicht alle Bedürfnisse der syrischen Bevölkerung abdecken, ihre finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt. Außerdem ist es aufgrund der von den USA und den Vereinten Nationen verhängten Sanktionen unmöglich, Geld nach Syrien zu bringen, wie sollen wir es also schaffen? Wie können die Menschen in Syrien leben? Schon jetzt essen viele syrische Familien nur einmal am Tag. Wir haben vergessen, was Heizen ist, weil wir weder Diesel noch Holz kaufen können, wir haben vergessen, was heißes Wasser ist, wir haben vergessen, was eine Gesellschaft ist. Und wir leben in völliger Dunkelheit, die Städte in Syrien sind ohne Licht, die reichen Viertel mit nur fünf Prozent der Bevölkerung sind sicherlich nicht repräsentativ für die Situation des syrischen Volkes.“
Syrer sind somit zum Tode verurteilt
Für Erzbischof Mourad liegt die einzige Lösung nicht nur in der katholischen Kirche, sondern auch in der Europäischen Union. Er hoffe, dass die EU eine klare Position einnehme, die von „menschlicher und aufrichtiger Sensibilität“ geprägt sei. Der Appell des Erzbischofs von Homs ist herzzerreißend:
„Warum wollt ihr, dass dieses Volk stirbt?“, lautet die grausame Frage an die Welt: „Es ist nicht möglich, dass die ganze Welt das syrische Volk im Stich lässt, was haben wir falsch gemacht, um zum Sterben verurteilt zu werden?“
(vatican news)
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