Polen: Seligsprechungs-Prozess für 25-jährige Missionarin eröffnet
Viktoria Samp - Krakau
Das Verfahren für die junge Polin Helena, die 2017 bei einem Raubüberfall während ihres Missionsaufenthalts in Bolivien ermordet worden ist, wurde im April 2024 durch den Krakauer Erzbischof Marek Jędraszewski angekündigt und an diesem Freitag feierlich eröffnet. „Die Dauer des Prozesses ist nicht schätzbar, da dies von vielen Aspekten abhängt“, so der Postulator des Verfahrens, Paweł Wróbel SDS.
Wie der Direktor des missionarischen Freiwilligendienstes der Salvatorianer, Mirosław Stanek SDS, in diesem Zusammenhang zu bedenken gab, beruhe der Seligsprechungsprozess nicht auf einem Martyrium, sondern auf den heroischen Tugenden der Missionarin. Deshalb ist den Regeln zufolge für einen positiven Abschluss des Prozesses unter anderem der Nachweis eines Wunders erforderlich.
Schon kurz nach dem Tod der jungen Missionarin verbreitete sich der Ruf eines heiligen und der Kirche und Gott gewidmeten Lebens. So nahmen an ihrer Bestattung rund 4.000 Menschen teil. Zahlreiche Menschen berichteten bereits von Wundern, die sie dem Wirken der Dienerin Gottes zuschreiben. Meistens sind dies Wunder, die mit Kindern im Zusammenhang stehen, vor allem bei Schwierigkeiten, Nachwuchs zu bekommen. Viele Menschen, die von dem Leben Helenas hören, fühlen sich zum ehrenamtlichen Engagement inspiriert. Nach ihrem Tod ist auch schnell eine nach ihr benannte Stiftung gegründet worden, die den ärmsten Kindern weltweit helfen soll. Weitere Gläubige, die Wunder oder erhörte Gebete auf die Fürsprache von Helena zurückführen, sind eingeladen, sich bei den Postulatoren des Verfahrens zu melden.
Wer war Helena Kmieć?
Helena Agnieszka Kmieć kam am 09.02.1991 in Krakau (Polen) zur Welt und wuchs in dem kleinen Ort Libiąż auf. Sie hatte eine um zwei Jahre ältere Schwester. Ihre leibliche Mutter verstarb wenige Wochen nach ihrer Geburt und ihr Vater heiratete erneut. Schon früh war Helena in der Kirche aktiv, zunächst im Chor und in der Licht-Leben-Jugend, später bei der Caritas, bei der Organisation des Weltjugendtages 2016 in Krakau sowie in kirchlichen Jugendgruppen. Helena war auf vielen Gebieten sehr begabt und außerordentlich reif. So übersprang sie die 4. Schulklasse und erhielt ein Stipendium für einen Schulabschluss in Großbritannien. Als sie beim Vorstellungsgespräch danach gefragt wurde, was sie tun würde, wenn sie die Gelegenheit zu dieser Ausbildungsreise hätte, ihren Glauben dort aber nicht praktizieren könnte, antwortete sie, dass sie auf solch eine Reise verzichtet hätte. Während des Studiums des Chemieingenieurwesens nahm sie fast täglich an der heiligen Messe teil. Neben dem Studium absolvierte sie auch die Musikschule.
In einem ihrer Bewerbungsschreiben für die Missionstätigkeit schrieb Helena: „Ich habe Gottes Gnade […] erhalten, und ich muss dieses Geschenk weitergeben! Alle Fähigkeiten, die ich habe, die Fähigkeiten, die ich erwerbe, die Talente, die ich entwickle – sind nicht dazu gedacht, mir zu dienen, sondern damit ich sie nutzen kann, um anderen zu helfen. Das größte Geschenk ist, dass ich Gott kenne und ich kann es nicht für mich behalten, ich muss es weitergeben! Wenn ich jemandem helfen, zum Lächeln bringen, glücklicher machen, etwas beibringen kann – dann möchte ich es tun!“ Die Missionsreisen führten sie nach Ungarn, Sambia, Rumänien und schließlich im Januar 2017 nach Cochabamba (Bolivien), wo sie in einem Kindergarten helfen sollte. Die Entscheidung zum Dienst in Bolivien fiel, nachdem sie an ignatianischen Exerzitien teilgenommen hatte.
Die letzten Tage
In den ersten Tagen ihres Aufenthaltes dauerten in Bolivien noch Ferien an, daher bestand ihre Arbeit in der Vorbereitung der Einrichtung, die schon in Kürze zahlreiche Kinder beherbergen sollte. In der Nacht des 24. Januars jedoch wurde Helena im Zug eines Raubüberfalls von Romualdo Mamio Dos Santos gegen 1:25 Uhr örtlicher Zeit mit vierzehn Messerstichen ermordet.
Die Bestattungszeremonien hatten staatlichen Charakter. Ihr Leichnam wurde auf dem Pfarrfriedhof in Libiąż, ihrer Heimatstadt, beigesetzt. Posthum wurde ihr vom Staatspräsidenten Andrzej Duda das Goldene Verdienstkreuz für ihre karitativen und sozialen Aktivitäten und ihr Engagement für hilfsbedürftige Menschen verliehen. Schon kurz nach ihrem Tod verbreitete sich der Ruf eines heiligen und der Kirche und Gott gewidmeten Lebens.
Die Vorbereitungen zu dem am Freitag offiziell eröffneten Seligsprechungs-Prozess begannen im Dezember 2022. Nach der Unbedenklichkeitserklärung („nihil obstat“) des Vatikans konnte nun ein Tribunal/Schiedsgericht vereidigt werden, das Zeugen verhören und Beweise sammeln wird, um die Heiligmäßigkeit von Helenas Leben zu prüfen.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.