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Andrea Riccardi 2019 bei einer Begegnung mit dem Papst Andrea Riccardi 2019 bei einer Begegnung mit dem Papst  (Vatican Media)

Riccardi verteidigt Papstworte zur Ukraine

Der Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio, Andrea Riccardi, verteidigt die Worte von Papst Franziskus zur Ukraine. „Der Papst hat nicht von Kapitulation gesprochen, sondern von Mut zu Verhandlungen, was etwas ganz anderes ist.“

Das sagte der Historiker und Träger des Aachener Karlspreises in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ von diesem Montag. Ihm sei bewusst, dass „sogar ukrainische Katholiken negativ reagiert“ hätten auf die Äußerungen des Papstes in einem Interview. Doch das seien „Worte, die Franziskus schon seit einiger Zeit in sich trägt: über die Sinnlosigkeit dieses Krieges und über die Tatsache, dass der Preis dieses Konflikts in Form von Toten, Flüchtlingen und Zerstörung von der Ukraine bezahlt wird. Deshalb müssen wir verhandeln“.

Am Scheideweg

Nach Riccardis Eindruck steht der Ukraine-Krieg an einem „Scheideweg“; die Alternativen seien „die Niederlage der Ukraine oder ihr allmähliches Ausbluten in einem noch größeren Krieg“. Papst Franziskus sei, wie Riccardi beteuert, weit von einer pro-russischen Haltung entfernt. „Die Sensibilität des Papstes für die Ukraine ist groß, mehrmals hat er von einem gemarterten Volk gesprochen.“ Die „Wut des Zusammenstoßes“ sorge leider dafür, dass die Debatte über die Haltung von Franziskus „zu oberflächlich“ verlaufe.

„Franziskus ist kein Politiker und benutzt keine politische Sprache“

„Papst Franziskus ist kein Politiker und benutzt keine politische Sprache, aber er erinnert uns an eine wichtige Sache: nämlich, dass der Frieden heute völlig vom Horizont verschwunden ist. Das Primat des Friedens. Es ist schwer zu sagen, welcher Weg dorthin führt, aber solange wir uns nicht an einen Tisch setzen, können wir es uns nicht einmal vorstellen.“

In Wirklichkeit habe Franziskus mit seinen jüngsten Äußerungen „die Messlatte höher gelegt“, so der Gründer von Sant’Egidio. „Sein großes Ziel ist es, dem ukrainischen Volk endlich Frieden zu geben, und man muss sagen, dass er mit seiner Rede von der ‚weißen Fahne‘ ein wenig mit der müden und konformistischen Sprache der letzten Zeit in Bezug auf den russisch-ukrainischen Krieg gebrochen hat.“

Wenn die „Phantasie für den Frieden“ erlischt...

Die „traurige Wahrheit“ nach zwei Jahren Ukraine-Krieg sei doch, dass „die Phantasie für den Frieden erloschen“ sei, erklärte Riccardi. „Was will der Papst? Sicherlich nicht, die Ukrainer ihrem Schicksal zu überlassen, sondern ihnen zu helfen, Widerstand zu leisten und sich aus dem Griff dieses Krieges zu befreien.“

In einem Interview, das am Wochenende veröffentlicht wurde, hatte Papst Franziskus der Ukraine den „Mut zur weißen Fahne“ und zu Friedensverhandlungen nahegelegt. Vatikansprecher Matteo Bruni präzisierte später, der Papst habe „vor allem zu einem Waffenstillstand aufrufen und den Mut zu Verhandlungen wiederbeleben“ wollen. Die Worte des Papstes sind international auf Kritik gestoßen, darunter bei Regierungen in Osteuropa und beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Nuntius: Verhandeln ist niemals eine Kapitulation

Auch der päpstliche Nuntius in Kyiv, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, verteidigte die Worte des Papstes zum Ukraine-Krieg. Franziskus habe deutlich machen wollen, dass Verhandeln „niemals eine Kapitulation ist“, sagte er der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ von diesem Montag. Franziskus gehe es um Dialog, nicht um eine „Unterwerfung“ der Ukraine. Auch in der ukrainischen Gesellschaft werde durchaus darüber diskutiert, ob jetzt nicht der geeignete Moment gekommen sei, um Fühler für Verhandlungen auszustrecken.

(vatican news – sk)
 

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11. März 2024, 10:52