Multireligiöses Modell von Jerusalem vorgestellt - Präsenz von Nicht-Juden gefährdet
Das Modell wurde jetzt von den deutschen diplomatischen Vertretungen aus Tel Aviv und Ramallah im Jerusalemer Paulus-Haus am Rand der Altstadt gegenüber dem Damaskus-Tor vorgestellt. Später soll es auch als Poster in DIN-A3-Format zu Bildungszwecken genutzt werden, um die geografische Nähe der Heiligen Stätten aller abrahamitischen Glaubenstraditionen in der Stadt zu veranschaulichen, so die Initiatoren
Jerusalem sei, führte Seidemann aus, „Treffpunkt von Zivilisationen. Hier treffen sich die Ursprungsstätten von Judentum, Christentum und Islam, die arabische und die westliche Welt in einem kleinen geographischen Platz." Es gebe eine Konzentration von religiösen Stätten und Kulturorten wie an keiner anderen Stelle der Welt. Die drei abrahamitischen Religionen hätten die Stadt immer wieder neu gestaltet - in Abhängigkeit und auch in Abgrenzung. Aber alle drei gehörten hierher und seien unverzichtbarer Teil Jerusalems. Die religiösen Stätten seien nicht ohne einander zu denken.
Komplexes Gefüge - Stabilität gefährdet
Jerusalem sei stabil, wenn jeder sich nach seinen Regeln verhalten und äußern und gleiche Rechte in Anspruch nehmen kann, so der Experte für die Geopolitik Israels. Es gebe aber Fälle, wo eine der drei Seiten Überlegenheit, einen Vorrang gegenüber andere beanspruche und die Interessen von anderen ausblendee - etwa die jüdische Seite gegenüber Christen und Muslimen. „Dann wird Jerusalem zu einem sehr gefährlichen Ort. Denn was in Jerusalem passiert, hat Resonanz in der ganzen Welt."
Patriarch Pizzaballa: Heilige Stadt dreier Religionen
Es gehe dabei nicht um eine Internationalisierung Jerusalems, sondern um seine Universalität, stellte der Kardinal klar. Die Christen seien Bürger Jerusalems und nicht nur willkommene Gäste. Er betonte, dass Religion und Politik hier eng, ja untrennbar miteinander verflochten seien. Religiöse Vorgänge und Maßnahmen hätten immer auch eine politische Dimension, mit politischen Erwartungen und Interessen - und umgekehrt. Eine Trennung von Kirche und Staat, wie etwa im deutschsprachigen Raum, ist hier undenkbar.
Politischer Status weiter offen
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