Haiti: Lage scheint sich leicht zu bessern
Er höre von Bekannten aus der Hauptstadt Port-au-Prince, „dass es definitiv viel ruhiger geworden ist und daher die alltäglichen Aktivitäten wieder aufgenommen wurden“. Von einer Normalisierung der Lage könne aber noch keine Rede sein. „Die Probleme sind nach wie vor groß, die Menschen leben immer noch in einer Stadt, in der Unsicherheit herrscht.“
Haiti, der ärmste Staat der westlichen Hemisphäre, ist in jüngster Zeit von immer heftigerer Gewalt durch kriminelle Banden erschüttert worden. Ministerpräsident Ariel Henry ist zurückgetreten, ein Übergangsrat hat kürzlich die Arbeit aufgenommen, um die staatlichen Strukturen wiederaufzubauen.
Den Vertriebenen droht der Hunger
„Das Problem der Vertriebenen ist nach wie vor enorm“, erklärt der Kamillianer-Missionar. Mindestens hunderttausend Menschen, die wegen der Gewalt ihre Häuser verlassen mussten, seien in sehr prekären Zeltstädten untergekommen.
„Ebenso gravierend ist das Nahrungsmittelproblem. Seit Monaten, genauer gesagt seit dem 4. März, kommen keine Container mehr auf der Insel an, und trotz der Bemühungen des Welternährungsprogramms, Nahrungsmittel zu verteilen, reichen diese nicht aus.“
Darüber hinaus seien zahlreiche Behörden und Gesundheitseinrichtungen in Port-au-Prince verwüstet worden. „Zaghaft beginnen einige Büros wieder zu öffnen.“
Der Priester berichtet, dass es Anzeichen dafür gebe, dass eine internationale Polizeimission unter dem Dach der UNO bald ihre Arbeit in Haiti aufnehmen werde. Die USA hätten Polizei und Armee in Port-au-Prince mit neuen Waffen ausgestattet, und am Flughafen werde an einem Stützpunkt gebaut, der Ende des Monats die ersten Mitglieder der Mission, eine Gruppe aus Kenia, aufnehmen soll.
Internationale Polizeimission soll Ende Mai beginnen
Die internationale Polizeimission soll die haitianische Polizei und Armee bei der Wiederherstellung der Stabilität und der Bekämpfung von Banden unterstützen. Pater Miragli fordert aber auch einen umfassenden Plan zur humanitären Unterstützung der Bevölkerung. „Man müsste dringend mit der massiven Verteilung von Nahrungsmitteln und lebensnotwendigen Gütern beginnen.“ Dafür seien die Wiedereröffnung des Flughafens und zumindest eines der beiden Häfen wichtig.
Der Pfarrer hofft auf anhaltende Unterstützung aus den USA für Haiti. Ohne die USA laufe „anderthalb Stunden von Miami entfernt“ nichts. Positiv sieht er den Übergangsrat, der unter der Schirmherrschaft der Karibischen Gemeinschaft (Caribbean Community, CARICOM) steht. „Der Rat scheint zu funktionieren.“ Doch erst die nächsten Wochen würden zeigen, „ob wir wirklich auf dem richtigen Weg sind“.
(fides – sk)
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