Mexikos Kirche bittet Wahlkandidaten um Einsatz für Frieden
Eine von der Kirche ausgearbeitete „Friedensagenda" mit Vorschlägen für eine Beilegung der schweren Gewalt- und Drogenkrise wurde bei einem Treffen mit Xóchitl Gálvez, Claudia Sheinbaum und Álvarez Máynez präsentiert. Die drei Präsidentschaftsanwärter unterzeichneten bei der Begegnung in der Hauptstadt Mexico City auch eine Selbstverpflichtung, geht aus einem aktuellen Bericht des Kirchenportals „Desde la fe" hervor.
Das Dokument stellt eine tiefgehende „Menschenrechtskrise" fest. In Mexiko seien seit Amtsantritt des scheidenden Präsidenten Andrés Manuel López Obrador jedes Jahr über 30.000 Menschen ermordet worden und 90.000 Menschen im Zuge der Bandenkriege spurlos verschwunden. „Das sind 90 Morde pro Tag", betonte der Jesuit Jorge Atilano, Direktor des Nationalen Dialogs für den Frieden. Unzählige Menschen müssten täglich Schutzgeld an die Drogenmafias zahlen oder aufgrund von Drohungen umziehen. Ein Grundproblem sei auch die Gewalt gegen Frauen, Migranten und Indigene.
Das Papier haben 50 Fachleute erarbeitet
Das Papier haben 50 Fachleute aus verschiedenen Disziplinen erarbeitet, auch Ergebnisse aus Diskussionen und Foren aus allen Landesteilen sind eingeflossen. Es enthält Maßnahmen zur Stärkung des Sozialgefüges, der Sicherheit, der Justiz und des Strafvollzugs, zudem nennt es auch Kriterien guter Regierungsführung. Gefordert wird unter anderem eine Förderung der Polizei und Ermittlungsbehörden, verbunden mit schrittweisem Rückzug des Militärs aus der öffentlichen Sicherheit. Reformen der Justiz und des Strafvollzugs seien nötig, habe doch der Staat die Kontrolle über viele Gefängnisse verloren. Auch Maßnahmen gegen Korruption und Erpressung, zu mehr Suchtprävention und Sicherheit für Jugendliche sowie zur Zurückdrängung des Drogenhandels werden angeführt.
Die Kandidaten stellten bei dem Treffen ihre Ansätze zum Thema Frieden und Versöhnung im Land vor und erläuterten, wie sie die von der Kirche vorgelegten Vorschläge in ihre Regierungspläne einbeziehen werden, sollten sie die Wahl gewinnen. Trotz ihrer Unterschrift stimmten nicht alle der Schilderung der Situation durch die kirchlichen Experten zu. Deren Einschätzung sei „zu pessimistisch", befand etwa Sheinbaum, die in Umfragen führende Kandidatin der regierenden Morena-Partei. Ihre Hauptrivalin Gálvez von der Drei-Parteien-Koalition „Fuerza y corazón por México" (Kraft und Herz für Mexiko) hielt Sheinbaum bei dem Treffen vor, hinsichtlich der Zahlen zur Gewalt im Land oder zum Umweltschutz zu lügen und Worte von Papst Franziskus missbräuchlich zu verwenden.
Bei den Wahlen in Mexiko vom 2. Juni sind die beiden chancenreichsten Kandidatinnen Frauen, womit das mittelamerikanische Land erstmals in der Geschichte eine Präsidentin bekommen dürfte. Der Wahlkampf findet vor dem Hintergrund tiefer politischer Spaltungen statt sowie auch großer Sorgen um den Zustand der Demokratie und die Einmischung krimineller Gruppen in den Wahlprozess, welche die Bischofskonferenz Anfang März geäußert hatte.
(kna – gs)
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