Südsudan: Neue Kirche im Flüchtlingslager sorgt für Aufsehen
Jean-Benoit Harel - Vatikanstadt
„Ich bin Christin, wir haben hier nichts. Wir haben alles verloren, alles, was wir noch haben, ist unser Glaube.“ Zeugnisse wie das dieser Flüchtlingsfrau erhalten Carine und Violaine jeden Tag auf den Straßen des Flüchtlingslagers Wedweil, in dem sie tätig sind. Die beiden französischen Missionarinnen der Vereinigung „Naïm Espérance“ sind im Südsudan stationiert und kümmern sich unter anderem um ein Flüchtlingslager an der Grenze zwischen Sudan und Südsudan. Ein Lager, das trotz der schwierigen Lebensbedingungen für die sudanesischen Flüchtlinge nicht überfüllt ist.
Eine Kirche als spiritueller Zufluchtsort
Seit zehn Monaten herrscht im Sudan ein Bürgerkrieg zwischen der Armee unter der Führung von General Abdel Fattah Al-Burhan und den Rapid Support Forces (RSF) von General Mohammed Hammadane Daglo, der ehemaligen Nummer zwei des Regimes. Die Zivilbevölkerung ist das erste Opfer der gewaltsamen Auseinandersetzungen, die bereits Tausende von Todesopfern gefordert haben.
Mehr als 7 Millionen Menschen wurden laut den Vereinten Nationen vertrieben oder sind in Nachbarländer geflohen, was den Sudan zum Land mit der weltweit schwersten Migrationskrise macht. Auf der Flucht aus ihrem Land flüchten viele Sudanesen in den Südsudan, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, obwohl das Land seit 2013 ebenfalls von einem Konflikt zwischen zwei Fraktionen, die die Macht ausüben wollen, durchzogen ist. In einem der Flüchtlingslager an der Grenze arbeiten Carine und Violaine seit Allerheiligen letzten Jahres daran, den Flüchtlingen ein geistliches Leben zu ermöglichen. Der neueste Erfolg: Sie haben eine Kirche in dem Lager errichtet, um den dort lebenden Christen einen Ort des Gebets zu bieten. Die Einweihung fand am Dienstag, 12. März, statt.
Ein Ort für alle Christen
„Im Lager gibt es drei Moscheen, aber es gab keine Kirche“, sagt Carine. Innerhalb des Lagers ist die Bevölkerung mehrheitlich muslimisch. Aber auch Christen finden hier Zuflucht und mussten sich bisher zum Beten „unter dem Baum“ treffen. Nun verfügen sie über eine Kirche mit 150 Sitzplätzen, die von französischen Spendern finanziert wurde.
„Es gibt Evangelikale, Protestanten, Anglikaner und auch andere Freikirchen. Also haben wir beschlossen, dass dieser Ort allen Christen gemeinsam sein soll. Wir beten alle zusammen“, erklärt Carine. Familien, Jugendliche und ältere Menschen treffen sich nun etwa alle zwei Tage zu einer Gebetszeit in der Kirche.
Dieses Gotteshaus stellt eine offizielle Anerkennung der Christen im Lager dar, mit dem Segen der verschiedenen religiösen Autoritäten des Ortes, darunter auch der Leiter der muslimischen Gemeinde. Carine hatte es bei ihren regelmäßigen Besuchen in Wedweil bemerkt: „Wenn sich die Christen früher zum Beten trafen, hatten sie Angst. Jetzt können sie in Sicherheit beten.“
Die beiden Missionarinnen wollen in der neuen Kirche Gebetszeiten organisieren, aber auch Bildungs-, Katechese-, Austausch- und Begegnungszeiten. „Wir werden es langsam angehen, um von allen Gemeinschaften im Lager angenommen zu werden“, sagt Carine und hofft, dass dort eine Ostermesse gefeiert werden kann.
Ein echtes Bedürfnis nach Hoffnung
Carine ist die Gründerin von „Naïm Espérance“ und hat etwa zehn Jahre in verschiedenen Flüchtlingslagern auf der ganzen Welt verbracht. Für sie ist es sehr wichtig, dort spirituelle Hilfe zu leisten.
„Die Menschen sagen selbst: 'Wir haben es satt, immer nur Dinge zu bekommen, was wir brauchen, ist auch Hoffnung'. Also muss man natürlich das bringen, was der Körper braucht, Trinkwasser, Kleidung, Medikamente usw. Das ist wichtig und von größter Bedeutung. Aber es ist auch notwendig, mit den Menschen da zu sein, um präsent zu sein, ihnen eine Freundschaft anzubieten, ihnen diese Hoffnung einfach durch Besuche anzubieten.“
Das Evangelium in den Flüchtlingslagern leben
Sie betont, wie wichtig aus ihrer Sicht die Begegnung mit den Familien im Lager ist. „Unser Ziel ist es nicht, die Muslime zu evangelisieren, sondern alle Bevölkerungsgruppen geistlich zu unterstützen. Ob Muslim, Christ, Atheist, Buddhist oder eine andere Religion, hier ist alles zerschlagen, man hat alles verloren.“
Eigentlich bedeute Mission für sie, das Evangelium in die Tat umzusetzen. Und das bedeute in erster Linie, als „Geschwister in der Menschheit da zu sein“, fasst Carine zusammen.
(vatican news – mg)
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