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Polizeibeamte vor einer Kirche in Jaranwala, wo es im August 2023 zu schweren Ausschreitungen kam (Archivbild) Polizeibeamte vor einer Kirche in Jaranwala, wo es im August 2023 zu schweren Ausschreitungen kam (Archivbild)   (AFP or licensors)

Pakistan: Christen protestieren nach Mob-Angriffen

Ihm wurde Blasphemie vorgeworfen: Nach dem Angriff eines muslimischen Mobs auf einen christlichen Fabrikbesitzer im Bezirk Sargodha im Punjab protestieren Christen gegen die fortwährende Gewalt. „Wir fordern Gerechtigkeit für die [christliche] Gemeinschaft. Die Tragödien wiederholen sich“, sagte Nosherwan Iqbal, Vorsitzender des Friedenskomitees in der Hazara-Division in der nordwestlichen Provinz Khyber Pakhtunkhwa.

Von der Stadt Peshawar in Khyber Pakhtunkhwa bis zum südlichen Karachi in Sindh versammelten sich Christen in großer Zahl, um gegen den Angriff eines aufgewiegelten Mobs auf zwei Häuser und eine Schuhfabrik im Bezirk Sargodha im Punjab zu protestieren. „Unser Bruder, ein Geschäftsmann, wurde zum Opfer. Wir sind friedliche Menschen, die an ihre Grenzen gebracht werden“, sagte Iqbal am 26. Mai gegenüber UCA News.

Der christliche Fabrikbesitzer Nazir Masih war beschuldigt worden, in seinem Wohngebiet in der Mujahid-Kolonie Koranseiten verbrannt zu haben. Daraufhin wurde er von einem mit Schlagstöcken, Ziegeln und Steinen bewaffneten Mob angegriffen, an dem mehr als 400 Personen beteiligt waren.

Angst unter Christen

Mehr als 200 christliche Familien aus Sargodha, die Hälfte von ihnen Katholiken, sind bereits geflohen, nachdem es in der Provinz Punjab im August letzten Jahres schweren Ausschreitungen wegen angeblicher Blasphemie kam.

Blasphemie ist ein Vergehen, das in Pakistan mit dem Tod bestraft wird. Bisher wurde jedoch noch niemand von der Regierung hingerichtet. Dennoch kam es in dem südasiatischen Land mit 241 Millionen Einwohnern, in dem weniger als 1,59 Prozent der Bevölkerung Christen sind, in zahlreichen Fällen zu Lynchjustiz.

Missbrauch für persönliche Abrechnungen

Das drakonische Blasphemiegesetz in dem islamischen Land wird häufig gegen die Minderheiten der Christen, Hindus, Sikhs und Ahmadi eingesetzt, um persönliche Rechnungen zu begleichen.  Die Minorities Alliance Pakistan (MAP) forderte die Bestrafung der Gewalttäter in Sargodha.

Iqbal erinnerte daran, dass im vergangenen Jahr ein Mob Kirchen und 80 Häuser in Jaranwala in der Diözese Faisalabad angegriffen hatte, nachdem zwei örtliche Christen der Schändung des islamischen heiligen Buches beschuldigt worden waren.

Ein Mitglied der presbyterianischen Kirche, das in Sargodha schwere Verletzungen erlitten hat, wird in einem Krankenhaus behandelt, und seine Familienangehörigen werden in Verwahrung gehalten, nachdem sie von Sicherheitskräften gerettet wurden.

Anzeige löst Angriff aus

Masih habe den Koran entweiht und „verbreitete religiösen Hass, indem er die Gefühle von Muslimen verletzte und den Frieden in der Gegend gefährdete“, so Muhammad Jahangir, ein Berater und Immobilienmakler, in seiner Anzeige bei der Polizei, woraufhin es zu dem Mob-Angriff kam. Die Polizei hat inzwischen gegen 450 unbekannte Personen ein Verfahren nach dem Anti-Terror-Gesetz eingeleitet und 25 Personen wegen des Angriffs auf Masih festgenommen.

Schwarzer Tag für Christen

Bei einer Demonstration erklärten Christen in Peshawar den 25. Mai zum „schwarzen Tag“, während mehr als 500 Demonstranten auf dem Faisalabad District Council Chowk im zentralen Punjab zwei Stunden lang den Verkehr blockierten. 20 Frauen hätten aus Protest ihre Dupattas (Kopftücher) verbrannt, sagte Akmal Bhatti, ein katholischer Politiker und Vorsitzender der MAlPakistan.

„Wir haben das Gefühl, dass unsere Würde nicht sicher ist. Wenn unsere Männer unter einem heiklen religiösen Gesetz schikaniert werden, müssen die Frauen leiden und ihre Töchter vor Gericht erscheinen“, sagte eine weibliche Koordinatorin der MAP, die anonym bleiben wollte. „Der Mordversuch in Sargodha hat die Gemeinschaft und unsere Kinder deprimiert“, fügte sie hinzu.

Weitläufige Proteste

In Karachi protestierten Christen vor dem Presseclub und forderten die Entlassung hochrangiger Polizeibeamter. Videoaufnahmen des Mobangriffs zeigten, dass die Polizei nichts unternahm, während die Sicherheitskräfte diese Darstellung dementierten.

Die Bezirksverwaltung von Sargodha hat Kundgebungen verboten und bis zum 31. Mai den Paragrafen 144 verhängt, ein Gesetz aus der Kolonialzeit, das öffentliche Versammlungen verbietet. Zusätzliche Polizeikräfte wurden zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung eingesetzt.

David John, der Pfarrer der katholischen Kirche Divine Mercy in der Mujahid-Siedlung, in der der Mob-Angriff stattfand, sagte, die Situation sei jetzt unter Kontrolle. Doch nur wenige Familien seien zurückgekehrt, obwohl die Polizei ihnen Schutz zugesichert habe, fügte der Priester hinzu. Weniger als 50 Katholiken hätten am 26. Mai am Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in der Mujahid-Siedlung teilgenommen, klagte er. „Wir sind besorgt über die wiederholten Angriffe“, so John, der jetzt als Mitglied des von der Bezirksverwaltung eingerichteten Friedenskomitees fungiert.

(ucanews - cs)

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27. Mai 2024, 11:45