Papua-Neuguinea: Stammeskonflikte sorgen auch Kirche
Nach der eklatanten Zunahme an Stammeskonflikten mit zahlreichen Toten hat die Regierung in Papua-Neuguinea die Sicherheitskräfte des Landes angewiesen, „gezielte Operationen“ in der Region Enga aufzunehmen, um „die öffentliche Ordnung“ wiederherzustellen. Wie der vatikanische Pressedienst „Fides" am Montag meldete, erwägt die Regierung die Ausrufung des Ausnahmezustandes. Am 18. Februar hatten Polizeieinheiten insgesamt 64 Leichen von Kämpfern an einer Straße nahe der Stadt Wabag gefunden, fast 600 Kilometer von der Hauptstadt Port Moresby entfernt. Vermutlich handelt es sich bei den Toten vor allem um Söldner. Sie tragen die Konflikte der in der Region lebenden Stämme aus.
Das Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen zeigte sich besorgt. Es rief die Regierung dazu auf, „unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um die Ursachen der Gewalt zu beseitigen und auf die gegenseitige Anerkennung der Stämme im Hochland hinzuarbeiten“. Die Konfliktparteien müssten alle Waffen abgeben und die Ausbreitung illegaler Waffen gestoppt werden.
Laut dem italienischen PIME-Missionar Giorgo Licini, dem Sekretär der Bischofskonferenz von Papua-Neuguinea und den Salomonen, zeige sich in den andauernden Konflikten auch die schwierige Integrationsphase verschiedener Lebenswelten in dem Pazifikstaat. Manche Stämme hätten erst seit 70 Jahren Kontakt zur modernen Welt. Der Stamm sei noch immer der wichtigste soziale Identifikationsfaktor. Mitglieder, denen es gelungen ist, in den Städten ein Unternehmen zu gründen, sorgten mit ihrem Geld nun für Feuerwaffen und Söldner. Die Welt der Städte sei in den weit abgelegenen Regionen, wo gekämpft werde, fern. Teils fänden hier noch Hexenjagden statt. Die Einwohner Papuas lebten also in drei verschiedenen Realitäten: „Die erste ist die Stammesgesellschaft, eine uralte Realität; die zweite ist die Präsenz der Kirchen verschiedener Konfessionen, die ein umfangreiches Netz von Schulen und sozialen Einrichtungen geschaffen haben; die dritte ist die des modernen Staates, die vor allem in den Städten zu spüren ist,“ so der Missionar.
Von außen könne man die Konflikte kaum einhegen, so Licini. Nur der Kontakt zwischen Stammeshäuptlingen und anderen Autoritäten wie religiösen und sozialen Führern könne zu einer Lösung führen. „In der Vergangenheit war die Situation zwischen diesen Gruppen stabiler, weil es weniger Mobilität und damit weniger Konfliktpotenzial gab", erinnert sich Pater Licini. „Heute, mit der Mobilität und der Globalisierung, ist alles chaotischer. Wir befinden uns in einer Phase des Übergangs zwischen der alten Kultur und einer neuen Identität, die jedoch noch nicht fest und klar definiert ist.“
Stammeskonflikte mit modernen Söldnern und Waffen
Bei den Konflikten geht es zumeist um Land. Die Gegend gilt als reich an Goldvorkommen. Durch die Einmischung bezahlter Kämpfer sowie der Ausbreitung von Feuerwaffen anstelle der althergebrachten Stich- und Hiebwaffen hatten die teils jahrzehntealten Konflikte in den letzten Monaten eine neue Dimension gewonnen. Beobachtern zufolge hat sich „eine Art Guerilla“ gebildet, die auf die ursprünglichen Stammeskämpfer ausstrahle und den Konflikt verschärfe. Bisherige Versuche der Regierung, die Gewalt einzudämmen, blieben erfolglos. Sowohl Mediation als auch Repression und der Einsatz des Militärs erwiesen sich als kaum hilfreich.
(fides – ww)
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