Heiliges Land: Gefahr für Friedensvertrag mit Ägypten?
Angesichts der israelischen Angriffe auf Rafah hat Ägypten am Dienstag seine Ablehnung einer Bodenoffensive bekräftigt und sich für eine „radikale Lösung“ der Krise und einen Waffenstillstand ausgesprochen. Ägypten möchte auf alle Fälle verhindern, dass es zu einer Massenflucht der Flüchtlinge aus Gaza in den Sinai und damit nach Ägypten kommt. Das Land gestattet nur wenige Ausreisen über Rafah. Das Gebiet ist seit Jahren zur militärischen Sperrzone erklärt worden. Über Ägypten läuft auch sämtliche Hilfe in den Gazastreifen hinein.
Friedensvertrag ist Stützpfeiler des Nahen Ostens
Auf dem Abkommen von Camp David von 1979 basieren große teile der geopolitischen Ordnung im Nahen Osten. Das Friedensabkommen zwischen den einstigen Kriegsgegnern Israel und Ägypten 1979 war der erste Friedensvertrag eines arabischen Staates mit Israel. Im Gegenzug erhielt Ägypten die im Sechs-Tage-Krieg 1967 verlorene Sinai-Halbinsel zurück. Die Zusammenarbeit nach dem Vertrag ist zwar nicht durch Herzlichkeit geprägt, hat aber bisher alle Krisen überstanden. Israel half Ägypten zuletzt bei der Bekämpfung von Terroristen auf dem Sinai. Ägypten verspricht sich von seinen diplomatischen Bemühungen im aktuellen Konflikt internationale Investitionen für seine marode Wirtschaft.
Pater Rafic Greiche, Sprecher der ägyptischen katholischen Kirche, hält die Lage dennoch für sehr bedrohlich, wie er der Nachrichtenagentur asianews mitteilte. „Israel will die Grenze einnehmen, es bombardiert auch die Mauer, die den Gazastreifen von Ägypten trennt und den Palästinensern den Transit zum Sinai ermöglicht. Ich hoffe, dass es keinen neuen Krieg zwischen Israel und Ägypten gibt, denn die Gefahr ist real und konkret. Wir Ägypter wollen Frieden“, so Greiche. Er wirft den Israelis vor, die ägyptische Hilfe zu blockieren und eine erneute Okkupation zu planen.
Die Furcht vor einer Eskalation mit Ägypten teilt auch der Vikar der Franziskanerkustodie für das Heilige Land, Pater Ibrahim Faltas. „Von den Opfern über die 1,4 Millionen Flüchtlinge bis hin zur Drohung, Camp David einzufrieren, stehen wir vor einer gefährlichen Eskalation.“ Die Kirche im Heiligen Land erneuere ihren Appell zu einem Waffenstillstand, „den einzigen Weg zu Frieden“. Eine Bodeninvasion in Rafah wäre „eine Katastrophe. Die internationale Gemeinschaft ist mehr denn je gefordert.“
(asianews – ww)
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