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Messe mit Vergebungsbitte für Opfer sexueller Gewalt in einer katholischen Kirche in Bilbao, Spanien Messe mit Vergebungsbitte für Opfer sexueller Gewalt in einer katholischen Kirche in Bilbao, Spanien  

Spanien: Debatte zu Entschädigungen für kirchliche Missbrauchsopfer

Die spanische Regierung will Betroffene sexuellen Missbrauchs durch Geistliche oder im kirchlichen Umfeld entschädigen und dafür eine Beteiligung der Kirche erwirken. Das beschloss der Ministerrat am Dienstag. Die Bischofskonferenz wünscht sich hingegen eine Entschädigung aller Opfer sexuellen Missbrauchs nicht allein im kirchlichen Bereich.

Wie verschiedene spanische Medien weiter berichten, soll vor allem Opfern geholfen werden, deren Fälle strafrechtlich verjährt sind.

Frage der Beteiligung der Kirche

Der sozialistische Justizminister Felix Bolaños hofft demnach, die Kirche noch zu einer Beteiligung am staatlichen Entschädigungsfonds bewegen zu können. Bisher hat die Bischofskonferenz aber noch keine Entscheidung getroffen. Deren neuer Vorsitzender, Erzbischof Luis Argüello, machte eine Beteiligung vor allem davon abhängig, ob neben den kirchlichen alle Opfer sexualisierter Gewalt in den Entschädigungsplan einbezogen werden.

Aufgrund der als teils unzureichend kritisierten Reaktionen der katholischen Kirche sowie einer jahrelangen „Leugnung und Verharmlosung des Problems" wolle sich die Regierung aber speziell um die Entschädigung minderjähriger Missbrauchsbetroffener im kirchlichen Bereich kümmern, hieß es.

Kirche zielt auf Entschädigungen aller Opfer

Das lehnt Spaniens Bischofskonferenz ab, die auf Entschädigungen aller Opfer von Missbrauch in der Gesellschaft zielt. „Die Kirche kann keinen Plan akzeptieren, der die Mehrheit der Opfer von sexuellem Missbrauch diskriminiert", heißt es dazu in einer Stellungnahme der Bischöfe zum Beschluss des Ministerrates vom Dienstag.

Die Kirchenvertreter machen darin ihr Unbehagen am Beschluss des Ministerrates sehr deutlich: „Der vorgelegte Text basiert auf einem pauschalen Urteil über die gesamte Kirche, das ohne jegliche rechtliche Garantien gefällt wurde, eine öffentliche und diskriminierende Auslese durch den Staat. Indem er sich nur auf die katholische Kirche konzentriert, behandelt er nur einen Teil des Problems. Es handelt sich um eine partielle Analyse, hinter der sich ein soziales Problem von enormen Ausmaßen verbirgt." Man habe die Kritik bereits Minister Bolaños zukommen lassen, heißt es weiter.

Zudem weisen die Bischöfe darauf hin, dass die angesichts des sexuellen Missbrauchs von der Kirche ergriffenen Maßnahmen „weitgehend" mit den fünf Aktionslinien übereinstimmten, die im Plan des Ministerrates vorgeschlagen würden. „Die Kirche arbeitet bereits in den Bereichen Aufnahme, Betreuung und Wiedergutmachung von Opfern, Missbrauchsprävention, Schulung von Personen und Sensibilisierung der Gesellschaft."

Öffentlicher Anerkennungsakt geplant

Justizminister Bolaños geht von bis zu 440.000 Opfern aus, denen insgesamt bis zu 70 Millionen Euro zustehen könnten. Die Zahl basiert auf dem Bericht einer vom Parlament beauftragten Kommission vom Oktober. Die katholische Kirche führte eine eigene, interne Studie durch, die für die vergangenen 40 Jahre 2.056 minderjährige Betroffene sexueller Übergriffe im kirchlichen Umfeld verzeichnet.

Die sozialistische Regierung von Ministerpräsident Pedro Sanchez plant unterdessen auch einen politischen Akt, bei dem die damals minderjährigen Opfer sexueller Gewalt im kirchlichen Bereich öffentlich anerkannt und um Entschuldigung gebeten werden.

(pm/kap - pr)
 

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24. April 2024, 08:11